Ich habe einen Podcast zum Thema „Aufhören“ gehört. Als Rahmenhandlung geht es dort um eine Familie, die mit ihrem bisherigen Leben aufhört, um ein Jahr lang nach Norwegen zu gehen. Zwischendrin gibt es dann noch andere Stimmen zu dem Thema, am Ende auch eine, die einen etwas größeren Blickwinkel einnimmt, aber es fehlt dann doch immer noch was.

Aufhören, das hört sich im Podcast so einfach an. Es braucht halt nur ein wenig Mut, um mit dem Alten aufzuhören. Dann aber – wenn dieser Mut vorhanden ist und der Schritt gegangen wird – bringt das Neue soviel Schönes ins Leben. Aber „Aufhören“, ist ein Privileg! Dieser Blickwinkel fehlt im Podcast. Der Mut, der angesprochen wird, das ist der Mut, eigene Privilegien aufzugeben. Es ist der Mut, sich aus seinem sicheren Umfeld hinauszuwagen, um seiner Neugierde auf neues etwas bieten zu können. Natürlich ist da auch immer eine Sehnsucht dabei, etwas, was einem am Alten stört. Eine Enge, die einem nicht mehr guttut, die schmerzhaft ist. Um diese Enge hinter sich zu lassen, braucht es aber meist das Privileg, sich ein gewisses finanzielles Polster aufgebaut zu haben. Einen Rückhalt, der es überhaupt erst möglich macht, einfach aufzuhören, zumindest dann, wenn da noch Verantwortung für andere Menschen ist. Kinder oder Angehörige, die von einem abhängig sind.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es viele Abhängigkeiten gibt, in der es auch Verpflichtungen gibt, die nicht einfach so aufhören, wenn jemand mit etwas aufhört. Natürlich klingt im Podcast an, dass das Aufhören dann doch nicht so einfach ist, aber eben doch möglich, wenn du die privilegierte Handlungsoption hast, einfach aufhören zu können, ohne dass du damit gleich aufhörst, deinen Verpflichtungen nachzukommen. Du kannst aber eben nicht einfach aufhören, wenn du mit dem, womit du aufhören möchtest, deine Existenz sicherst und die Existenz von Angehörigen. Wenn du kein finanzielles Polster hast, sondern du von dem, was dich einengt, was dir nicht mehr guttut, was dir Schmerzen bereitet, was dich unglücklich macht, leben musst. Dann ist Aufhören etwas, was unerreichbar ist, auch wenn du eigentlich den Mut hättest, damit aufzuhören. Zumindest dann, wenn du alleine wärst und du keine Verantwortung für andere Menschen tragen würdest.

Ich meine, es gibt sicher Menschen, die nicht vom Aufhören träumen, aber viele tun es, können es aber nicht. Nicht, weil ihnen der Mut fehlt, sondern weil ihnen das Privileg fehlt, aufhören zu können. Ich würde zum Beispiel gerne einfach ein Jahr lang auf mein Fahrrad steigen und durch Europa radeln, aber es geht nicht. Obwohl ich keine Kinder habe, die ich ernähren müsste, sondern weil es in unserer Gesellschaft die Abhängigkeit vom Geld gibt.

Und ja, es gibt natürlich doch die ganz Mutigen, die sich über diese Abhängigkeit gar keine Gedanken machen und dennoch ausbrechen, aber wenn du genau hinschaust, haben viele von denen dann doch ein Sicherungsnetz, was halt wieder ein Privileg ist, was nicht alle haben.

Oje, mir war nicht bewusst, wie viele Gedanken ich mir über das Aufhören machen kann. Wie sieht es bei euch mit dem Aufhören aus?

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