Impetus, laut Wörterbuch ist das ein anderes Wort für Anstoß, Antrieb oder Schwung. Das passt irgendwie zu meinem Leben, außerdem ist es auch ein schönes Wort! Derzeit fehlt dieser Impetus ein wenig in meinem Leben, wobei „derzeit“ untertrieben ist, denn eigentlich fehlt er seit 2010. Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich in diesem Jahr meine Abiturprüfungen bestanden habe. Seither blieben wirkliche Erfolge aus, also Erfolge, die durch irgendeinen Abschluss belegt sind.

Zwischen den Jahren 2000 bis 2010 hatte ich viel Impetus. 2000 war der erste Anstoß, den ich gebraucht habe, der Grundausbildungslehrgang, den ich damals vom Jobcenter aus machen musste. Wobei es ziemliches Glück war, denn dort lernte ich eine Pädagogin kennen, die mir dabei half, meine schulische Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel zu bekommen. Ohne diese Pädagogin wäre ich damals an meiner Deutschnote gescheitert, die 1999 in mein Abschlusszeugnis geschrieben wurde. Ja, meine Rechtschreibung und Grammatik waren mies, was hier im Blog auch noch zu bestaunen ist, aber mein Ausdruck, meine Leserführung und alles, was in so einem Aufsatz bewertet wurde, war damals schon okay, nur die Rechtschreibung und mein unregelmäßiger Schulbesuch haben mir damals so ein wenig das Genick gebrochen. Die Pädagogin konnte mir aber bestätigen, dass meine Deutschleistungen durchaus auf dem Niveau der Mindestnote waren, die für den Zugang zur schulischen Ausbildung notwendig war und so eröffnete sich mir die Möglichkeit, eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel zu absolvieren.

Das war natürlich Antrieb genug, diese Chance auch zu nutzen. Dieser Impetus führte dazu, dass ich 2002, also nach dem ersten Ausbildungsjahr, meinen mittleren Schulabschluss erreichte, und zwar mit einer Durchschnittsnote von 1,8, was für mich ein absoluter Erfolg war. Zugeben muss ich hier, dass der erste Versuch, den ich ebenfalls im Rahmen des Grundausbildungslehrganges bei einer Nichtschülerprüfung getätigt hatte, gründlich in die Hose ging. Einen zweiten Versuch hätte ich noch machen können, aber wenn ich den wieder nicht bestanden hätte, wäre der Weg zur mittleren Reife verschlossen gewesen und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Musste ich zum Glück auch nicht, da sich mir durch meine schulische Ausbildung die Chance auf den mittleren Schulabschluss eröffnete, was noch einmal zusätzlich Schwung gab, um mich ordentlich anzustrengen! Ich hatte übrigens Glück, dass ich 1999 noch keine Abschlussprüfungen schreiben musste, um einen Schulabschluss zu bekommen. Es wurden nur bestimmte Anforderungen an die Noten gestellt, um einen bestimmten Schulabschluss zu erreichen – meine Noten reichten damals aus, um den erweiterten Hauptschulabschluss zu erhalten. Deswegen war es auch mein erster Versuch, den Realschulabschluss in der Nichtschülerprüfung zu erreichen, wobei es wahrscheinlich auch der erste Versuch gewesen wäre, wenn es damals schon eine Prüfung gegeben hätte, weil ich mit meinen Fehlzeiten und den daraus resultierenden schlechten Noten (Unentschuldigtes Fehlen = Note 6 für die Stunde) gar nicht die Zulassung zur MSA-Prüfung bekommen hätte. Ich halte übrigens nicht viel davon, dass es für solch eine wichtige Sache – und der Schulabschluss ist nun einmal wichtig für das weitere Leben – nur zwei Versuche gibt, aber das ist ein anderes Thema.

Der mittlere Schulabschluss im Jahr 2002 gab mir dann den notwendigen Impetus, um auch meine Berufsausbildung selbst im Jahr 2004 erfolgreich zu beenden, was mir gleichzeitig auch neue Wege eröffnete, denn nur diese beiden Voraussetzungen ermöglichten es mir, dass ich mein Abitur nachholen konnte. Vorher – in den Jahren 2004 und 2005 – musste ich allerdings erst einmal ein kleines Loch durchleben, denn meine Zeit bei der Bundeswehr war nicht wirklich erfolgreich. Neuen Schwung brachte dann meine Schwester, die mir 2006 von der Möglichkeit erzählte, dass ich das Abitur am Abendgymnasium machen könnte. Das war mir bis dahin nicht bewusst, hat mich aber vor dem Fehler bewahrt, auch das Abitur als Nichtschülerprüfung ablegen zu wollen – ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das nicht geschafft hätte.

Ich nahm 2006 also alle meine Unterlagen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich die Voraussetzungen komplett erfülle, und ging damit ins Sekretariat des Abendgymnasiums und bekam dann kurze Zeit später die Mitteilung, dass das der Fall ist und ich in den halbjährigen Vorkurs aufgenommen wurde. Der verlief tatsächlich auch ziemlich erfolgreich und so kam ich ohne Probleme in die Einführungsphase, wo es dann einen kleinen Rückschritt gab, weil ich mir selbst nicht mehr zugetraut habe, dass ich das Abitur schaffen könnte. Ich meldete mich also zum Halbjahr vom Abendgymnasium ab, um mir selbst erst einmal bewusst zu werden, ob ich das wirklich machen will. Ich weiß gar nicht, was der Impetus war, der mich dann davon überzeugte, mich doch wieder anzumelden, sodass ich dann im Jahr 2007 wieder mit der Einführungsphase begann und diese – bis auf Deutsch – auch ziemlich gut abschloss. Damit kam ich dann auch in die Qualifikationsphase, wo ich mich auch in Deutsch wieder steigern konnte, wobei das wahrscheinlich auch an den Lehrer*innen lag, die ich in dieser Phase bekam. Meine mündliche Deutschprüfung habe ich dann übrigens mit 11 Punkten bestanden, was ich so nie erwartet hätte.

2010 habe ich dann also meine Abiprüfungen bestanden und seitdem ist die Luft irgendwie raus. Ja, ich habe mich dann 2012 an der Fernuniversität in Hagen eingeschrieben, aber es fehlte von Anfang an der Antrieb, sodass ich das Studium nie beendet habe und der ist bis jetzt auch nicht wirklich wieder eingekehrt. Es ist zwar nicht so, dass ich in den letzten elf Jahren nichts gemacht hätte, im Gegenteil, ich habe viele neue und interessante Dinge ausprobiert, aber es ist nichts Greifbares, nichts, was ich irgendwie nachweisen könnte. So langsam wird es also Zeit für neuen Impetus, es braucht neuen Schwung in meinem Leben, etwas, was mich wieder Antreibt und was mir einen Anstoß gibt, mich wieder neu zu erfinden.

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