Ich glaube, ich werde ab jetzt in jede Diskussion mit irgendwelchen Vorurteilen hineingehen, denn die werden einem ja eh vorgeworfen, wenn mensch eine andere Ansicht hat. Jedenfalls ist das derzeit mein Eindruck und somit schon das erste Vorurteil, welches ich ab jetzt haben werde.

Diskutieren um Horizont zu erweitern

Ich finde Diskussionen wichtig und ja, ich mache das, um meine eigenen Argumente zu schärfen oder eben, um diese über Board zu werfen, weil diese sich in einer Diskussion als vollkommener Müll herausgestellt haben. Ich gehe aber in eine solche Diskussion immer mit meinem Erfahrungsschatz, mit dem Wissen, welches ich bis zu dieser Diskussion gesammelt habe. Also auch mit den Verknüpfungen im Gehirn, die sich bis zu diesem Zeitpunkt gebildet haben. Und ich bin mir bewusst, dass das meine Erfahrungen, meine Verknüpfungen sind, die bei anderen komplett anders sein können, oder nur in bestimmten Punkten. Deswegen funktioniert eine Diskussion auch nur, wenn Freiraum für Fragen da ist. Dieser Freiraum ist nicht gegeben, wenn auf eine solche Frage mit irgendwelchen Vorurteilen beantwortet werden, die der Fragende doch zu haben scheint.

Fragen dienen der Einordnung. Wir alle ordnen Informationen irgendwie ein. Und sicher ordne ich Informationen von Person zu Person anders ein, weil jede Person einen anderen Hintergrund hat, andere Erfahrungen gemacht oder eben nicht gemacht hat. Woher soll ich diese Infos aber nehmen, wenn ich nicht nachfrage? Wenn ich also Frage, ob jemand Erfahrungen mit Armut gemacht hat, ob er schon einmal ohne Strom leben musste, für einen gewissen Zeitraum ohne Nahrung oder sogar mit der Angst, in den nächsten Wochen die Wohnung zu verlieren, dann mache ich das nicht, weil ich davon ausgehe, dass diese Erfahrungen nie gemacht wurden, sondern zur Einordnung. Wenn ich davon ausgehen würde, dass diese Erfahrungen nicht vorhanden sind, dann würde ich diese Frage so nicht stellen. Wenn ich aber von etwas als gegeben ausgehe, dann sind es eben wieder Vorurteile, und die bringen keinen weiter.

Diese Fragen dienen also der Einordnung. Muss ich meine Argumente eventuell überprüfen, muss ich eingestehen, dass andere zum Thema der Diskussion bessere Erfahrungswerte einbringen, die ich dann für mich nutzen kann, um meinen Horizont zu erweitern, um andere Verknüpfungen zu schaffen? Oder muss ich eventuell andere Argumente finden, um meine Sichtweise zu vermitteln, weil die Verknüpfungen, die ich zum Thema habe, bei den anderen nicht gegeben sind? Ich kann nicht davon ausgehen, dass jeder denselben Hintergrund hat, wenn ich das machen würde, dann wären wir wahrscheinlich tatsächlich bei einer Diskussion, die nur mit Vorurteilen geführt wird, die aber niemanden weiter bringt. Nur dann kann ich mir die Energie für eine solche Diskussion auch sparen.

Ich habe ja die Befürchtung, dass sehr viele Menschen inzwischen Diskussionen immer gleich als Angriffe auf die eigene Person deuten, sie also gleich in den Abwehrmodus gehen und es nicht um den Austausch von Argumenten und Erfahrungen geht. Das ist traurig, weil genau hier das Problem und die Gefahr für unsere Demokratie liegt. Wenn wir Diskussionen als persönliche Angriffe deuten, dann sind wir nicht offen und vergeben so die Chance, bessere Ideen und Argumente zu entwickeln.

Und warum machst du es dann doch ab und an?

Jetzt werden mir hier einige, die mir auf Twitter und Facebook folgen, vorwerfen, dass ich ab und an Diskussionen auch mit irgendwelchen Vorurteilen abwürge. Mache ich tatsächlich, bei Nazis und Rechtspopulisten (wobei ich nicht sagen will, dass das was anderes ist). Bei allen anderen Diskussionen nehme ich mir aber immer die Zeit, um meine Argumente vorzubringen und diese auch zu Untermauern. Jedenfalls solange, solange es die Gegenseite ebenfalls tut. Wenn dann allerdings ein Tweet kommt, der mir unterstellt, dass ich genau diese Vorurteile habe, die in diesem Tweet erwähnt werden, dann kann solch eine Diskussion nichts bringen.

PS:

Eigentlich wollte ich in diesem Artikel noch auf die Tweets verlinken, die mich dazu gebracht haben, meine Gedanken dazu noch einmal aufzuschreiben. Ich glaube allerdings, dass das auch ohne diese geht, dass dieser Artikel auch so all das vermittelt, was ich schreiben wollte.

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