Baumstamm auf dem Weg

Heute Morgen fuhr ich mit dem Rad zu einem Auftraggeber. An einer Ampel überquerte ein blinder Mensch die Straße, und ich musste sofort an die Blogparade von blindleben denken, in der es um Begegnungen mit blinden Menschen ging.

Ich stand da also mit dem Fahrrad an der – für mich roten – Ampel und wartete, bis der Mensch die Straße überquert hatte. Ich beobachtete ihn dabei und dann fiel mein Blick auf die eigentlich viel zu hohen Bordsteinkanten, die schon für sehende Fußgänger und Radfahrer gefährlich sind. Am liebsten hätte ich ihn vor der Gefahr gewarnt, aber mir ist schon bewusst, dass blinde Menschen diese Gefahren sehr gut ohne Warnung meistern und so war es dann natürlich auch in diesem Fall.

Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie blinde Menschen sich in der Stadt zurechtfinden. Fasziniert auch, weil all die Stadtdesigner, die Planer und wer für die Gestaltung der Stadt so verantwortlich ist, sich nicht wirklich darum kümmern, wie Menschen, die von der gesetzten gesellschaftlichen Norm abweichen, damit klarkommen. Wir Menschen, die irgendwie dieser Norm entsprechen, sind da doch irgendwie Behinderer! Wir behindern mit unserer Fixierung auf den Norm-Menschen Menschen, die eben nicht dieser Norm entsprechen. Wir behindern sie, schränken sie in ihrem Bewegungsradius ein, weil wir uns nicht bewusst sind, dass die Welt, die wir schaffen, für viele eben keine Barrierefreie Welt ist.

Meine Kontakte mit blinden Menschen sind tatsächlich auf diese zufälligen Begegnungen beschränkt. Ich sehe sie, wie sie sich souverän durch die Fußgängerzone bewegen. Und es sind ja nicht nur blinde Menschen, die sich souverän durch unsere NORMalo-Welt bewegen, obwohl wir NORMalos sie behindern, weil wir mit unserer Ausrichtung Behinderer sind.

Als ich meine Oma damals mit ihrem Rollstuhl durch die Gegend geschoben habe, damit sie weiterhin an der frischen Luft unterwegs sein kann, war jeder Bordstein ein Hindernis. Ein Hindernis für mich! Wie geht es da Rollstuhlfahrern, die keine Hilfe haben? Und es sind ja nicht nur Bordsteinkanten, es sind ja auch Geldautomaten, die viel zu hoch hängen, Waschbecken, die nicht erreichbar sind und viele andere Dinge, über die wir als NORMalos gar nicht nachdenken, weil sie unserer Norm entsprechen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir bieten Ihnen an, auf unseren Internetseiten Fragen, Antworten, Meinungen oder Bewertungen, nachfolgend nur „Beiträge genannt, zu veröffentlichen. Sofern Sie dieses Angebot in Anspruch nehmen, verarbeiten und veröffentlichen wir Ihren Beitrag, Datum und Uhrzeit der Einreichung sowie das von Ihnen ggf. genutzte Pseudonym.

Rechtsgrundlage hierbei ist Art. 6 Abs. 1 lit. a) DSGVO. Die Einwilligung können Sie gemäß Art. 7 Abs. 3 DSGVO jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Hierzu müssen Sie uns lediglich über Ihren Widerruf in Kenntnis setzen.

Darüber hinaus verarbeiten wir auch Ihre IP- und E-Mail-Adresse. Die IP-Adresse wird verarbeitet, weil wir ein berechtigtes Interesse daran haben, weitere Schritte einzuleiten oder zu unterstützen, sofern Ihr Beitrag in Rechte Dritter eingreift und/oder er sonst wie rechtswidrig erfolgt.

Rechtsgrundlage ist in diesem Fall Art. 6 Abs. 1 lit. f) DSGVO. Unser berechtigtes Interesse liegt in der ggf. notwendigen Rechtsverteidigung.

Auszug aus unserer Datenschutzerklärung.