Lernen ist schwer. Ihr wisst sicher was ich meine, wenn ich diesen Satz schreibe. Ich gehe sogar weiter, denn lernen ist unmöglich. Zumindest, wenn man es in den eigenen vier Wänden machen soll. Kaum sitzt man am Schreibtisch und hat das Heft mit der zu lösenden Aufgabe vor sich liegen, fällt einen auf einmal ein Schrank auf, den man schon mindestens 10 Jahre nicht mehr beachtet hat. 10 Jahre ist eine lange Zeit, und so kommt es, dass der Schrank auf einmal interessanter ist, als das Heft mit der Aufgabe, welche man eigentlich lösen sollte. Wir können das Heft mir der Aufgabe auch gerne gegen Vokabeln auf Karteikarten austauschen, es bleibt dasselbe, der Schrank ist interessanter. Was verbirgt sich wohl in diesem Schrank, den wir 10 Jahre nicht mehr angesehen haben? Wahrscheinlich könnte man ihn mal wieder entrümpeln, um für die vielen Hefte einen Platz zu finden, wo sie sicher sind, wenn wir einmal nicht lernen müssen. Wir gehen also zum Schrank, der bedeutend wichtiger ist, als das Lernen und öffnen ihn. Wahrscheinlich hätten wir den Schrank gar nicht beachtet, wenn wir nicht hätten lernen müssen und er wäre weitere 10 Jahre unbeachtet gewesen. Was natürlich gut für die kleinen Monster gewesen wäre, die sich in den letzten 10 Jahren darin versteckt hatten, aber das ist ein anderes Thema.
Wir öffnen also den Schrank und finden viele interessante Dinge. Zum Beispiel den Brief von einer Person, die wir schon jahrelang (also mindestens 10 Jahre) nicht mehr gesehen haben. Erinnerungen werden wach und diese brauchen ihren Platz, an Lernen ist jedenfalls erst einmal nicht zu denken.
Oder man findet eine alte Kassette, die man schon mehrere Jahre (und mit mehreren Jahren sind mindestens 10 gemeint) nicht mehr gehört hat. Zufällig findet man auch den Walkman, mit dem man die Kassette jetzt hören kann und es werden Erinnerungen wach, die natürlich ihren Platz brauchen. Zum Lernen ist jedenfalls kein Platz vorhanden.
Nach der Kassette fallen einen dann Fotos in die Hand. Fotos, die man schon längere Zeit nicht mehr angesehen hat (und mit längere Zeit meine ich natürlich mindestens 10 Jahre). Erinnerungen werden wach, die natürlich ihren Platz brauchen. Zum Lernen fehlt natürlich weiterhin der Platz.
Inzwischen sind vier Stunden vergangen, die Sonne (wir haben Sommer) verschwindet langsam, aber es ist noch genügend Licht da, um ohne Licht am Schreibtisch zu sitzen, und zu lernen.
Wir gehen also zum Heft mit der Aufgabe die wir lösen sollen, welches wir inzwischen mit Vokabeln auf Karteikarten ausgetauscht haben, und wollen nun endlich anfangen mit dem Lernen. Da fällt unser Augenmerk auf eine Pflanze. Eine Pflanze, die nur noch lebt, weil sich abwechselnd die Katze und deine Mutter darum gekümmert haben. Sie sieht nicht mehr gut aus, die Pflanze, und eigentlich müsste man etwas machen, damit es der Pflanze wieder gut geht.
Wir gehen also zum Computer, rufen Google auf und geben ein „Wie rette ich meine Pflanze“. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, um was für eine Pflanze es sich da eigentlich handelt. Man sucht also bei Google ein Pflanzenlexikon, in welchem man dann die Pflanze identifizieren kann, indem man Bilder studiert. Nach zwei Stunden, draußen ist es inzwischen dunkel geworden, findet man die Pflanze, und kann nun bei Google nach Tipps suchen, wie man die Pflanze retten kann. Nach einer weiteren Stunde hat man sich dann genügend Wissen über die Pflanze angelesen, und beschließt, sie gleich am nächsten Tag zu retten.
Zufrieden schaltet man den Computer aus und geht sich danach die Zähne putzen, bevor man sich dann ins Bett legt und zufrieden einschläft.
Am nächsten Morgen wacht man schweißgebadet auf, weil man von seiner Aufgabe im Heft geträumt hat, welche man durch Vokabeln auf Karteikarten ausgetauscht hat. Man fragt sich, wie die anderen es immer schaffen, diese Dinge pünktlich fertigzubekommen, während man selbst aufs Frühstück verzichten muss, damit man, auf dem Weg zur Klausur, wenigstens noch ein wenig Lernen kann.
Heute wäre Lernen für mich garantiert schwerer als früher, als ich noch lernte. Aber als ich noch lernte, war dies kein Problem für mich. Ich setzte mich hin und lernte. In meinem Zimmer gab es auch Gott sei Dank keine Schränke, die ich 10 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte…
Oh ja, das kenne ich auch! Ich finde zwar man lernt im Studium viel effektiver und vor allem länger (früher waren 2 stunden das höchste für mich, heute finde ich 10 stunden lang..)
Und so einen Schrank hab ich übrigens auch 😉 Kleiner Tip von mir: Umzüge in der Klausurenzeit sind auch nicht so gut!
Ja, so geht es mir sehr oft!
Du triffst genau ins Schwarze. Man kann, wenn man eigtl. Lernen muss seinen Fokus immer so schnell auf „wichtigeres“ lenken :-).
Ich glaube, das geht jedem so.