Es war mal wieder Zeit für ein wenig Ruhe. Ruhe gibt es in der Stadt nur viel zu selten, also rauf auf das Fahrrad und ab nach Brandenburg. Genauer gesagt, ab in das Biesenthaler Becken. Die Tour hatte ich schon vor ein paar Wochen geplant und 33 Kilometer sind jetzt auch nicht zu viel für die Hinfahrt. Begleitet wurde ich vom Lärm der Stadt, vom Lärm der vielen Autos, die auch aus der Stadt drängten, um an irgendeinem Ziel anzukommen. Ja, mich nervt dieser Autolärm immer mehr und es wird immer schwieriger, diesem Lärm zu entkommen.
Irgendwann war dann die Straße erreicht, die in den Wald führte. Hier wurde dann auch der Lärm der Autos weniger und die sanften Töne der Natur wurden lauter. Das Summen der Insekten, das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Wälder. So langsam kam die Entspannung, die Vorfreude auf eine kurze Wanderung wurde immer größer. Vorher aber noch ein wenig Anstrengung, denn Komoot baut immer am Ende noch zwei Kilometer mit ein, die anstrengender sind, als die gesamte Tour vorher. So auch diesmal, denn die letzten zwei Kilometer waren anstrengender, sandiger Waldboden. Für ein Mountainbike wahrscheinlich genau die richtige Strecke, für mein Stadtrad natürlich eher nicht, was natürlich die Aufmerksamkeit forderte, um nicht irgendwo im sandigen Waldboden wegzurutschen.
Dann das Ziel, irgendwo im Wald an irgendeinem See. Mir war nicht wirklich bewusst, wo ich landen würde. Ziel war nur das Biesenthaler Becken und dessen Touristeninformation. Die habe ich irgendwie nicht gesehen, aber ich brauchte sie auch nicht. Was ich brauchte, war eine Möglichkeit, um mein Fahrrad anzuschließen. Diese fand ich an einer Wanderkarte für die Touristen, natürlich so, dass die Ansicht der Karte nicht gestört wurde.
Dann ging es los auf dem Rundweg um den Hellsee, der direkt am Zielpunkt meiner Fahrradtour lag. Knapp 7 Kilometer, was nicht wirklich viel ist, aber doch ausreichend, um dort ein wenig die Gedanken kreisen zu lassen. Gedanken darüber, dass dieser Ort in 30 Jahren wohl komplett anders aussehen wird. Klimafolgen, die auch durch einen ehrgeizigen Klimaschutz nicht mehr aufgehalten werden können, weil das Klima Jahrzehnte braucht, weil das Klimasystem ziemlich träge ist. Folgen also, mit denen wir erst einmal leben müssen, die aber, wenn wir irgendwann mal ehrgeizig das Klima schützen sollten, folgende Generationen wieder reparieren könnten. Mir kommt ein Artikel in den Kopf, wo die Frage gestellt wurde, ob in ein paar Jahrzehnten ein Waldspaziergang immer noch so gesund sein wird wie heute.
Klar wird er das! Diese Ruhe ist einfach absolute Erholung für die Seele, ein Ort zum Abschalten, auch in 30 Jahren noch, wenn es dann noch Wälder zum Abschalten geben sollte. Sicher steigt die Gefahr, sich mit Krankheiten zu infizieren, die wir heute in ganz anderen Regionen der Welt sehen. Wenn dann nicht mehr nur die Mücken, die uns derzeit das Blut absaugen, an den Seen und Gewässern hier in Deutschland heimisch sind, sondern auch die, die tropische Krankheiten übertragen können. Damit werden wir leben müssen. Wahrscheinlich wird dadurch aber auch die Entwicklung von Impfstoffen beschleunigt und so ist dann ein Besuch im Wald weiterhin eine Erholung für die Seele und für das Gehirn.
Mein Blick schweift über das Wasser, was derzeit noch im See vorhanden ist. Wird das in 30 Jahren auch noch der Fall sein? Oder wird auch dieser See ein Opfer der Hitzeperioden, die immer häufiger auftreten werden und die uns dann mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius treffen werden? Mir sind 30 Grad schon viel zu viel, mir reichen schon 25 Grad, aber das Klima ist halt kein Wunschkonzert und so werde ich wohl in 30 Jahren – wenn ich dann fast 70 bin – im Sommer wohl eher in einem Kühlhaus sitzen und nicht mehr im Wald spazieren. Auch daran werden wir nicht mehr viel ändern können, aber beim Klimaschutz geht es nicht nur um uns, es geht auch um die vielen Generationen nach uns. Ich sehe mich aber dennoch weiterhin auch mit 70 auf einem (E-)Bike sitzen und durch die Gegend fahren. Ich weiß nicht, wie der Wald der Zukunft aussehen wird, aber ich hoffe, dass er existieren wird.
Die Runde um den See neigt sich dem Ende, 7 Kilometer sind nicht viel und so steht die Rückfahrt mit dem Fahrrad auf dem Programm. Das Zwitschern der Vögel, das Summen der Insekten und das Rauschen des Waldes begleiten mich noch ein wenig, bevor sie mich wieder mit dem Lärm der Autos allein lassen und bevor der Lärm der Stadt wieder zu vernehmen ist. Dann ist die kleine Flucht schon wieder vorbei, die Stadt hat mich wieder und ich freue mich sofort wieder auf die nächste Flucht in den nächsten Wald.
Hallo Sven, bin grad zufällig auf Deinen Blog gestoßen und auch hängen geblieben. Finde Deine Art zu Schreiben sehr interessant. Man kann sich direkt rein versetzen und die Entspannung spüren. So eine Waldtour ist immer wie eine kleine Meditation. Ich finde aber jeder kann seinen kleinen Beitrag zum Klimawandel beitragen. Achtsamkeit im Umgang mit unseren Ressourcen im Leben ist da sehr wichtig. LG Ela