Der Krieg in der Ukraine verursacht viel Leid bei den Menschen vor Ort, aber auch bei uns sind die Auswirkungen spürbar, wobei die natürlich nicht vergleichbar mit dem Leid der Menschen, der Zerstörung des Landes und der Vernichtung von Leben sind. Ich muss dennoch auf eine Sache eingehen, weil ich echt nur noch mit dem Kopf schütteln kann, wenn ich die Diskussion darüber höre. Es geht natürlich um unsere Energieversorgung, um unsere Abhängigkeiten, die wir in den letzten 20 Jahren hätten verringern können, wo die Politik aber lieber auf die Bremse getreten ist! Es geht um die Diskussion um die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken, es geht um die Diskussion, ob wir weiter Kohle verbrennen sollten, um unsere Energieversorgung zu sichern, die durch den Krieg und durch all die Abhängigkeiten, die wir aufgebaut haben, gerade nicht so sicher ist, wie wir es gerne hätten.
Atomkraftwerke
Die Diskussion über Atomkraftwerke war noch nie wirklich beendet, obwohl der Ausstieg aus eben dieser Energiequelle schon längst beschlossen ist. Befürworter von Atomenergie bringen auch immer wieder irgendwelche Argumente ins Spiel, die zeigen sollen, dass der Weiterbetrieb der Kraftwerke sehr viel sinnvoller wäre, weil zum Beispiel die Brennstoffe noch solange genutzt werden könnten, bis die Strahlenbelastung des Mülls nicht mehr über viele Jahrhunderte ein Problem ist, sondern halt ein paar Jahre weniger. Stark verkürzt, klar, aber für mich wenig überzeugend, ebenso wie die Preisdiskussionen, in welche nie die Folgekosten, die Subventionen oder die Umweltkosten eingerechnet sind. Kurz gesagt, ich halte überhaupt nichts davon, diese Form der Energie weiterhin zu verwenden und meine Meinung wird sich erst dann ändern, wenn all die Probleme, die schon allein durch die Endlagerung entstehen, komplett beseitigt wären. Damit meine ich, dass der Müll, der entsteht, danach sofort keine Gefahr mehr für das Leben auf der Erde darstellt!
Aber gut, darüber lässt sich streiten und das ist auch absolut okay. Nicht streiten lässt sich aber darüber, dass diese Atomkraftwerke im Kriegsfall eben auch potenzielle Ziele sind! Heute bin ich mit der Nachricht aufgewacht, dass die russische Armee auf das größte Atomkraftwerk in Europa geschossen hat und dass es dort einen Brand gab. Ich will mir gar nicht vorstellen, was ein Super-GAU eines solchen Kraftwerkes in ganz Europa anrichten würde und deswegen stellt sich mir hier nur die Frage, warum wir solche attraktiven Ziele weiterhin betreiben sollten? Es wäre absoluter Wahnsinn, weswegen wir den Ausstieg aus dieser Energieform beibehalten sollten und viel wichtiger: Wir sollten unsere europäischen Nachbarn davon überzeugen, ebenfalls mit dem Ausstieg zu beginnen.
Kohlekraftwerke
Von Kohlekraftwerken mag diese direkte Gefahr nicht ausgehen, aber was nutzt es uns, wenn wir jetzt eine sichere Energieversorgung haben, wenn die Generationen nach uns, dann keinen Planeten mehr haben, auf dem sie ein gutes Leben führen können? Wenn wir uns dann noch die Zerstörung von Natur und Lebensraum ansehen, die durch den Kohleabbau entsteht, sollte auch hier klar sein, dass das der absolut falsche Weg wäre, den wir beschreiten sollten.
Der richtige Weg wäre jetzt, unsere Kräfte in den Ausbau von erneuerbaren Energien zu stecken. Wir sollten jetzt endlich all das nachholen, was wir in den letzten Jahrzehnten verschlafen haben und damit die Energiesicherheit in Europa herstellen. Damit würden wir aus der aktuellen Energiekrise herauskommen und wir würden gleichzeitig in die Zukunft der nächsten Generationen investieren.
Und klar brauchen die Anlagen, mit denen erneuerbare Energie gewonnen wird, auch Platz, aber es gibt auch noch genügend Häuserdächer oder Autobahnen, wo Solaranlagen installiert werden könnten. Ein paar Windräder zerstören die Natur weniger, als es ein Tagebau tut, in welchem Kohle abgebaut wird und dort, wo ein solcher Tagebau schon die Natur zerstört hat, könnten Unterwasserkraftwerke gebaut werden, die dann in den Seen, die dort entstehen, Energie erzeugen. Über diesen Weg sollten wir jetzt diskutieren, gerne auch darüber, ob diese Infrastruktur überhaupt durch private Unternehmen aufgebaut werden muss, oder ob wir das nicht als gesellschaftliche Infrastruktur sehen sollten, dann natürlich mit einem vergesellschafteten Energiesektor, wo die Gewinne dann eben nicht in private Taschen fließen, sondern der Gesellschaft für neue Projekte zur Verfügung stehen.
Wie ich unsere Politiker*innen aber kenne, werden wir uns nicht für den zweiten Weg entscheiden. Sie werden argumentieren, dass die Kosten dafür derzeit zu hoch wären, dass sie zwar eine unvorstellbare Menge an Geld in das Militär stecken können, aber für die Zukunft der nächsten Generationen kein Geld da ist. Und dann werden sie einen Weg einschlagen, der – um es mit ihren Worten zu sagen – alternativlos ist, weil es einfach nicht gewollt ist!