Erinnerungen

Und dann liest du einen Blogartikel und bist wieder voll drin.

Voll drin in der Lähmung, die dich schon seit Jahren davon abhält, richtig durchzustarten. Voll drin in der Angst, am Ende auch nicht aus dieser Falle zu entrinnen, am Ende weiterhin genau dort zu sein, wo man eigentlich raus will. Raus aus der Armut, die Armut, die mit der Wende gekommen ist und die, wie ein Gespenst, über einem hängt. Es ist nicht nur die Angst davor, dass Erlebte lähmt einen, es hält einen fest, du kommst nicht vor, aber du kannst auch nicht zurück.

Motivation wird erstickt durch Resignation. Es ist das Wissen, dass du eigentlich keine Chance hast, dort rauszukommen, weil du dir Bildung kaum leisten kannst, weil es einfach zu teuer ist und weil der Staat einen auch nicht wirklich unterstützt – es sei denn, du hast das Geld dazu. Es ist diese Resignation die es verhindert, dass du deine Ausbildung mit einer Eins abschließt, weil du nicht den Glauben besitzt, dass dadurch auch nur irgendwas besser wird. Eine Zwei ist ausreichend und es ist dann auch nicht so enttäuschend, wenn du keine Chance in deinem Ausbildungsberuf bekommst. Und diese Chancenlosigkeit kommt durch Resignation, durch das nicht Glauben daran, dass es dir besser gehen kann.

Doch dann ist da wieder die andere Seite, die Motivation, die dir sagt, dass du dann eben noch mehr erreichen musst, dass du dann eben dein Abitur machen musst, wenn du nur so eine Chance bekommst. Und dann machst du das Abitur, aber auch nur mit angezogener Handbremse, weil du die Resignation nicht abschütteln kannst, weil du dich nicht motivieren kannst, mehr Zeit in das Abenteuer zu stecken als nötig ist, um es zu bestehen. Du bestehst es, wieder mit einer Zwei und dann bist du wieder gelähmt, weil du dir ein Studium eigentlich nicht leisten kannst, weil du niemanden im Hintergrund hast, der dir finanziell einen Rückhalt bieten kann, der dich stützt, der dich unterstützt.

„Wann gehst du denn endlich arbeiten?“, heißt es da, obwohl du schon gearbeitet hast, obwohl du schon alles Mögliche gemacht hast, was zwar absolut nichts mit deiner Ausbildung zu tun hatte, was aber wenigstens ein wenig Geld in die Kasse gebracht hat. Und auch das lähmt, dieses Gefrage, dieses infrage stellen von dem, was du machst, was du für richtig hältst. Die Motivation geht verloren und keimt dann doch wieder auf. Du fängst an zu studieren, ohne zu wissen, wie du das Studium finanzieren willst, aber du machst es, weil dein Abitur doch nicht umsonst gewesen sein soll und weil dich das Abitur, in deinem Ausbildungsberuf, nicht weiter gebracht hat.

Und dann wird die Lähmung immer größer, du weißt, dass du es jetzt schaffen musst, weil du sonst deine Schulden, die du für das Studium aufgenommen hast, nie wirst zurückzahlen können. Und das frisst sich in dir rein, bis gar nichts mehr geht, bis du nicht mehr vorwärtskommst, weil deine Motivation wirklich verschwunden ist und du auch nicht mehr zurück kannst, weil du im System bist, weil du einen Studienkredit hast, der wieder zurückgezahlt werden will.

Du bist ratlos, weil die Zeit verfliegt, weil du immer noch nicht dort bist, wo du eigentlich hin willst, weil du immer noch dort bist, wo du raus willst. Und du malst dir deine Zukunft auch nicht in dem Beruf aus, für den du eine Ausbildung hast, sondern in einem, der gerade so zum Überleben reicht, der dich nicht entkommen lässt aus dem, aus dem du entkommen willst, der dich daran erinnert, dass du versagt hast, dass du es nicht geschafft hast. Der dich quält, weil du weißt, dass da mehr wäre, wenn du es dir leisten könntest.

Klar ist natürlich auch, andere schaffen es.

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