„Wie geht es dir?“, fragt Maren Urner in ihrem Buch „Radikal emotional – Wie Gefühle Politik machen“. Es geht dabei nicht um diese floskelhafte Frage, die als netter Einstieg in ein Gespräch gewählt wird, sondern Maren Urner hätte gerne eine radikal ehrliche Antwort. Eine Antwort, die schwerfällt, weil wir dann auch radikal ehrlich mit uns selbst sein müssen und doch starte ich hier einen ersten Versuch, eine radikal ehrliche Antwort zu geben. Er wird unvollständig sein und er wird unbefriedigend sein, aber es wird nicht bei diesen einen Versuch bleiben, es wird weitere geben, die ich auch hier im Blog veröffentlichen werde.
Und so frage ich mich, wie es mir gehen soll in einer Gesellschaft, in der es nicht mehr darum geht, dass alle Menschen ein besseres Leben haben? Es geht vielen doch nur noch darum, dass es anderen Menschen schlechter geht, als einem selbst! Menschen werden ausgegrenzt, abgewertet und in Schubladen gesteckt. Sie werden missbraucht für Populismus, um mit Unmenschlichkeit Punkte zu sammeln. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Hass und Hetze zu Wahlerfolgen führen und wo menschenfeindliche Positionen von demokratischen Parteien übernommen werden, in der Hoffnung, die eigene Macht erhalten zu können und Faschisten von eben dieser fernzuhalten. Eine Taktik, die am Ende die Faschisten stärken und nicht den demokratischen Kräften nutzen wird!
Wie soll es mir in einer Gesellschaft gehen, die keine positiven Visionen hat? Eine Gesellschaft, die genau weiß, dass der Preis für die negativen Ideen für die Zukunft, denen sie gerade nachläuft, von den schwächsten Menschen in unserer Gesellschaft bezahlt werden muss? Wenn ich sehe, dass wir älteren, pflegebedürftigen Menschen nicht garantieren können, dass sie ihr Lebensende auch in Würde verbringen können, dann geht es mir miserabel. Besonders wenn wir die Schuld dann noch bei Menschen suchen, die dieses Problem auflösen könnten, wenn wir ihnen die Möglichkeit geben würden, wenn wir sie nicht rassistisch ausgrenzen würden, weil sie uns ja etwas wegnehmen könnten. Sie nehmen uns aber nichts weg! Sie würden der Gesellschaft sogar etwas geben, wenn wir ihnen die Hand reichen würden, wenn wir aufhören würden, sie auszugrenzen. Wenn ich dann noch sehe, wie wenig Geld und wie wenig Anerkennung für die Menschen da ist, die bereits in der Pflege tätig sind, dann könnte ich heulen!
Es bleibt also bei der Frage, wie es mir gehen soll in einer Gesellschaft, die lieber eine Merz-CDU oder die AfD wählt, obwohl sie genau weiß, dass es mit beiden Parteien kein besseres Leben für die Mehrheit der Menschen geben wird? Wenn eine Gesellschaft Parteien wählt, die rückwärtsgewandte Politik machen und die für Ausgrenzung und Abschottung stehen?
Ich sehe eine Gesellschaft, die voll ist mir Individualisten, die sich darüber definieren, dass es anderen Menschen schlechter geht. Eine Gesellschaft, wo die Solidarität immer mehr verschwindet, wo Ausgrenzung und Abschottung großgeschrieben wird. Eine Gesellschaft, die weiß, dass vieles nicht mehr funktionieren würde, wenn diese Abschottung und Ausgrenzung konsequent durchgesetzt werden würde. Und nein, ich sehe da keine Minderheit, denn eine Merz-CDU und eine Söder-CSU unterscheidet sich in ihren Positionen kaum von der AfD! Hinzukommt, dass sich SPD und Grüne von diesen Parteien treiben lassen und ebenfalls auf Ausgrenzung und Abschottung als Zukunftsvision setzen.
Es geht mir nicht gut, wenn ich diese offene Menschenfeindlichkeit sehe. Es geht mir sogar sehr schlecht, wenn ich sehe, dass die Menschen, die Menschlichkeit und Solidarität leben, in dieser Gesellschaft mit Hass und Hetze überzogen werden!
Da ist sogar das Gefühl der Hoffnungslosigkeit in mir, weil wir mit einer Gesellschaft, die so vereinzelt und rückwärtsgewandt ist, die Probleme, die bereits da sind und die, die noch kommen werden, nicht lösen können. Den Klimawandel, der unser aller Leben verändern wird. Die schwindenden Ressourcen auf unserem begrenzten Planeten, die unser heutiges Verständnis von Wirtschaften und Wohlstand unmöglich werden lassen. Die gewaltvollen Konflikte, die uns Abschottung und Nationalismus bringen werden. Es ist das Gefühl, dass dieser Weg vorgegeben ist, weil keiner Veränderung möchte, obwohl diese für alle Menschen ein besseres Leben ermöglichen würde.
Unser Problem sind nicht die Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben geflohen sind und noch fliehen werden. Unsere Probleme entstehen durch Ausgrenzung, Abschottung und Hass!
Wie geht es mir also? Um es kurzzufassen: Es muss!
Wie geht es dir?
Hm. Nach diesem Beitrag völlig desillusioniert.
Wenn jemand die Wahrheit und die Tatsachen so gezielt ausspricht, ist es schwierig, fröhlich und unbeschwert zu sein. Wie auch?!
Meine persönliche Rettung zeigt sich in Realitätsflucht und einer gute rosaroten Brille. Sonst Dreh ich durch und heule den ganzen Tag.
Wie es mir geht? Ich kämpfe
Vielleicht ist dieser Versuch auch ein wenig negativ geraten. Es gibt ja durchaus auch positive Dinge, die in der Welt und in Deutschland passieren. Aber derzeit überwiegt in der Wahrnehmung halt tatsächlich diese Menschenfeindlichkeit, die sich in Teilen der Gesellschaft breit macht und die mich ein wenig ratlos zurücklässt.
Im Buch geht es tatsächlich auch darum, den Blick auf positive Dinge zu richten, mehr positiven Aspekten Raum einzuräumen und das Negative so zu bearbeiten. Beim nächsten Versuch werde ich mal versuchen, auch positive Aspekte mit einzubauen und dir dabei zu helfen, nicht kämpfen zu müssen.