Ich lese gerade das Buch „Es reicht! Für alle! (Amazon Partnerlink)“ und einem Kapitel wurde die Frage gestellt, was zu einem guten Leben gehört. Ich finde die Frage interessant, weil wir uns alle wohl erst einmal bewusst darüber werden müssen, was zu einem guten Leben gehört.
Was gehört für mich dazu?
Grundlegend gehört für mich zu einem guten Leben eine sichere Wohnung, Strom, sauberes Wasser, Essen. Aber das ist natürlich nicht alles. Zu einem guten Leben gehört für mich auch dazu, dass man sich nicht jeden Tag darüber Gedanken machen muss, wie man den nächsten Tag finanziert. Dass man nicht zwischen frischem Obst für einen Tag oder Essen für eine ganze Woche entscheiden muss. Es gehört dazu, dass alle Rechnungen bezahlt sind und man sich nicht darüber Gedanken machen muss, wie man denn die GEZ wieder bezahlt, oder den Zusatzbeitrag zur Krankenversicherung. Es wäre schön, wenn man sich in einem guten Leben nicht jeden Tag darüber Gedanken machen muss, ob man im nächsten Monat seine Arbeit noch hat, oder ob man arbeitslos ist. Ebenso sollte man, wenn man krank ist, dies auch, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, auskurieren, ohne mit der Angst zu leben, nach der Krankheit entlassen zu werden.
Ich glaube, ich könnte diese Liste weiter fortsetzen, worauf ich aber hinaus möchte, ist, dass zu einem guten Leben dazugehört, dass man finanziell abgesichert ist. Dass das Einkommen dazu reicht, um wirklich die grundlegenden Dinge finanzieren zu können. Dabei geht es nicht darum, dass man sich jeden Luxus leisten kann, aber die Teilnahme am sozialen Leben sollte schon ermöglicht sein. Ebenso die Möglichkeit, dass man sich gesund ernährt, dass man Zugang zu Büchern hat – zur Bildung generell – und dass man Respekt erfährt und nicht ausgegrenzt wird, nur weil man nicht jeden Trend mitmachen kann oder will.
Natürlich gehört auch politische Teilhabe dazu, Meinungsfreiheit und vieles mehr. Ich kann das gar nicht alles aufzählen, aber eines gehört nicht dazu: Ausgrenzung von sozialschwachen Menschen! Menschen dürfen aus der Gesellschaft nicht ausgegrenzt werden, nur weil sie sich kein Iphone leisten können.
Was gehört für euch zu einem guten Leben?
Mich würde natürlich auch interessieren, was für euch zu einem guten Leben dazugehört und auf was ihr verzichten könntet.
Blogartikel zum Thema:
Ich will hier nur auf einen Aspekt eingehen, der für mich wichtigste, jedoch hier nicht wirklich angesprochene.
Was hilft dir Wohnung, Strom, Wasser, Essen, Arbeit und Bücher… wenn du keine Gesundheit hast?
Gesundheit steht für mich über allem, denn ohne Gesundheit hat man auch von all dem anderen, schönen am Leben nicht viel bis rein gar nichts.
Mein Wort zum Wochenende! 🙂
Gesundheit ist ein Problem, was viele arme Menschen besonders hart trifft. Sie leben meist in Wohnungen, in welchen die Fenster undicht sind, sich an den Wänden Schimmel bildet und vieles mehr. Sie können nicht zum Arzt gehen (habe ich glaube angesprochen), weil sie Angst um ihre Arbeitsstelle haben müssen. Ihre Knochen und Gelenke gehen schneller kaputt, weil die Armen meist die Arbeit machen, die auf Gelenke und Knochen gehen und vieles mehr. Wer Arm ist hat es sehr schwer Gesund zu Leben und stirbt deswegen auch meist 7-14 Jahre eher.
Jetzt stellen wir uns aber mal Menschen mit einem festen Job und einem mittleren Einkommen vor, das jedenfalls ausreicht, um all die im Artikel genannten Erfordernisse zu bezahlen.
Haben sie alle ein „gutes Leben“? REICHT die finanzielle Absicherung (plus Gesundheit) dazu aus?
Es gibt ja diese Beispiele von Lotto-Gewinnern, für die der Geldsegen binnen kurzer Zeit zur sozialen Katastrophe wurde. Und es gibt Menschen, die sich in ihren sicheren Jobs zu Tode langweilen und depressiv werden.
Finanzielle Grundversorgung ist m.E. eine not-wenige, aber keine hinreichende Bedingung für ein „gutes Leben“. Dazu braucht es auch individuelles Engagement, Leidenschaft, manchmal Wagemut – vor allem aber soziale Verbundenheit, Teilhabe, gelebte Mitverantwortung für mehr als das kleine Ich.
Das Problem ist aber, dass in unserer westlichen Welt dieses soziale Zusammenleben eben auch vom finanziellen Stand abhängt. Bist du arm, wirst du ziemlich schnell ausgegrenzt. Freunde drehen dir den Rücken zu, die Person selbst versinkt in ein Schamgefühl, welches sie eigentlich nicht bräuchte. Hinzu kommen die Vorurteile gegenüber Armen Menschen, dass sie selbst an ihrer Situation schuld sind, dass sie faul sind und das sie an ihrer Situation nichts ändern wollen. Deswegen ist es schwer die soziale Teilhabe tatsächlich zu Leben, wenn man Arm ist.
Hinzu kommt, dass diese Menschen eben auch Probleme haben ihre sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Sie können niemanden mehr zum Essen einladen, oder mit denen ins Kino gehen, oder Bowling spielen.
Sicher gibt es Menschen, die sich von diesen Vorurteilen nicht einschüchtern lassen und die sich organisieren, aber es sind noch zu wenige, weil diesen Menschen einfach das Selbstvertrauen fehlt, leider.
Ohne auf deine Blog-Frage einzugehen, fällt mir auf, dass du, wenn du eigentlich „Finanzschwäche“ meinst, den Begriff „sozial-schwach“ verwendest.
(leider eine weit verbreitete und seit uralt-Zeiten verwendete Wortgruppe)
So wie ich den Begriff „sozial“ verstehe, und ob jemand darin schwach o. stark ist, steht das nicht zwangsläufig in Abhängigkeit des Geldkontos.
Ich nutze bewusst diese Wortgruppe „sozial schwach“ nicht mehr, wenn ich den Finanzstatus beschreiben will. „einkommensschwach“ „geringes Einkommen“ oder so.
Evi, ich benutze bewusst sozial-schwach, die Begründung dafür findest du in meinen Kommentar davor. Es gibt sicher ausnahmen, aber die meisten einkommensschwachen Menschen stehen auch in ihren sozialen Kontakten eher schwach da.
@Sven,
da verstehen wir unterschiedlich diesen Begriff „sozial“, Wikipedia beschreibt das ganz gut, im umgangssprachlichen Sinne: http://de.wikipedia.org/wiki/Sozial#Umgangssprachlicher_Gebrauch
„In der Umgangssprache bedeutet „sozial“ den Bezug einer Person auf eine oder mehrere andere Personen; dies beinhaltet die Fähigkeit (zumeist) einer Person, sich für andere zu interessieren, sich einfühlen zu können, das Wohl Anderer im Auge zu behalten (Altruismus) oder fürsorglich auch an die Allgemeinheit zu denken. Aber es bedeutet auch, anderen zu helfen und nicht nur an sich selbst zu denken. Zahlreiche Abschattierungen bestehen, so zum Beispiel, gegenüber Untergebenen großmütig oder leutselig zu sein, gegenüber Unterlegenen ritterlich, gegenüber Gleich- und Nichtgleichgestellten hilfsbereit, höflich, taktvoll und verantwortungsbewusst. Unsozial in diesem Sinne handelt, wem all das abgeht. Asozial (oft mit absprechendem Beiklang) ist, wer (fast) unverbunden mit ihr ‚am Rande‘ der Gesellschaft lebt, wer sich nicht in sie ‚einfügen‘ kann oder zumal, wer als ihr Schädiger angesehen wird.“
Und jetzt musst du dir noch überlegen, was viele Besserverdiener über Hartz 4 Empfänger und Niedriglöhner denken. Es ist doch genau das, was dort oben steht. Leider und genau dieses Denken müsste durchbrochen werden um aus sozial-schwachen Personen wirklich einfach nur einkommensschwache Personen zu machen.
„. Leider und genau dieses Denken müsste durchbrochen werden um aus sozial-schwachen Personen wirklich einfach nur einkommensschwache Personen zu machen.“
Da bin ich doch bei dir 🙂 Und das will ich ja mit meiner bewussten Verweigerung zu „sozial schwach“ erreichen. Vielleicht sollte ich doch einen Disclaimer in meinen Blog setzen :D)
„Und jetzt musst du dir noch überlegen, was viele Besserverdiener über Hartz 4 Empfänger und Niedriglöhner denken.“
„viele“ ist relativ. Manche behalten immer ihren jeweiligen Tunnelblick. Auch umgekehrt. Es kommt sicherlich, auch mit drauf an, welche Medien konsumiert werden. Bei Only-BILD-Lesern würde man sowas nicht erreichen.
Wenn die bewusste Verweigerung diesen Begriff zu verwenden etwas an den Vorurteilen ändern würde, wäre ich sofort mit dabei. Nur glaube ich nicht, dass das gelingen wird. Die Vorurteile werden bestehen bleiben, solange man sie nicht klar benennt und man sich dagegen stellt.
Das ganze geht mir zu sehr in Richtung Finanzen. Was ich daher hier sehr vermisse, sind all die sozialen Kontakte, wie Freunde und Familie. Weil ohne die, wäre das einfach kein gutes Leben und echte Freunde, halten einem auch die Stange, wen es einem finanziell usw. mal schlechter geht. Alles andere sind keine Freunde, sondern höchstens mal Bekannte bzw. Bekanntschaften.
Naja, das mit den sozialen Kontakten habe ich ja schon im Kommentar davor erklärt. Natürlich kann man sagen, dass das keine echten Freunde sind. Man kann aber auch sagen, dass es eben sehr schwer fällt soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, die man mit einem höheren sozialen Stand aufgebaut hat, weil plötzlich nicht mehr das Geld da ist, um die gemeinsamen Interessen zu verfolgen. Sei es Theaterbesuche, oder Sport, oder regelmäßige Kinobesuche.
Ich denke es gibt evtl. auch kostengünstigere Methoden sich auf einen kleinstmöglichen Nenner zu einigen. Easen zu Hause, DVDs schauen oder mal einfach nur zwanglos Treffen. Zudem kann man auch den sozial schwächeren etwas ausgeben, denn so funktioniert Freundschaft in der Regel.
Es ist schön, wenn du Freundschaft so definierst, aber leider läuft das meist nicht so. In Deutschland ist Armut etwas, für was man sich schämt und wer in die Armut abrutscht, schämt sich ebenso dafür. Was kein Wunder ist, so wie in Deutschland gegen die Armen gehetzt wird…
Reich ist nicht gleich gesund und arme ist nicht gleich krank. Aber alles ist ohne Gesundheit nichts. Ein gesunder alltagstauglicher Lebensstil verursacht keine Mehrkosten und gibt dir Antrieb dein Lebensziel zu erreichen. Nur man muss es auch tun – vielleicht hilft der Tipp mehr als Jammern und dies ständigen Schuldzuweisungen.