Sook Pedroza sitzt an einem Fenster. Sook Pedroza sitzt dort, weil sie durch dieses Fenster Menschen beobachtet, durch die sie daran gehindert wird das zu tun, was sie tun will. Sie beobachtet die Menschen, die hektisch etwas tun, die zumindest so tun, als ob sie hektisch etwas tun. Wahrscheinlich, so denkt sich Sook Pedroza, denken diese Menschen, dass sie etwas Wichtiges tun, etwas, was für diese Gesellschaft von belang ist. Dabei igeln sie sich nur in ihre Arbeit ein, heften hier ein Blatt Papier in einen Ordner, kopieren dort etwas für den Vorgesetzten und sind stets darauf bedacht, dass die Kollegen ja keinerlei Vorteile erhalten, die sie selbst nicht bekommen. Natürlich sind sie stets freundlich zueinander, aber dem anderen mehr gönnen tut keiner. Sook stellt sich diese Menschen in einem Hamsterrad vor. Sie laufen und laufen, manchmal schneller, dann wieder langsamer, aber keiner von ihnen kommt überhaupt vom Fleck.
Sook Pedroza sitzt in einem Café. Sie trinkt einen Cappuccino und beobachtet Menschen, die ständig auf einen Bildschirm starren. Mal ist der Bildschirm größer, mal ist er kleiner. Mal hat er eine richtige Tastatur, mal nur eine virtuelle Tastatur auf dem Bildschirm. Die Menschen, die sie beobachtet, arbeiten. Sie denken, dass ihre Arbeit wirklich wichtig ist. Sie glauben da wirklich dran und vielleicht hilft ihre Dienstleistung auch wirklich einigen Menschen dabei, ihre individuellen Ziele zu erreichen. Sook Pedroza möchte die Arbeit, die diese Menschen erbringen, auch gar nicht kleiner machen, aber sie versteht nicht, warum diese Menschen soviel Energie in Dienstleistungen stecken, die nur ihren Chef reich machen, wenn sie denn überhaupt jemanden reich machen.
Sook Pedroza schaut aus dem Fenster des Cafés und beobachtet die Männer von der Müllabfuhr, die wirklich nur Männer sind, weil in ihrer Stadt noch keine Müllfrauen eingestellt werden. Sie beobachtet, wie diese Männer all den Müll abholen, der eigentlich nicht nötig wäre, der aber in einer Wohlstandsgesellschaft zwangsläufig auftritt und der die Umwelt zerstört, obwohl auch das nicht nötig wäre. Natürlich ist ihre Arbeit wichtig, denkt sich Sook, denn wenn diese Menschen den Müll nicht abholen würden, den diese Wohlstandsgesellschaft produziert, dann würde diese Gesellschaft darin ertrinken. Aber vielleicht ertrinkt sie ja dennoch in diesem Müll, unmerklich, weil der Müll immer mehr wird und er die Natur vergiftet.
Sook Pedroza hat eigentlich nichts gegen arbeitende Menschen. Sie erträgt es nur nicht, dass diese Menschen die Arbeit in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen. Sie ärgert sich, dass diese Menschen sich über ihre Arbeit definieren, sie ihren sozialen Status von ihrer geleisteten Arbeit abhängig machen. Sook ist sich sicher, dass die Arbeit nur ein notwendiges Übel sein sollte. Sie sollte nicht dazu da sein, um einige wenige Menschen reich zu machen, sie sollte nicht zur Ausbeutung dienen, sondern dazu, dass jeder Mensch ein lebenswertes Leben leben kann. Ein Leben ohne wirkliche Zwänge oder zumindest mit einem Minimum an Zwängen.
Sook Pedroza wird von all diesen arbeitenden Menschen daran gehindert selbst erfolgreich zu sein. Sie muss sich mit dem zufriedengeben, was andere Menschen ihr zugestehen. Dabei möchte sie die Welt besser machen, möchte ihr Wissen und Können einsetzen, um die Solidarität groß zu machen. Doch all die arbeitenden Individualisten hindern sie daran, all die Menschen, die nur ihren eigenen Vorteil sehen und die im Wettbewerb untereinander sind. Im Hamsterrad des Wettbewerbs, aus dem sie nicht herauskommen. All die arbeitenden Menschen, die nicht sehen, dass sie zusammen mehr erreichen könnten, dass die Solidarität nicht nur ein Wort sein muss, sondern das sie ein Wert für eine neue Gesellschaft sein könnte. Eine Gesellschaft, die Sook Pedroza gerne errichten würde zusammen mit all diesen Menschen, durch die sie derzeit noch daran gehindert wird.