Auswertung zum Wahlkompass

Die Wahl rückt immer näher. Es könnte mir egal sein, denn ich habe mich entschlossen, dieses Jahr nicht zur Wahl zu gehen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, was die vielen Texte, die ich zur Wahl und zur Demokratie in den letzten Wochen geschrieben habe, beweisen. Seit ich wählen darf, war ich bisher immer wählen. Ich kenne die Argumente, die für eine Wahl sprechen, habe selbst genügend Texte dazu geschrieben oder im Podcast darüber gesprochen. Deswegen bringt es nicht viel, wenn ihr mir jetzt auf Twitter mit genau diesen Argumenten kommt, um mich doch davon zu überzeugen, zur Wahl zu gehen.

Ihr dürft es versuchen und ich würde es auch spannend finden, eure Argumente zu hören. Doch das funktioniert nur, wenn ihr dabei auch auf meine Argumente eingeht, wenn ihr euch mit meinen Gedanken beschäftigt, ihr meine Texte lest. Die allgemeinen Argumente, die kenne ich schon und wenn die mich noch überzeugen würden, dann würde ich zur Wahl gehen, oder meint ihr nicht?

Ich habe vor drei Monaten mit dem Text „Geht wählen oder lasst es!“ angefangen. Da habe ich aufgeschrieben, warum ich dieses Jahr nicht zur Wahl gehen werde. Es gab einen kleinen Kommentar auf diesen Artikel, aber keine Diskussion um die aufgeschriebenen Gedanken. Diesen Text habe ich danach in jeder Diskussion zum Thema erwähnt, in der Hoffnung, dass ihr auf die Inhalte eingeht. Es ist nicht passiert, im Gegenteil, es kamen weiterhin nur die Argumente, die schon seit Jahrzehnten kommen, wenn jemand erzählt, dass er nicht zur Wahl geht. Es gab sogar eine Person, die mir nahegelegt hat, nach China, Nordkorea oder in ein anderes Land zu gehen, wo es keine freien Wahlen gibt, wenn ich auf mein Recht verzichten möchte.

Ganz ehrlich, wie oft habe ich in meinem Leben schon gehört, dass ich doch in diese Länder gehen soll, wenn mir unsere Demokratie, unsere Gesellschaft, und/oder unser Kapitalismus nicht gefällt? Viel zu oft! Es ist das letzte Argument, wenn die inhaltliche Auseinandersetzung nicht so funktioniert, wie es sich die Person gegenüber vorstellt. Damit ist allerdings fast nie gemeint, dass die Gegenseite sich mit den Argumenten auseinandersetzt, die ich in die Diskussion einbringe, sondern nur ich soll mich inhaltlich mit den Argumenten der Gegenseite auseinandersetzen.

Das ist schon der erste Punkt, an dem unsere Demokratie krankt. Wir gehen nicht auf die Inhalte des Gegenübers ein, wir wollen unsere Standpunkte durchdrücken und wenn das nicht funktioniert, dann kommen halt Scheinargumente ins Spiel. Ich meine damit nicht, dass wir mit jeder Person diskutieren müssen, es gibt Personengruppen, mit denen kannst du nicht diskutieren, weil sie bereits ein geschlossenes Weltbild haben, weil sie nicht bereit sind, sich mit anderen Inhalten zu beschäftigen. Aber genau das ist die Grundlage einer Demokratie und wenn wir Demokraten sein wollen, dann müssen wir auch offen sein, uns mit den Inhalten und Gedanken anderer Menschen zu beschäftigen. Nur so kann das mit dem Diskutieren und dem Austausch von Argumenten funktionieren.

Mir ist bewusst, dass das Internet eine Flut an Informationen liefert, dass wir die Informationen sortieren müssen, damit wir mit der Flut der Informationen überhaupt umgehen können. Dass da ein Blog wie meiner, in dem ich nur meine persönlichen Gedanken und Kurzgeschichten teile, untergeht und kaum interessiert, ist mir deswegen auch bewusst. Wenn ich allerdings in einer Diskussion dann einen Text teile, dann wäre es schön, wenn sich die Person, die mit mir diskutieren möchte, auch die Zeit nimmt, um diesen Text zu lesen. Es sind ja meist keine Romane, es dauert meist keine fünf Minuten, um sich mit dem Text auseinanderzusetzen.

Es sind noch einige Tage bis zur Wahl und ich bin weiterhin offen für eure Argumente. Vielleicht ist ja das Argument dabei, welches mich dann doch überzeugt, am Wahlsonntag zur Wahl zu gehen.

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