Skandal, Skandal, Skandal! So tönt es heute wieder aus allen Ecken. Die Gesine Lötszch hat wieder etwas Böses gemacht, sie beschäftigt nämlich einen Menschen, der in der DDR für die Stasi gearbeitet hat. Um genau zu sein, hat dieser Mensch seinen Grundverdienst bei einem Wachregiment der MfS gearbeitet, war somit also offizieller Mitarbeiter der Stasi. Der Skandal ist jetzt, dass dieser Mensch einen Beruf hat, welcher mit Steuergeldern finanziert wird. Menschen, die für die Stasi gearbeitet haben, sollen aber anscheinend nicht dort arbeiten, wo der Steuerzahler für zahlt.
Nun sollte man sich aber einmal über eines klar sein. Diese Menschen leben jetzt in der BRD, sie sind nicht im Gefängnis, haben wahrscheinlich auch keine Vorstrafen und sie dürfen sich ihre Arbeit frei wählen. So steht das zumindest im Grundgesetz, welches alle Parteien respektieren und auch anerkannt haben.Welchen Grund gibt es nun also, diese Menschen nicht als Büroleiter anzustellen? Was spricht dagegen, dass diese Menschen durch Steuergelder bezahlt werden? Ist die Vergangenheit wirklich ein Grund dafür, diesen Menschen keine zweite Chance zu geben, obwohl sie ihre Arbeit gut machen? Nein, es gibt keinen Grund dafür! Um noch einen Schritt weiter zu gehen, habe ich eben mal geschaut, wie viele Mitglieder der NSDAP nach 1945 noch in der Politik tätig waren und in anderen, demokratischen Parteien wieder ein zu Hause gefunden haben. Und was musste ich finden? Eine wirklich lange Liste mit Politikern, welche sich auf alle Parteien der BRD aufgeteilt haben. Die CDU hatte ihre ehemaligen NSDAP-Mitglieder, genauso wie die FDP wie auch die SPD. All diese Menschen haben eine neue Chance bekommen und durften sehr lange in der Politik aktiv sein. Und das, obwohl sie Mitglied einer Partei waren, welche sehr viel Leid nach Europa gebracht hat.
Für Mitglieder der ehemaligen Staatssicherheit der DDR gibt es diese zweite Chance aber anscheinend nicht, sie sollen sich bloß nicht in den deutschen Parlamenten aufhalten und auch nicht in anderen Behörden, welche durch Steuergelder finanziert werden. Diese Menschen werden diskriminiert, weil sie für eine Behörde gearbeitet haben, welche in der DDR legal war. Sicher hat diese Behörde nicht so gearbeitet, wie man es sich in einer Demokratie vorstellt, aber die DDR war eben auch keine Demokratie! Die Menschen haben sich damals mit einem System abgefunden und sich integriert. Vielleicht fanden sie das System auch gut, so wie wir heute die Demokratie gut finden. Aber das ist Vergangenheit, die DDR ist Geschichte und diese Menschen leben jetzt in der BRD, sie sind nicht vorbestraft, haben kein Berufsverbot und haben somit das Recht, überall dort zu arbeiten, wo sie denn wollen und wo sie auch die Qualifikation mitbringen. Wir leben immerhin in einer Demokratie, wir haben alle das Grundgesetz akzeptiert, berufen uns alle auf dieses Grundgesetz und wir sollten auch jeden dieses Grundgesetz zubilligen.
Öhm, naja-ich finde-ähm, wie soll ich sagen… eigentlich sagt es der aktuelle Artikel von Niggemeier viel besser… ich bin da schlecht drin… LG Kaddi
Kaddi, wie wäre es denn mal mit einem Link zu den Artikel?
Oh entschuldige-ich dachte, der ist schon durchs Netz gerauscht: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/vergessen-und-vergessen-machen/
LG Kaddi
Dieser Artikel sagt etwas übers Vergessen. Ich will nicht das man die Vergangenheit vergisst, ich will auch nicht das man vergisst, wer für die Stasi gearbeitet hat. Bei mir geht es nur darum, ob dieser Leute nicht eine zweite Chance verdient haben. Und ich glaube das haben sie, dass haben ja die NSDAP-Mitlieder auch bekommen als sie in die CDU/FDP/SPD gegangen sind. Einige von ihnen haben in der BRD sogar Karriere gemacht in der Politik. Warum wurden diese Menschen nicht aussortiert und aus der Partei geworfen?
Kann ich Dir nicht sagen… aber in öffentlichen Ämtern sollte man in meinen Augen schon ziemlich unangreifbar sein, egal ob man zu jung, zu doof oder sonstwas war… Die Stasi war kein Skatverein und einige haben da wirklich sehr gut davon gelebt und unter Umständen, anderen Menschen das Leben genommen. Verzeihen und vergessen steht nur den Opfern zu.
Es gibt darüber auch schöne andere Blogdiskussionen, z.B. hier:
http://www.bar-blog.de/2010/01/21/stasi-ueberpruefungen-auf-kommunaler-ebene-gruener-stammtisch-am-29-januar-2010-in-panketal/#comments
Da ging es heiß her… LG Kaddi
Noch mal, es geht nicht ums Vergessen. Aber eine andere Sache stößt mir noch auf. Du sagst es richtig, einige haben….. Das beinhaltet aber auch die Aussage das einige nicht haben… Dürfen diese Menschen jetzt, weil sie damals ihr Geld in einem Ministerium verdient haben, welches zur Sicherung einer Diktatur gedacht war, jetzt nicht mehr dort arbeiten, wo sie am besten ihre Qualifikationen einbringen können? Die Menschen, die nachweislich Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, diese Menschen wurden nach der Wende von westdeutschen Gerichten verurteilt. Bei den anderen gilt nun einmal die Unschuldsvermutung, bis irgendwann das Gegenteil bewiesen wird.
Ich will euch ja jetzt nicht vom Thema abbringen, aber mir stöst ein ganz anderer Satz in deinem Beitrag auf:
„Die Menschen haben sich damals mit einem System abgefunden und sich integriert.“
Entschuldige mal, ich habe da selber ein bisschen was davon mitbekommen. NIEMAND hat sich mit dem System abgefunden. Die Menschen wurden von Kindertagen an in dieses System hinein gepresst. Das fing im Kindergarten mit „politischer Erziehung“ an, ging in der Schule mit Jung- und Thälmannpionier weiter und endete schließlich und endlich mit FDJ und Armee. Ob man wollte oder nicht, man rutschte in dieses System hinein. Und wenn man sich wehrte, dann hatten Staat und System ihre Mittel. Und das fing weit vor der Stasi an. – Ich kann da vielleicht ne Story erzählen.
Jetzt wird man sich denken: Warum haben die sich nicht gewehrt. – Dazu habe ich nur eine Gegenfrage: Würdest du dich gegen das System auflehnen, wenn es dein Kind zum Schluss ausbaden müsste?
Also Sven, ich weiß net-Du bist ja noch jung. Aber ich sag Dir eins-dieses System damals war die Pest-unglaublich für mich noch immer, dass die Mauer fiel. Glaubs mir. Ich war natürlich ein Ostkind, war Jungpionier, Thälmannpionier-reine Erziehung und genau nicht nur schlecht. Das ist ja das fiese. Und so argumentierst Du jetzt auch, dass ja nicht jede Tätigkeit in der Stasi Folgen hatte, also so weitreichende wie Mord oder Haft oder weitgehendes Ausgrenzen von Beruf und Familie. Da gab es einige Dinge… Ich weiß auch, dass viele in SED und Stasi reingezwungen wurden. Das sind aber so private Geschichten, da möchte ich nichts öffentlich sagen.
Ich schrieb es schon auf meinem Blog-es ist auch eine Charakterfrage, andere auszuspionieren. Sie zu Freunden zu machen und dann Dinge wie Schlüpferfarbe und andere intime Sachen weiterzugeben. Igitt. Kotz-ganz ehrlich. Eine etwas demütigere Haltung dieser Personen würde ich mir wünschen, ganz ehrlich und einen anderen gesetzlichen Umgang damit. Aber da wären wir eben wieder in der Diktatur.
Warum muss ich dann wieder in öffentliche Ämter drängen? Warum bin ich glaubhafter? Vor allem, wenn eine Stasitätigkeit erst nach Jahren aufgedeckt wird? Ach jetzt steiger ich mich da wieder rein. Und ja, nach dem Krieg waren noch genug Verbrecher in ihren Jobs, weil teilweise auch keiner mehr da war für diese Berufe. Aber gerade nach dem friedlichen Mauerfall hatten wir die Chance es anders zu machen. LG Kaddi
@Ghost: dieser Satz bezog sich nur auf die Leute, welche bei der Staatssicherheit gearbeitet haben. Die Menschen die diesen Job machen konnten, habe sich in der System Integriert. Es ging keinesfalls um die gesamte Bevölkerung.
@Kaddi: Ich war auch Jungpionier, dass sagt aber noch lange nicht aus, dass ich jetzt für eine kollektive Bestrafung sein muss. Bei dir spricht die persönliche Erfahrung mit, du hast etwas gegen diese Menschen, weil diese Behörde deiner Familie oder deinen Bekannten etwas angetan hat. Aber genau aus diesen Grund werden Verbrecher nicht von den Opfern oder deren Angehörigen bestraft, sondern von einem unabhängigen Richter. Der dann nämlich die schwere der Schuld feststellen und die angemessene Bestrafung aussprechen kann. Du kannst nicht pauschal jeden aus dem Staatsdienst ausschließen, nur weil er irgendwann mal irgendetwas mit der Stasi zu tun hatte.
Und um auf die Frage nach dem Charakter zurück zu kommen. Schau dich doch in der heutigen Gesellschaft einmal um. Wie viele handeln wirklich so, wie sie nach ihren Glauben handeln müssten. Es sind die wenigsten. Die meisten sind immer noch auf ihren persönlichen Vorteil bedacht. Und hier ist den meisten ebenso egal, ob dieser persönliche Vorteil bedeutet, dass andere Menschen einen schaden davon tragen. So ist der größte Teil der Menschen nun einmal, immer darauf aus ihren eigenen Vorteil so groß wie möglich werden zu lassen. Mehr Charakter gibt es heute also auch nicht.
Und jetzt zum Thema der inneren Überwachung. Wie weit sind wir denn von damals noch entfernt? Viele staatliche Behörden dürfen auf dein Konto schauen, deine Lohn-Daten werden in einer zentralen Datei erfasst, die Vorratsdatenspeicherung wird voran getrieben und auch der Deutsche Geheimdienst muss Leute ausspionieren, sonst könnte er Terrorzellen nicht ausheben. Und das wird nicht unbedingt nur gemacht, wenn es einen hinreichenden Verdacht gibt.
Kaddi, einfach immer einmal den Blickwinkel wechseln, einfach auch mal sehen, dass nicht jeder damals Schuld auf sich geladen hat.
Sven, Du liest da jetzt etwas in meine Texte rein und interpretierst. Das führt jetzt zu weit. Mit meiner Meinung zu damals schließe ich einen aktuellen Blickwinkel, wie von Dir gefordert, nicht aus. Du schmeißt jetzt zuviel in einen Topf. Auch heute hab ich etwas gegen Leute, die mich aushorchen, meine Daten sammeln-was immer.
Das Thema war, warum Leute, die bei der Stasi gearbeitet haben, nicht im Staatsdienst arbeiten dürfen oder eher sollten… Pauschal würde ich sagen, warum nicht-der Einzelfall ist zu überprüfen. Vom moralischen her habe ich Dir oben meine Meinung gesagt. LG Kaddi
Halt, halt, halt, ich habe nicht gesagt das dir das heute egal ist, ich wollte es nur einmal erwähnt haben, dass sich auch die Demokratie derzeit in eine Richtung entwickelt, die mir nicht gefällt. Und auch hinein deuten tue ich nichts. Du hast ja selbst geschrieben das es bei dir Fälle im Bekanntenkreis gegeben hat. Wäre bei mir so etwas passiert, dann würde ich wahrscheinlich heute auch anders denken. Aber genau das ist ja der Grund, warum ich das mit den neutralen Richter aufgeführt habe. Wenn Opfer über Täter urteilen, kommt nie ein faires Urteil dabei heraus. Bei mir nicht und bei dir auch nicht.
Du interpretierst schon wieder. Ich habe nichts dergleichen geschrieben, dass mir in der Richtung was „passiert“ ist und ich deshalb urteile, sondern dass ich Fälle kenne, die eben eine nicht ganz freiwillige Mitarbeit zur Folge hatten und das kann dann eben nicht pauschal abgeurteilt werden und mit der moralischen Keule kleingehackt werden, deshalb schrieb ich versönlich der Einzelfall ist zu prüfen. Und wenn auch Dir grad die demokratische Richtung nicht gefällt, dann könnten ja möglicherweise auch faire Urteile oder neutrale Richter schon recht witzig klingen. Ich steig jetzt hier aus… LG Kaddi
Du brauchst nicht aussteigen. Wenn ich etwas falsch gelesen habe, dann ist das nur ein versehen und kommt nicht wieder vor. Ich möchte aber schon noch betonen, dass ich dich hier nicht angreifen wollte oder will. Es gibt immer verschiedene Blickwinkel und es ist auch gut, dass es diese verschiedene Blickwinkel gibt. Dein Blickwinkel, mein Blickwinkel, der Blickwinkel von Ghost und von all den anderen. Alle existieren und alle sind zu respektieren. Aber Diskutieren darf man, das ist erlaubt 😉
Mist, ne Tüte Rechtschreibung hinterherschmeiss… mach doch mal wieder andere Themen, die Politikschiene macht irgendwie miese Laune… Frieden? LG Kaddi