Papptrinkbecher

Kaffeekapseln, mit der genau eine Tasse Kaffee hergestellt werden kann. Smartphones, die jedes halbe Jahr gewechselt werden. Laptops, die nach einem Jahr ausgetauscht werden, weil die Farbe nicht mehr cool genug ist. Uhren, die ausgetauscht werden, weil die Batterie alle ist. All das können wir, weil wir in einer Konsumgesellschaft leben. Wir können es, weil wir Waren im Überfluss produzieren, und wenn es dann doch zu viele waren, dann vernichten wir sie eben wieder.

Besonders schmerzvoll ist das bei Lebensmitteln, die, wenn sie nicht verkauft wurden, meist im Müllcontainer des Lebensmittelhändlers landen, obwohl wir selbst in Deutschland Menschen haben, die hungern müssen, weil sie sich diese Lebensmittel nicht leisten können. Im Müllcontainer landen Lebensmittel, die durchaus noch verzehrbar wären und die, wenn sie denn verzehrt werden würden, Menschen satt machen könnten.

Einige dieser Lebensmittel werden jedoch von den Händlern „gerettet“, und an Organisationen wie die Tafel gegeben. Das ist natürlich super, aber leider machen das nicht alle Händler, denn es gibt da welche, die nur ihren eigenen Profit im Auge haben. Diese Händler denken, dass sie, wenn sie diese abgelaufenen Waren verschenken würden, Einbußen beim Umsatz hinnehmen müssten. Sie denken, dass dann weniger Kunden im Laden einkaufen würden, weil sie sich ja einfach die kostenlosen abgelaufenen Lebensmittel holen können. Dabei vergessen sie aber, dass die Menschen, die diese abgelaufenen Lebensmittel verbrauchen, meist gar nicht das Geld haben, um sich diese Lebensmittel im Laden zu kaufen – dass diese Menschen also gar nicht zum Umsatz des Händlers beitragen.

Viel schlimmer ist aber, wenn diese Händler dann auch noch darauf achten, dass diese abgelaufenen Lebensmittel nicht aus dem Müll geklaut werden. Diese Händler, die ihre Lebensmittel zur Vernichtung freigeben, die dann aber Obdachlose oder mittellose Menschen kriminalisieren, wenn sie sich diese Lebensmittel aus den Containern nehmen, damit sie etwas gegen ihren Hunger tun können. Diese Händler, die ihren Mitmenschen die Mahlzeit nicht gönnen, weil sie daran nichts verdienen und weil sie im Recht sind, weil der Müll ja ihr Eigentum ist und die Menschen, die sich etwas aus dem Müll nehmen, um ihren Hunger zu stillen, ja Diebe sind. Ja, darüber könnte ich mich stundenlang aufregen. Aufregen darüber, dass hier Menschen kriminalisiert werden, die nichts anderes tun, als Müll aus einem Container zu nehmen. Müll, der eh vernichtet wird und der somit gar keinen Schaden anrichtet, wenn er nicht mehr im Container liegt. Aufregen aber auch darüber, dass der Gesetzgeber so etwas überhaupt unter Strafe stellt. Wenn hier denn überhaupt ein Verbrechen vorliegt, dann eher das, dass diese Lebensmittel überhaupt im Müll landen, und nicht bei der Tafel, wo sie vielen Menschen helfen könnten. Wenn also wer eine Bestrafung verdient, dann ist es der Händler, der diese Lebensmittel wegwirft, und damit das Leid und die Not noch vergrößern, obwohl es davon schon genug auf dieser Erde gibt.

Aber auch der Umgang mit den Ressourcen, die eh nur begrenzt auf unserer Erde verfügbar sind, ärgert mich. Warum brauchen wir alle drei Monate ein neues Smartphone? Wozu alle zwei Monate neue Schuhe? Ist das wirklich notwendig? Früher, als wir noch nicht im Überfluss produziert haben, haben wir unsere Gebrauchsgegenstände repariert, heute schmeißen wir sie schon weg, wenn nur die Batterie alle ist und wir sie nicht einfach wechseln können. Eine Jeanshose mit einem Flicken versehen? Warum denn, wenn wir uns für 20,- Euro eine Neue kaufen können?

Ich kann das nicht, schon darum nicht, weil ich gar nicht das Geld habe, um mir jedes Mal etwas Neues zu kaufen. Eine Jeanshose kann durchaus geflickt werden und Schuhe können auch mit nem kleinen Loch noch getragen werden. Ich muss nicht alles austauschen, nur weil es schon leichte Schönheitsfehler hat. Es ist durchaus möglich Dinge zu reparieren, wenn wir denn Lust dazu haben und es könnte vielleicht auch dazu beitragen, diese Welt etwas besser zu machen.
Und natürlich gibt es da Dinge, die im ersten Moment vielleicht nur noch Müll sind, die aber durchaus noch für sinnvolle Dinge verwendet werden können. Ein Blecheimer, der im Boden eventuell ein paar kleine Löcher hat, kann durchaus noch als Blumentopf verwendet werden, genauso wie eine Gießkanne, die nicht mehr verwendet wird.

Wir leben in einer Konsumgesellschaft und denken deswegen oft zu wenig darüber nach, ob wir Dinge jetzt wirklich neu kaufen müssen. Wir überlegen nicht, ob wir das neue Smartphone wirklich brauchen, oder ob das Alte nicht doch noch völlig ausreichend wäre. Wir werfen die alte Jeans lieber weg, verwenden Kaffeekapseln, die unsere Umwelt stark belasten, aber unserer Bequemlichkeit dienen. Wir vernichten Lebensmittel und finden es auch nicht richtig, wenn Menschen kriminalisiert werden, die sich diese Lebensmittel aus dem Müll holen. Wir kennen die Nöte nicht, die durchaus bestehen, weil wir im Überfluss leben und nur in die nächste Kaufhalle gehen müssen, wenn wir Hunger haben. Wir sind – durch die Konsumgesellschaft – blind geworden, für den real existierenden Mangel.

Thema aus dem Blogideenkasten

2 Gedanken zu „Konsumgesellschaft vs. Containern und Upcycling

  1. Ganz so schlimm ist es nach meiner Einschätzung nicht. Klar wird viel weggeworfen, aber unter uns „Normalbürgern“ wird doch immer auch viel aufgehoben, recyceled oder geflickt. Ich kenne nicht so viele die immer ein neues Smartphone brauchen. Üblicherweise im 2 Jahres Rythmus. Und das alte wird dann nicht weggeworfen, sondern verkauft oder an Freunde/Familie weitergegeben. Was die Lebensmittel angeht muss ich dir aber absolut recht geben. Die gehören zu denen die keine haben, und nicht in den Müll..

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