Hier in Berlin wurde gestern der Nah- und Fernverkehr teilweise stillgelegt. Ich selbst war auch betroffen, denn als ich um kurz vor sechs Uhr auf dem Bahnsteig stand, um zu meiner Arbeit zu fahren, fuhr die S-Bahn schon nicht mehr. Ich durfte dann zur Arbeit laufen, was aber kein Problem war, denn das mache ich sonst auch, nur gestern war ich eben ein wenig später losgegangen. Schuld an den Ausfall war diesmal nicht die Bahn, sondern ein paar Atomkraftgegner, die sich dachten, ein paar Kabel in Brand zu stecken. Was diese Aktion allerdings bringen sollte, das hat sich mir noch nicht ergeben, denn wen setzen diese Atomkraftgegner mit so einer Aktion denn unter Druck? Die Regierung bestimmt nicht, denn die fährt Auto. Nein, geschadet hat man mit dieser Aktion wieder die Berliner, die zur Arbeit fahren mussten und auf die S-Bahn angewiesen waren. Auch die Energiekonzerne setzt man mit solch einer Aktion nicht unter Druck, die interessiert das nämlich nicht. Die Aktion war also sinnlos, es war die pure Lust etwas zu zerstören, man wollte etwas kaputt machen. Eine politische Aktion war es jedenfalls nicht, nicht in meinen Augen.
Es spricht ja nichts dagegen, gegen Atomkraft zu sein. Das sind inzwischen sehr viele Deutsche. Aber wenn man gegen Atomkraft ist und Aktionen plant, um diese Meinung zum Ausdruck zu bringen, dann sollten diese Aktionen auch einen Sinn ergeben. Es hätte eine friedliche Aktion sein müssen, welche die Energiekonzerne direkt getroffen hätte, hat diese Aktion aber nicht. Wenn ich ein Telefonkabel zerstöre, um gegen Fluglärm zu demonstrieren, dann bringt diese Aktion nicht wirklich viel, genauso ist es auch in diesem Fall. Hinzu kommt, dass der Atomausstieg schon so gut wie beschlossen ist, es ist ja nur noch eine Frage der zeitlichen Abläufe. Noch ein Grund, warum diese Aktion sinnlos war, und warum sie für mich auch heute noch keinen Sinn ergibt. Ich kann immer noch nicht erkennen, was die Täter mit dieser Aktion zum Ausdruck bringen wollten, ich sehe die Aussage noch nicht. Ich muss aber auch ehrlich sein, ich habe das „Bekennerschreiben“ bisher nicht gelesen.
Ist aber auch nicht nötig, denn ich bin gegen Gewalt und sinnlose Zerstörung um eine Meinung zu vermitteln. Politischer Protest hat friedlich zu verlaufen, es sei denn, es ist ein Regime wie im Dritten Reich an der Macht, dann ist Gewalt ein Mittel, um schlimmere Folgen vom Volk abzuwenden. Aber solange wir in einer Demokratie leben und wir durch politische Arbeit und friedliche Proteste unsere Meinung vertreten können, ist für mich die Zerstörung von fremden Eigentum nicht angemessen. Hinzu kommt die Gefahr für andere Menschen, die so ein Feuer bedeutet. Was hätten die Täter denn getan, wenn durch diese Aktion ein Mensch getötet wurden wäre? Hätten sie das mit dem Kampf gegen die Atomkraft erklären können? Wahrscheinlich nicht!
Was haltet ihr von solchen Aktionen? Was ist für angemessen und was ist unangemessen?
Tja, ist aber sowieso ein blödes Thema, diese Atomkraft. Kurz nach dem Fukushima-Vorfall waren hier in Hannover auch etliche Demos, und da war der Verkehr auch still. Aber man hätt sich mal diese Demonstranten genauer ansehen sollen, ich glaube den meisten da geht es gar nicht um die Sache sondern viel mehr um eine Möglichkeit, sich zu profilieren… Kein Wunder, dass die auch solche Aktionen reißen.
Protest gegen Atomkraft ist politisch absolut gerechtfertigt. Auch Demeonstrationen. Diese sind ein Ausdruck des Protests und gehören zur Kultur der Demokratie unbedingt dazu.
Was jedoch am Markgrafendamm am 23.05. passiert ist, hat nichts mit Protest und nichts mit Demo zu tun. Es ist Rowdytum aller übelster Art. Hier wird die Hilflosigkeit der Urheber, berechtigte politische Anliegen mit demokratischen Mitteln zum Ausdruck zu bringen, sichtbar. Die Urheber kühlen ihren Unmut zu Lasten der Bevölkerung. Sie missbrauchen ein an sich legitimes politisches Thema für ihre eigene Selbstdarstellung. Ein abscheuliches Verhalten. In meinem Blogg habe ich das Maschinenstürmerei genannt.
http://berndrei.packagecloud.com/berndrei/?p=2550
[…] dass ich radikaler geworden bin in meinen Ansichten. Zum Beispiel: 2011 war ich noch generell gegen Gewalt an Gegenständen. Damals wurde hier am Ostkreuz ein Kabelstrang der S-Bahn in Brand gesteckt, was natürlich zu […]