Montag morgen, leicht müde sitze ich in der S-Bahn Richtung Erkner. Die Nächte sind derzeit einfach nicht zur Erholung gedacht! Es ist einfach zu warm und mein Zimmer kühlt auch nicht richtig aus. Ich frage mich schon, wie das in den nächsten Jahren werden soll, wenn die Temperaturen noch steigen und wir noch mehr tropische Nächte in Deutschland haben. Irgendwas muss da geschehen, irgendwie muss es eine Kühlung für den Sommer geben, die aber nicht auf der anderen Seite den Energiebedarf erhöht, wo wir doch eher weniger Energie verbrauchen sollten.
S-Bahn fahren macht ja bekanntlich noch müder und so hoffe ich, dass ich bald in Erkner bin, wo meine heutige Wandertour beginnen soll. Wieder zurück nach Berlin, was ich gerade mit der S-Bahn verlasse. Entlang auf dem Spreeweg, den ich auf dieser Seite schon in Teilen kenne. Teils durch Fahrradtouren, teils aber auch durch andere Wanderungen oder durch den Müggelsee Halbmarathon, den ich bereits zweimal gelaufen bin. Ich werde ihn sicher noch öfter laufen, wenn ich denn irgendwann wieder mit dem Lauftraining beginne. Jetzt muss aber erst einmal das Wandern als Training reichen und es macht den Kopf genauso frei, wie das Lauftraining.
In Erkner angekommen, muss ich erst einmal den Weg zu meiner Tour finden. Er führt mich von Bahnhof in eine Wohngegend, in der wenige Autos fahren. Der Autolärm ist also ziemlich schnell Geschichte und auch die Anzahl der Menschen nimmt stetig ab. Das ist wichtig, denn dort, wo viele Menschen sind, ist auch viel Lärm und dem will ich auf den Wanderungen ja entkommen, auch wenn es nicht immer klappt. Auf dem Spreeweg – einer der grünen Hauptwege durch Berlin – bin ich noch ein wenig skeptisch, dass mir das auch gelingen wird, aber als Berliner sollte ich schon auch einmal die Wanderwege ablaufen, die wir hier in der Stadt haben. Geplant habe ich knapp 30 Kilometer, was ungefähr die Hälfte des Spreeweges ist.
Mir fallen Gehwegplatten auf, die mich an meine Kindheit erinnern. Im Osten von Berlin wurden die gerne verlegt und es gab sie in verschiedenen Farben. In meiner Wohngegend lagen die auch, bunt gemischt und die rosa Gehwegplatten waren Lava! Die durften also auf gar keinem Fall berührt werden. In Erkner bin ich in Lava versunken, denn die Gehwegplatten sind alle rosa, bevor sie dann zur Farbe Gelb wechseln. Als Kind hätte ich dieses rettende Ufer nie erreichen können. Zum Glück ist es nicht wirklich Lava, zum Glück sind es normale Gehwegplatten, meine Wanderung ist also nicht schon nach wenigen Kilometern beendet.
Weiter geht es über zwei Brücken, dann sind wir auch schon auf dem Radwanderweg, der am Müggelsee entlangführt. Eine schöne Strecke, wo nur sehr vereinzelt Autos fahren, ansonsten halt viele Radfahrer und ab und an auch Wanderer, so wie ich heute einer bin. Ich laufe den Weg ein paar Kilometer, bis mich der Spreeweg auf einen Wanderweg führt. Der ist nicht asphaltiert, was eine Wohltat für die Füße ist, wobei es auf der anderen Seite natürlich auch anstrengender und auch die Konzentration gefordert ist, damit einem eine Wurzel nicht zu Fall bringt. So geht es weiter bis zum Müggelsee, der plötzlich rechts auftaucht. Weiter auf dem Wanderweg, immer weiter, einmal an der ganzen Seite des Sees vorbei, bis zum Spreetunnel, durch den ich als Kind immer absolut gerne gegangen bin, der so wunderschön kühl ist, der durchaus auch gut ist, um einmal abzukühlen. Vorher gibt es natürlich auch die vielen Badestellen zu sehen, wo die Luft wunderbar von Kinderlärm erfüllt ist, der einzige Lärm, der erträglich und vitalisierend ist, solange er von glücklichen und fröhlichen Kindern stammt.
Den Spreetunnel lassen wir aber rechts liegen, durchqueren ihn nicht, gehen vorbei und laufen weiter an der Müggelspree entlang. So langsam nähern wir unser wieder der Stadt, doch bis hierhin war es wunderbar ruhig. Knapp 15 Kilometer Entspannung in der Großstadt. Jetzt geht es aber weiter nach Köpenick, auf der anderen Seite begleitet uns schon die Stadt, auf unserer Seite ist noch das Grün, aber eben doch schon lauter, als die vielen Kilometer davor. Hier und da kommen jetzt auch Baustellen und dann Schulkinder, die gerade Schulschluss haben. Zeit für eine kurze Pause, ja, die Luft ist hier schon ein wenig raus, aber ein paar Kilometer will ich noch, die 30 Kilometer werden es am Ende nicht werden, aber 20,5 Kilometer werden es. Inzwischen bin ich an der Wuhlheide angekommen, die Flutlichtmasten vom Stadion an der Alten Försterei sind zu erkennen, die Straßenbahn fährt leider nicht, dafür aber Ersatzbusse. Ein guter Punkt, um die Tour zu unterbrechen. Die restlichen Kilometer können dann ein anderes Mal erlaufen werden, wobei dieser Abschnitt weniger Entspannung verspricht.
Nachdenklich sitze ich im Bus, dann in der Straßenbahn und zum Schluss in der S-Bahn auf dem Weg nach Hause. So schön wie die Wanderungen auch immer sind, immer wieder ist zu erkennen, wie unachtsam die Menschen mit der Natur umgehen. Sie suchen oder schaffen sich Orte der Erholung und lassen dann ihren Müll überall zurück. Vor Corona waren es meiste Taschentücher oder Getränkedosen, inzwischen sind auch die vielen Masken dazugekommen, die in der Natur achtlos abgeladen werden. Es stimmt traurig, weil wir damit am Ende nicht nur der Natur schaden, die halt irgendwann keine Erholung mehr bietet, sondern auch uns selbst. Ich verstehe nicht, warum wir unseren Müll nicht einfach mitnehmen und ihn dann in einer der vielen Mülltonnen entsorgen, die ja doch an vielen Orten aufgestellt sind. Ein wenig mehr Achtsamkeit, das wäre es, zusammen mit mehr Rücksicht und weniger Aggressionen. Das Leben könnte soviel angenehmer für alle sein.