Keine Regeln, keine Gesetze, eine neue Gesellschaft ist möglich und noch mehr Blablabla. So hat Sat1 sein Newtopia angekündigt. Doch was bekommt der Zuschauer? Der Zuschauer bekommt ein neues Big Brother vorgesetzt. Ja, es ist ein neues Konzept und es gibt keine dämlichen Aufgaben, aber es ist eben nicht mehr, als ein Bauernhof, der das Bedürfnis des Voyeurismus befriedigt.
Keine Regeln, keine Gesetze
Laut Sat1 soll es in Newtopia keine Regeln und Gesetze geben. Die Gruppe, die sich auf das Abenteuer eingelassen hat, soll diese selbst gestalten und dadurch eine neue Gesellschaft gründen. Doch natürlich ist das Schwachsinn, denn Newtopia befindet sich in Deutschland! Somit gilt in Newtopia sowohl das deutsche Grundgesetz, wie auch alle anderen Gesetze, die in Deutschland gültig sind.
Nehmen wir also an, die Bewohner von Newtopia würden entscheiden, dass in Newtopia der Anbau, Besitz und Konsum von Drogen legal wäre. Was würde wohl passieren? Genau, die Polizei würde in Newtopia einrücken, die Drogen beschlagnahmen, die Personalien aufnehmen und Anzeige gegen die Bewohner erstatten. Aber soweit müssen wir ja gar nicht gehen, es sind ja schon die einfachen Dinge, welche die Grenzen aufzeigen. Einfach eine kleine Hütte bauen? Das ist nur möglich, wenn es eine Baugenehmigung dafür gibt – ist natürlich sehr hilfreich, wenn dort eine eigene, neue Gesellschaft entstehen soll.
Dasselbe gilt übrigens auch für andere Dinge. Wie sieht es mit dem Eigentumsrecht aus? Wie mit geistigem Eigentum? Wenn die Gesellschaft dort neue Wege gehen will, wie sieht es dann mit dem Eigentum der Menschen aus, die nicht in der Gesellschaft leben? Was wäre zum Beispiel, wenn die Leute dort beschließen, dass der illegale Download von Musik keine Straftat ist? Richtig, dies wäre scheiß egal, sie würden dennoch dafür vor Gericht gestellt.
Sat1 schwindelt also schon, wenn sie behaupten, dass dort keine Regeln gelten, denn das Grundgesetz und die anderen Gesetze in Deutschland sind Regeln und diese gelten auf jeden Fall für die Bewohner von Newtopia.
Damit steht auch Fazit Nummer eins fest: In Newtopia kann keine neue Gesellschaft entstehen. Die Gruppe kann versuchen sich autark zu versorgen, sodass sie eventuell ein neues Wirtschaftssystem leben könnten. Natürlich auch nur in den Grenzen der Gesetze der Bundesrepublik. Bedeutet, sie müssten genügend Geld verdienen, um ihre Krankenversicherung zu zahlen, denn diese ist Pflicht in Deutschland, sie müssten ein Gewerbe anmelden, damit sie Geld verdienen dürfen und sie müssten notfalls auch Steuern zahlen. Nun ja, was bliebe dann noch vom eigenen Wirtschaftssystem?
Autarkes Leben
Vielleicht hätte das Experiment spannend werden können, wenn der „Bauernhof“ vollkommen von der Außenwelt abgeschottet wäre und die Bewohner sich autark versorgen müssten. Dazu hätte dann aber gehört, dass dort für die Anfangszeit das Lebensnotwendige zur Verfügung steht, damit die Bewohner von Newtopia die Grundlagen hätten schaffen können, um sich autark versorgen zu können. Hinzu kommt, dass die Nahrung ja nicht alles ist, um eine neue Gesellschaft zu gründen. Was ist zum Beispiel mit der medizinischen Versorgung? Auch das gehört zu einer Gesellschaft dazu, genau wie viele andere Dinge, die in Newtopia einfach nicht möglich sind.
Damit dann auch Fazit Nummer zwei: In Newtopia ist die Gesellschaft gar nicht ausreichend abgebildet, was wiederum ein Grund ist, warum in Newtopia keine neue Gesellschaft entstehen kann. Eine autarke Versorgung der Grundbedürfnisse erweitert zwar die Unabhängigkeit, aber es bleiben genügend Abhängigkeiten zur Außenwelt und zum kapitalistischen System bestehen.
Rauswählen von Bewohnern
Was zum Konzept nun aber überhaupt nicht passt, ist, dass jeden Monat irgendwer Newtopia verlassen muss. Hallo? Die Leute starten dort, sollen etwas Neues erschaffen, leben aber jeden Monat mit der Angst, dass sie das Projekt verlassen müssen. Was soll dabei entstehen? Es entsteht doch höchstens die Angst davor, etwas Falsches zu machen, und dafür von den anderen abgestraft zu werden. Es entsteht also Wettbewerb! Es kann also nicht einmal eine Gesellschaft ohne Wettbewerbsdruck entstehen.
Und was mir dann noch ganz übel aufstößt, ist, wenn der Sendeleiter in einer ganzen Sendung Stimmung gegen eine einzelne Person macht. Der Zuschauer kann diese Person ja mögen oder nicht, aber wenn die gesamte Folge darauf zugeschnitten ist, eine einzelne Person an den Pranger zu stellen, weil dessen Lebensweise eben nicht der entspricht, die ein Mensch mit westlicher Prägung erwartet, dann ist es einfach nur zum Kotzen und zeigt deutlich, worauf diese Sendung aus ist. Diese Sendung möchte, dass Menschen scheitern! Diese Sendung möchte nichts Neues erschaffen, diese Sendung will, dass Menschen zerbrechen und die Sendung möchte, dass die Alternativlosigkeit des westlichen Gesellschaftssystems in den Köpfen verankert wird.
[…] schon gar nicht mit verschiedenen Teilen der Besetzung. Nicht nur ich stelle mir die Frage ob die Nominierungen von Pionieren echt oder auch zentralgesteuert sind? Die immer wieder kehrenden “Batteriewechsel” auf […]