Ich kann mich noch an einen Film erinnern, den ich zu meiner Schulzeit in der Schule gesehen habe. Es ging um die Lebensmittelpolitik der EU und wie sie jährlich Hunderttausende Tonnen Lebensmittel vernichtet. Da waren leckere Äpfel, die man ohne Probleme hätte essen können, Kartoffeln und noch viele andere Lebensmittel. Ich war schockiert, denn auf der anderen Seite hatte ich Bilder von afrikanischen Kindern im Kopf, die unter Hunger litten. Kinder, bei denen man jeden einzelnen Knochen sehen konnte. Für mich war nicht verständlich, warum die EU Lebensmittel vernichtet, obwohl es Menschen gibt, welche diese Lebensmittel brauchen.

Auch heute ist mir das noch nicht verständlich! Fast jeder siebte Mensch auf unserer Erde hungert. Das sind bei knapp 7 Milliarden Menschen, welche sich auf unserer Welt befinden, 1 Milliarde Menschen die hungern. Auf der anderen Seite stehen dann 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel, welche jährlich nicht auf dem Teller landen, weil sie vorher vernichtet werden. Das sind knapp 1/3 der jährlichen Lebensmittelproduktion, die nicht gegessen werden.

In Deutschland sind es immerhin 11 Millionen Tonnen Lebensmittel, die nicht gegessen werden. Einen Großteil davon werfen die privaten Haushalte weg, aber auch der Einzelhandel und der Großhandel muss Lebensmittel entsorgen, die nicht verkauft werden konnten.
Schuld daran ist unsere Art zu leben. Wir wollen zu jeder Zeit in die Kaufhalle gehen können, um dort die Dinge zu kaufen, auf die wir gerade Lust haben. Wenn wir zum Bäcker gehen, dann wollen wir auch am Abend noch frisches Brot haben, auch wenn der Bäcker nur noch 5 Minuten offen hat. Das bedeutet natürlich, dass der Bäcker bis zum Abend auch noch frisches Brot vorrätig haben muss, von dem dann aber meist nicht alles verkauft wird. Auch die Kaufhallen müssen möglichst viel Obst und Gemüse vorrätig haben und davon dann auch nicht nur eine Sorte, sondern möglichst fünf verschiedene Sorten Kartoffeln, 10 verschiedene Sorten Äpfel und, und, und. Diese werden natürlich nicht alle verkauft, und so landen die am Ende auch auf dem Müll, obwohl sie wohl noch essbar wären. Das gilt übrigens auch für Wurst, Fleisch und viele andere Lebensmittel.
Würde jetzt aber eine Einzelhandelskette ihr Sortiment ausdünnen und nur noch eine Sorte Kartoffeln anbieten, wären viele Kunden wohl nicht mehr bereit dort einzukaufen.

Wir wissen nicht wirklich, was Hunger ist, wir sind es gewöhnt, dass wir, wenn wir Hunger auf Bananen haben, diese auch kaufen können. Wir wollen auch am Abend noch frisches Brot haben und machen uns keine Gedanken darüber, was das eigentlich bedeutet.
Wir sind zwar kurz geschockt, wenn wir in den Nachrichten hören, dass wir 11 Millionen Tonnen Lebensmittel wegwerfen, aber wir sind dennoch nicht bereit, etwas an unseren Lebensstil zu ändern. Wir wollen nicht verzichten, wir wollen weiter verschwenden. Ein voller Kühlschrank bedeutet Sicherheit, auch wenn die Hälfte der dort gelagerten Lebensmittel dann wohl weggeworfen wird.

Einen Vorwurf kann man wohl niemanden machen, denn wir haben es so gelernt. Wer in der Stadt lebt, der weiß kaum noch, wo die Lebensmittel eigentlich herkommen. Vielen ist nicht einmal bewusst, dass Lebensmittel nur begrenzt zur Verfügung stehen und das unser Konsumverhalten anderen Menschen schadet. Wie auch? Selbst wenn wir auf unseren Konsum achten würden, würden die Lebensmittel immer noch nicht gerecht verteilt werden. Die Menschen in Afrika würden wohl weiterhin hungern, obwohl wir genügend Lebensmittel produzieren könnten. Grund ist das System, in welchem wir leben. Die Umverteilung würde nur gelingen, wenn sie irgendjemanden Profit bringen würde. Nur leider hungern die Menschen in Afrika ja nicht nur, sondern sie haben auch kein Geld, um diesen Zustand zu verändern.

Wir Menschen müssen wohl noch einen langen Weg gehen, bevor es wirklich allen Menschen auf dieser Erde gutgeht. Wir müssen die Entwicklung rückgängig machen, welche die Menschheit gegangen ist. Wir müssen vom Egoismus wegkommen und wieder mehr Wert auf die Gemeinschaft legen. Solange soviel Essen vernichtet wird, solange sollte auf dieser Welt auch niemand hungern müssen. Solange die Mehrheit der Menschen aber daran glaubt, dass die Menschheit nur überleben kann, solange man den maximalen Profit erzielt, solange werden auch viele Menschen hungern müssen.

6 Gedanken zu „Aufgewacht: Die Welt hungert…

  1. Viel wahres in deinem Artikel hier und dennoch muss ich dir leider bei etwas widersprechen:
    „Wir Menschen müssen wohl noch einen langen Weg gehen, bevor es wirklich allen Menschen auf dieser Erde gutgeht“ Das wird man so leider NIE hinbekommen. Ein Wunsch ja, Realität sieht leider anders aus.
    So ist es auch mit Israsel/Palästina… auch da wird man NIE Ruhe finden.
    Es gibt nun einmal leider Probleme, die nie zu beheben sind. So sehe ich es auch mit der hungernden Welt. Tut mir Leid.

  2. Weil das in der Natur des Menschen liegt. Es ist ein Instinkt zu überleben. Also denkt jeder Mensch erst einmal an sich selbst um seine Haut zu retten. Erst danach – wenn überhaupt – kommen die anderen… und das war, ist und bleibt so.
    Man kann vieles tun, um anderen zu helfen. Noch letzte Woche habe ich gespendet. Aber das Ziel, dass es NIEMANDEM an etwas, oder zumindest nicht am Essen fehlt, das bleibt ein Wunschtraum.
    Aber nichtsdestotrotz kann und soll man helfen – und das tue ich für meinen Teil.

    • Ich habe Gestern eine Reportage über Inseln im Südpazifik gesehen. Da gibt es Inseln, die sind so abgelegen, die dort die Menschen auf sich selbst gestellt sind. In diesen Gemeinschaften Hilft jeder jeden und jeder bekommt dort essen, keiner denkt dort nur an sich allein. Das zeigt doch, dass es gehen kann. Dort geht es, sogar ohne Geld.

  3. Ja, da geht es weil es gehen muss. Da es anders schlicht und einfach nicht gehen würde. Aber du sagst es ja selbst… eine abgelegene Insel. Die Insel kannst du aber nicht gleichsetzen mit einem Land wie Deutschland, ganz Europa oder der Welt.

  4. Es muss ein generelles umdenken stattfinden. Wir wollen immer alles haben und von allem auch immer nur das beste. Es wollen zum Beispiel immer alle nur Hähnchenbrust bei uns in Europa Essen. Doch was passiert mit den Schenkeln des Tieres? Die kann man bei uns so gut wie garnicht verkaufen. Deshalb werden sie nach Afrika exportiert und dort extrem billig verkauft. Das scheint sich für die Geflügelindustrie wohl noch zu lohnen. In Afrika hilft es den Menschen aber nicht. Eher im Gegenteil, die örtlichen Geflügelzüchter gehen pleite und da man dort unten so etwas wie Kühlkette nicht kennt ist der Großteil der Hähnchenteile verdorben.
    Warum kann man nicht ein ganzes Huhn kaufen und alles verarbeiten? Hähnchenschenkel machen den Ranzen auch nicht wirklich fetter!

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