Was für ein Horror-Montag! Horror, Horror, Horror!
Der Tag fing eigentlich gut an in Rostock. Pünktlich aufgestanden, pünktlich losgefahren, kein Stau auf der Autobahn nach Berlin, alles super. In Berlin angekommen, ging auch noch alles gut. Gut, ich habe kurz eine extra Runde mit dem Auto fahren müssen, weil ich an einer Stelle zu spät bemerkt habe, dass ich hätte abbiegen müssen, aber ist ja nicht weiter schlimm. Also schon, für das Klima ist jeder Extrakilometer nicht so gut, aber das ist ein anderes Thema.
Unterwegs war ich mit einem Kastenwagen, mit dem ich am Donnerstag der letzten Woche nach Rostock gefahren war, um dort einen Auftrag zu erledigen. Der lief übrigens auch super, Rostock war schön, super Wetter, viele Menschen und ich durfte dort Fahrrad fahren. Genau gesagt ein Lastenrad für Promotionzwecke, aber damit habe ich kein Problem. Ich weiß, andere haben ein Problem mit Werbung, hassen Menschen, die mit Werbung durch die Stadt fahren, aber dazu gehöre ich nicht, ich liebe es, mit dem Fahrrad zu fahren und ja, die Promotion ist halt mit dabei.
Ich war also in Berlin angekommen. Musste noch kurz zum Lager, wo ich das Fahrrad wieder abstellen musste und da passierte mir mein erster Fahrfehler an diesem Tag. Ich nahm mit dem Kastenwagen eine Kurve zu eng, kam dabei auf den Bordstein und habe dabei ein Verkehrsschild mit der oberen Kante des Kastenwagens gestreift. Scheiße, denn der Kastenwagen war natürlich ein Leihwagen und Lackschäden sind ja die Schäden, die immer so extrem hohe Kosten aufrufen, obwohl die meist gar nicht wirklich beseitigt werden. Gut, Lerneffekt, so einen Fehler macht mensch einmal, gerade mit einem Kastenwagen, der ja doch noch einmal deutlich größer ist als ein normaler Transporter und den mensch dann auch nicht allzu oft fährt. Also den Kastenwagen, mit Transportern habe ich weniger Probleme, die bin ich schön öfter gefahren.
Dazu muss ich sagen, dass ich in Berlin ungern mit Autos fahre, die größer sind als PKWs. Transporter gehen noch, besonders weil die meisten – ich nutze hier meist Carsharing – Sensoren haben, die die schwierigen Situationen dann doch noch ein wenig erleichtern. Kastenwagen wollte ich eigentlich nicht unbedingt fahren, aber so für 30 Minuten in der Stadt war es bisher eigentlich okay, wäre es auch nach diesem Fahrfehler noch gewesen, obwohl der mich natürlich auch schon extrem geärgert hat.
Nachdem die Polizei den Schaden dann aufgenommen hatte, das Fahrrad im Lager stand und ich den ersten Ärger verdaut hatte, wollte ich den Kastenwagen zur Leihstation bringen. Knapp 15 Kilometer waren es noch. Also nicht mehr viel Strecke, dann hätte ich den Stressfaktor Kastenwagen wieder abgeben können, hätte mich noch ein wenig über meinen Fahrfehler ärgern können, wäre aber am Donnerstag gleich wieder zum nächsten Auftrag mit einem Kastenwagen aufgebrochen.
Sieben Kilometer vor dem Ziel, Landsberger Allee kurz nach dem Alex, musste ich kurz auf die linke Spur wechseln, um einem stehenden Transporter auszuweichen. Alles super. Hinter mir war ein LKW, der es anscheinend eilig hatte. Hätte mir egal sein können und vielleicht hätte ich auch einfach auf der linken Spur bleiben sollen, aber irgendwie wollte ich wieder auf die rechte Spur, allerdings nicht, damit mich der LKW links überholt. Also ich hätte schon gehofft, dass er noch ein paar hundert Meter wartet, um mich zu überholen, so war es aber an einer Stelle, an der es auch noch eine leichte Kurve gab, wobei Kurve vielleicht übertrieben ist, aber das war wohl einer der Knackpunkte, denn der LKW links kam mir ziemlich nah und so machte ich mit dem Kastenwagen einen Fahrfehler, war zu weit rechts und stieß so mit dem Außenspiegel des Kastenwagens gegen einen parkenden PKW. Der hatte dann keine Rückleuchten mehr und ich hatte rechts einen zerstörten Außenspiegel.
Ich hätte heulen können, zwei Unfälle waren dann doch zu viel, sodass ich auch keinen Meter mehr mit dem Kastenwagen fahren wollte. Musste ich vorerst auch nicht, da ich erst einmal die Polizei – zum zweiten Mal an diesem Tag – rufen musste, damit die den Unfall aufnehmen konnten, damit auch der*die Halter*in des parkenden Fahrzeuges seinen Schaden ersetzt bekommt. In der Stunde, in der ich auf die Polizei warten musste, beobachtete ich den Straßenverkehr, weil ich mir nicht sicher war, ob ich mir das nur eingebildet hatte mit dem LKW, aber an der Stelle schnitten tatsächlich alle LKWs, die auf der linken Spur fuhren, die Spur und fuhren kurzzeitig auf der rechten Spur, auf der ich auch gefahren bin. Es war also keine Einbildung, der LKW kam mir ziemlich nah. Egal, den Fahrfehler habe am Ende ich gemacht.
Irgendwann kam dann die Polizei, ich war noch ziemlich fertig und so dauerte es eine Weile, bis ich vermitteln konnte, was ich sagen wollte und bis mich die Polizei dann auch verstand. Den Tipp, beim nächsten Mal einfach stur geradeaus zu fahren, fand ich dann doch nicht so hilfreich, weil was wäre wohl passiert, wenn der LKW mich von links angestoßen hätte? Dann wäre vielleicht ein noch größerer Schaden entstanden, vielleicht wären noch nachfolgende Autos in den Unfall verwickelt wurden. Weiß nicht, ob dies die bessere Alternative gewesen wäre, auch wenn ich dann vielleicht nicht die komplette Schuld am Unfall gehabt hätte.
In der Zwischenzeit hatte die Agentur dann auch einen neuen Fahrer geschickt, welcher den Kastenwagen dann zurück zur Leihstation brachte. Ich hätte ihn keinen Meter mehr bewegt, es war einfach nur der Horror und ich bin auch heute noch ziemlich fertig.
Was mich auch fertig macht – was auch der Grund ist, warum ich in Berlin nicht gerne fahre -, ist, dass die Leute immer davon ausgehen, dass das mit dem Überholen immer geht, sobald eine Straße zwei Spuren hat. Mit zwei normalen PKWs wäre es vielleicht auch so, mit einem Kastenwagen und einem LKW dann schon eher weniger! Auch der Polizist sagte mir, dass er sich zwei LKWs nebeneinander an dieser Stelle nicht vorstellen könnte, was ich so nur bestätigen konnte, aber es war ja leider so. Und klar, vielleicht war das im LKW ein Berufskraftfahrer, der täglich mit seinem LKW fährt, aber es sind halt nicht nur Berufskraftfahrer auf der Straße und es wäre halt schön, wenn das auch berücksichtigt wird und dann vielleicht doch auf das ein oder andere Überholmanöver an engeren Stellen im Stadtverkehr verzichtet wird. Es würde das Leben für viele Menschen einfacher machen, aber leider ist das im Straßenverkehr nicht so. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass es von Monat zu Monat aggressiver wird. An der Ampel wird ja gefühlt schon gehupt, wenn der erste Autofahrer nicht schon losfährt, wenn die Ampel von Rot auf Gelb wechselt, es wird geschnitten, die Vorfahrt missachtet und vieles mehr. Aber okay, auch das ist ein anderes Thema.
Am Donnerstag werde ich nun nicht mit dem Kastenwagen als Fahrer zum nächsten Auftrag starten. Ich werde als Beifahrer dabei sein. Derzeit kann ich mir auch nicht vorstellen, überhaupt noch einmal mit einem Kastenwagen zu fahren. Wenn doch, dann habe ich aus dem zweiten Unfall gelernt, dass ich jetzt lieber auf der linken Spur bleibe, wenn ich wieder an solch eine enge Stelle komme. Dann können immer noch Unfälle passieren, weil es dann wieder Menschen geben wird, die unbedingt rechts überholen müssen, aber am Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer kann ich halt nicht viel ändern.