Fünf Jahre ist es jetzt her, seit du dich entschieden hast zu gehen. Fünf Jahre, eine lange Zeit. Wahrscheinlich hättest du inzwischen dein Studium abgeschlossen, würdest vielleicht jetzt an deinem Master arbeiten oder irgendwo in einer Verwaltung. In irgendeinem Paralleluniversum machst du das vielleicht auch, in unserem leider nicht.
Die Zeit lief damals einfach weiter, so wie sie immer einfach weiterläuft, wenn etwas Schlimmes passiert. Sie lief weiter und zwang alle weiterzumachen, weiterzugehen und doch fehlt seither was, fehlst du seither!
Auch nach fünf Jahren ist es nicht zu begreifen, dass du nicht mehr hier bist. Deine Fotos sind es, die alten, die unscharfen, die verwackelten, zu denen keine neuen Fotos mehr hinzukommen. Fünf Jahre voll mit Erinnerungen, die ohne dich sind! Tränen, die immer dann wieder kommen, wenn sich eine Erinnerung an dich in den Vordergrund schiebt. Tränen an Orten, wo du mit uns warst, wo du warst, wo wir dich abgeholt haben, als du noch ein Kind warst, wo ich dich hingebracht habe.
Es ist immer noch viel zu wenig Zeit! Es gibt sie immer noch, die Flucht vor den Erinnerungen, das Ablenken, das einfach weitermachen. Und ja, es ging weiter, die ganzen letzten fünf Jahre ging es immer weiter. Ein Wegrennen vor dem, was nicht begreifbar ist, was nicht greifbar ist. Ein wegrennen vor der Tatsache, die du mit deiner Entscheidung geschaffen hast. Das Zusammenzucken, wenn dein Name fällt, wenn wieder Erinnerungen hochkommen, die auch hochkommen müssen, damit sie nicht verloren gehen. Weil sie nicht verloren gehen dürfen, weil es keine neuen Erinnerungen mit dir mehr geben wird.