„Provozieren, aber richtig!“, ist der Titel eines Workshops, in dem es um provokative Moderation geht. Provozieren, dass will auch der Hashtag #MenAreTrash in den sozialen Medien, nur macht er das auch wirklich? Tatsächlich habe ich kein Problem damit, wenn Frauen ihre Erfahrungen mit Männern genau so kanalisieren. Selbst wenn ich ein Problem damit hätte, bliebe die Frage, warum gerade ich Bewerten sollen könnte, wie Frauen mit ihren Erfahrungen umzugehen haben? Wenn Frauen meinen, dass Männer Abfall sind, dann sollen sie das gerne kundtun. Sie sollen ihre Wut aufschreiben, ihn in die Welt des Internets schicken, sich mit anderen Austauschen, die das genauso sehen. Nur, wenn dem so ist, warum schreibe ich dann hier meine Gedanken auf?

Weil ich den Hashtag auf der anderen Seite dann eben doch für Kontraproduktiv halte. Nicht, weil ich den Frauen ihre negativen Erfahrungen absprechen möchte, sondern weil er eine Debatte um das Thema erschwert. Sicher werden jetzt einige Denken oder auch sagen, dass dieser Hashtag nicht zur Debatte gedacht ist, dass die Männer einfach mal zuhören sollen, sie den Erfahrungen der Frauen Aufmerksamkeit schenken sollen. Nur, wenn wir ehrlich sind, gehen die Botschaften, die transportiert werden sollen, sehr schnell unter. Der Hashtag allein löst bei vielen schon einen abwehrenden Reflex aus. Die Botschaften werden vielleicht noch gelesen, aber eben nicht verstanden, weil darüber gar nicht nachgedacht wird. Nachgedacht wird, wie dieser Hashtag abgewehrt werden kann! Diese Abwehr lässt sich unter dem Hashtag wunderbar beobachten. Der Hass, der da losgelassen wird, macht es unmöglich, überhaupt noch die Tweets zu finden, die eine Botschaft enthalten, für die dieser Hashtag eigentlich erfunden wurde. Tatsächlich gibt es unter dem Hashtag mehr Tweets, die den Hashtag entweder verteidigen oder ihn ablehnen. Da ist dann die Frage, wie du als unbeteiligter Dritter, der dem Hashtag gegenüber weder Pro noch Contra eingestellt ist, dann noch die Botschaften finden sollst, die der Hashtag eigentlich übermitteln möchte? Die Tweets also, die am Ende doch ein Nachdenken auslösen und zu einer Debatte führen könnten?

Abgesehen davon, und auch wenn immer wieder betont wird, dass es hier nicht um das Individuum geht, ist dieser Hashtag natürlich auch verletzend. Am Ende sind wir alle Menschen mit Gefühlen. Und wenn Gefühle verletzt werden, dann ist eine konstruktive Debatte oder eben nur ein konstruktives Zuhören schon fast ausgeschlossen. Darüber sollten wir uns bewusst werden, auch dann, wenn wir provozieren möchten. Die Provokation soll ja am Ende irgendwas bewirken, sie soll konstruktive Prozesse auslösen, die die Gesellschaft verbessern und die Gleichberechtigung von Frau und Mann befördern. Ob das mit verletzenden Provokationen funktioniert, wage ich dann eben doch zu bezweifeln. Allerdings finde ich eben auch, dass Männer da auch einfach mal ihre Eitelkeiten zu Hause lassen könnten, sie ihre abwehrende Reaktion einfach mal zurückhalten sollten, um so den Botschaften – die transportiert werden sollen – auch eine Chance zu geben, beim Empfänger anzukommen.

Ansonsten beweist dieser Hashtag wieder einmal wunderbar, wie einige Männer versuchen Frauen und dessen Erfahrungen zu unterdrücken, wie Männer also genau das tun, was ihnen vorgeworfen wird. Und dann darf jeder halt auch einmal darüber nachdenken, ob der Hashtag dann nicht doch auf einige Männer zutrifft …

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