Wir leben in einer Gesellschaft, in der Respekt über Jogginghosen definiert wird. Nicht über Solidarität, nicht über Menschlichkeit, sondern über Kleidungsstücke. Menschen, die Jeanshosen tragen, scheinen respektvoller zu sein als Menschen in Jogginghosen. Warum dies so sein soll? Ich habe keinen Plan! Eventuell, weil Jogginghosen zu bequem sind. Wer bequeme Kleidung trägt, kann wahrscheinlich nicht respektvoll mit anderen Menschen umgehen. Oder ist die Jogginghose nicht sexy genug? Muss Kleidung eventuell körperbetonend sein, damit sie Respekt vermittelt?
Es gibt für mich keine wirkliche Erklärung, es gibt nur die Erklärung der Normabweichung. Es soll doch bitte keiner von der derzeitigen Norm abweichen! Wer andere Kleidung trägt, wer nicht auf aussehen, sondern Bequemlichkeit achtet, der weicht von der Norm ab, der ist anders, der hat anscheinend keinen Respekt vor unseren Normen und Werten.
Eine Schule wird zum Wertewächter, indem sie Jogginghosen verbietet. Warum? Keinen Plan! Wahrscheinlich können die Lehrenden den Lernenden den Schulstoff nicht vermitteln, wenn die Lernenden sich für bequeme Kleidung entscheiden. Jogginghosen scheinen die Lernumgebung zu vergiften, sie scheinen den Erfolg zu gefährden, sie scheinen den Respekt zu unterlaufen, Lernende zu Lernverweigerern zu machen. Muss Schule wirklich Kleidungsnormen vermitteln? Erzieht sie dadurch bessere Menschen? Ich glaube es nicht!
Wer Respekt über Jogginghosen definiert, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Hier werden Kleidungsnormen überhöht und über humanistische Werte gestellt. Um es noch deutlicher zu sagen: es ist nicht wichtig, ob du Gutes tust, sondern es ist wichtig, in welcher Kleidung du tust, was du tust.
Ein Anzugträger, der dich aus deiner Wohnung wirft, scheint mehr Respekt vor dir zu haben als ein Jogginghosenträger, der dir danach Obdach bietet. Es scheint verrückt zu sein, aber so scheinen Menschen zu ticken. Sie mögen keine Normabweichungen und wenn es halt nur die Abweichung von irgendeiner Kleidungsnorm ist. Solange alle Normen eingehalten werden, können Menschen in unserer Gesellschaft sogar damit Leben, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, obwohl wir sie retten könnten.
Nun, das alte Sprichwort „Kleider machen Leute“ ist wie eh und je aktuell.
Seit ich nicht mehr mit Anzug durch die Stadt gehe, sondern mit Lauf- oder Wanderkleidung, reden die Leute und machen sich Gedanken, ob ich arbeitslos sei und den Anderen auf der Tasche läge.
Ich hielt es schon immer seltsam, wenn sich Menschen über irgendwelche Dinge definieren möchten und ich finde es noch seltsamer, wenn es dann darum geht, dass bestimmte Kleidung Respekt vermittelt und bestimmte Kleidung Respektlosigkeit. Ich persönlich habe mich noch nie über Klamotten definiert und siehe liebendgerne Jogginghosen an, auch wenn ich außer Haus bin.
Die Jogginghose ist doch ein bequemes Kleidungsstück. Jedoch nur für den Sport , aktiv sowie passiv vor dem Fernseher.
Das ist zumindest meine Meinung.
Gut im Urlaub kann man vielleicht noch über die Hotelanlage gehen oder zum Frühstück im Jogginghosen kommen.
Ah soll doch jeder machen wie er denkt.
Grüße Lothar
Ich habe an einer Schule unterrichtet, welche sich manchmal auch eher mit der Kleidung der SchülerInnen als mit Bildungsinhalten auseinandersetzte. Zumindest seitens der Schulleiterin. Sie hatte ein immenses Problem mit nicht angemessener Bekleidung – ganz grundsätzlich. Meine Haltung war eher: was schert mich deine Kopfbedeckung, wenn mich einzig interessiert, was darunter ist? Ich habe immer versucht, die Schulleiterin zu verstehen. In einem Punkt ist mir dies auch gelungen: Sie wollte nicht, dass die SchülerInnen ihr Privatleben in die Schule hinein tragen. Gerade, was das Digitale betrifft, kann ich das durchaus verstehen.