Derzeit veranstalte ich auf einem anderen Blog ja die Blogparade #EuropaundIch, die am 07. Juni 2024 endet. Natürlich möchte auch ich die Frage beantworten, die ich in dieser Blogparade gestellt habe. Diese Antwort folgt jetzt in den folgenden Zeilen und wer von euch noch Lust und Zeit hat, darf natürlich auch noch bis zum 07. Juni an dieser Blogparade teilnehmen und einen Artikel schreiben.
Frage: „Was ist Europa für dich?“
Europa ist für mich in erster Linie ein Raum von Möglichkeiten. Ein Raum, der die größten Freiheiten innerhalb Europas enthält, ist die EU, weswegen ich hoffe, dass noch viele Länder Europas den Weg in die EU finden werden.
Ein einfaches Beispiel für diese Freiheiten ist mein Traum, einfach mal mit dem Fahrrad durch ganz Europa zu radeln. Das ist innerhalb der EU relativ einfach, weil ich mich – von jetzt auf gleich – nur auf mein Fahrrad setzen müsste und könnte dann sofort losfahren. Theoretisch ganz ohne Vorbereitungen, denn ich muss mir keine Gedanken über die Grenzen innerhalb der EU machen. Mein Personalausweis reicht, ich brauche keinen Pass, kein Visum, um die Grenzen zu überqueren. Ich muss mich nirgendwo anmelden und darf dann auch in dem Land bleiben, ohne mir Gedanken machen zu müssen, in welchem Zeitraum ich das Land besuchen darf, bevor ich es wieder verlassen muss. Ich kann mir einfach die Zeit nehmen, die ich brauche. Schon cool!
In einem bestimmten Teil der EU muss ich mir nicht einmal Gedanken machen, zu welchem Wechselkurs ich meine Währung in die Landeswährung tauschen kann, weil meine Währung einfach auch dieselbe ist, die in diesem Land gilt, weil wir eine gemeinsame Währung haben. Schon ziemlich geil!
Mir ist dabei natürlich bewusst, dass das ein Privileg ist, welches ich da habe. Ein Privileg für Menschen, die die passende Nationalität besitzen, die also Bürger*Innen der EU sind.
Der Möglichkeitsraum aber, von dem ich sprach, enthält auch die Chance, dass dieses Privileg irgendwann für alle Menschen in ganz Europa gilt und – sobald allen klar wird, wie verdammt wertvoll eine Welt ohne Grenzen sein könnte – dann auch für alle Menschen auf dieser Welt. Okay, dann wäre es kein Privileg mehr, aber wenn es sich so auflöst, dann bin ich gerne bereit, darauf zu verzichten.
Uns muss aber klar werden, dass das nur möglich ist, wenn wir nicht wieder in die Nationalstaaterei zurückfallen, wenn wir nicht wieder dem Stammesdenken verfallen und deswegen andere Menschen abwerten, die nicht zu unserem Stamm gehören. Europa als Möglichkeitsraum, in welchem die Gleichheit der Menschen endlich gelebt wird, kann kein Raum von Nationalstaaten sein, sondern ein Raum, in dem Grenzen für immer überwunden sind.
Und ja, davon sind wir noch sehr weit entfernt! Die AfD in Deutschland und all die rechtsextrem und/oder faschistischen Parteien in Europa und in der EU zeigen, dass sich derzeit einige dieses Stammesdenken zurückwünschen. Das macht mir Angst, weil dieses Stammesdenken andere Menschen exkludiert, weil die Aufwertung des eigenen Stammes auch immer die Abwertung der anderen Stämme in sich trägt. Weil diese Abwertung zu Konflikten führt und diese Konflikte dann wieder zu Kriegen. Kriege, in denen dann Menschen sinnlos sterben, nur weil sinnloses Stammesdenken zur Überhöhung des eigenen Stammes und zur Abwertung des anderen Stammes führt.
Europa ist der Möglichkeitsraum, in welchem wir Probleme gemeinsam lösen können, ohne dass wir anderen die Schuld für diese Probleme geben. Ein Friedensraum also, in dem wir lernen können, allen Menschen dieselben Rechte zu geben, einem Raum, in dem Werte für alle gelten und nicht nur für ausgewählte Stämme. Ein Raum, in dem die Möglichkeit besteht, das gute Leben für alle zu finden und damit dann die ganze Welt anzustecken – im positiven Sinne.
Europa ist der Kontinent, auf dem ich geboren wurde. Der Kontinent, der durch Nationalismus und Faschismus gespalten und verwüstet wurde. Ein Kontinent, der Leid und Unterdrückung, Massenmorde und Versklavung über die ganze Welt gebracht hat, der jetzt aber mit der EU den Möglichkeitsraum hätte, um das gute Leben für alle zu erreichen!
Dazu muss Stammesdenken überwunden werden, muss die Abschottungspolitik ein Ende finden, müssen neue Formen für das Wirtschaften und für das gesellschaftliche Zusammenleben entworfen und gelebt werden. Menschenrechte müssen endlich für alle gelten, nicht nur für ausgewählte Stämme innerhalb der EU!
Das ist noch ein weiter Weg, auf dem die Verführungen des Nationalismus auf uns warten, der mit seinem Populismus verspricht, uns die vermeintlich leichteren Wege zu einem guten Leben aufzuzeigen. Wege, die vermeintlich mit weniger Anstrengung verbunden sind, die uns dann aber wieder ins Verderben führen, in Spaltung, in Konflikte durch Abwertung der anderen und Aufwertung der eigenen Gruppe. Ich hoffe, dass wir dennoch den richtigen Weg finden, auch wenn dieser anstrengender ist und wir so die Möglichkeiten umsetzen, die uns dieser demokratisch organisierte Raum bietet. Wir müssen ihn dafür aber auch weiterhin demokratisch organisieren, die Demokratie dabei stärken, sie ständig ausbauen und dabei auch ständig erneuern.
Für die Fahrradtour durch Europa fehlt mir derzeit leider noch das Geld! Ich hoffe aber, dass mir – wenn ich dann das Geld habe – nicht der Möglichkeitsraum Europa fehlt!