“Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei …”, so sang ich damals unter der Wäscheleine im Hof meines Opas. Auch meine Oma war damals noch dabei, ich war jung, ich liebte das Lied und auf dem Dorf, im Hof meines Opas, fühlte ich mich verdammt wohl. Da war der Garten, der immer genügend Karotten für mich hatte. Natürlich noch im Boden, aber wenn sie zu klein waren, wurden sie halt von mir wieder in den Boden gesteckt. Meistens waren sie aber nicht zu klein.
Da waren die Erdbeeren, die immer sehr viel besser geschmeckt haben, als die Erdbeeren, die es sonst gab. Außerdem ist frisch von der Pflanze eh immer besser. Der viel zu saure Rhabarber, die Stachelbeeren und all die anderen Dinge, die den Garten so interessant gemacht haben.
Dann waren da auch die Hasen und die Hühner. Ich liebte die Hasen und die Hühner. Ich liebte es, die Eier einzusammeln, ich liebte es, die Hühner zu füttern. Ich liebte das Dorfleben.
Alles hat ein Ende. Auch ein Leben. Das Leben von meinem Opa dauerte 94 Jahre. Es begann zwischen den beiden großen Kriegen, durchdauerte die DDR und ging auch in der BRD noch ein paar Jahrzehnte weiter. 11 Tage nach seinem 94 Geburtstag endete es dann.
Rückblickend habe ich viel zu wenig Zeit mit meinem Opa verbracht. Klar, als Kind war ich oft bei ihm, einmal sogar an Silvester, aber umso älter ich wurde, umso weniger Kontakt gab es. Das letzte Mal habe ich ihn im Oktober 2015 gesehen, davor lange 10 Jahre gar nicht und danach leider auch nicht mehr. Die Zeit rennt und sie lässt dabei Jahre manchmal wie Wochen vergehen. Oder sie stellt das Leben auf den Kopf, wie meines letztes Jahr im Oktober auf den Kopf gestellt wurde, macht andere Dinge für den Moment wichtiger.
Aber mein Opa war nicht einsam, er hatte auch in Mecklenburg, in seinem Dorf und in der Umgebung, viel Familie. Familie die ihn durchs Leben begleitete, auch wenn wie “Berliner” sooft nicht dabei waren und neben der Familie natürlich auch viele Freunde. Er hatte ein schönes Leben und bis zum Ende auch ein weitgehend selbstbestimmtes.