Kann man Schule und Fußball vergleichen? Beim einen geht es um den Wettbewerb von Teams, einige können Aufsteigen, andere können Absteigen und nur einer kann am Ende Deutscher Meister werden. Ist es das, was man in der Schule von den Schülern erwartet? Hinzu kommt, dass die Fußballklubs eine ganze Menge Geld in ihr Team stecken. Vergleicht man das mit den Schülern, so würden wohl nur die Schüler mit reichen Eltern die Erste Bundesliga erreichen, soll heißen, das Abitur. Ist es das, was die FDP will?
Schule ist kein Wettbewerb, Schüler müssen alle die gleichen Möglichkeiten haben, egal ob arm oder reich. Einige Schüler brauchen länger, um zu verstehen, dass die Schule wichtig für ihr späteres Leben ist. Nur eben für diese Schüler ist der Zug dann meist schon abgefahren, denn nehmen wir hier einfach mal wieder den Fußball als Vergleich. Sagen wir, die Erste Bundesliga ist das Gymnasium. Realschule und Gesamtschule bilden die zweigleisige Zweite Bundesliga und die Hauptschule ist die dritte Bundesliga. Ein Schüler, der während der Grundschule noch nicht erkannt hat, dass Schule wichtig ist fürs Leben und der mit zwölf noch andere Sachen im Kopf hatte, könnte sehr schnell in der dritten Liga landen. Dort wird er dann, weil ihm das Lernen auf einmal Spaß macht, Klassenbester und die Lehrer bescheinigen ihn, dass er das Talent für mehr hat. Er steigt also auf in die Zweite Bundesliga. Hier ist das Lerntempo aber ein anderes, ein schnelleres, warum sich der Schüler erst einmal durchbeißen muss, er schafft geradeso den Klassenerhalt, obwohl er eigentlich das Zeug für mehr hätte. In der Ersten Bundesliga hätte dieser Schüler überhaupt keine Chance, nicht weil das Talent nicht da ist, sondern weil er das noch höhere Lerntempo nicht gewöhnt ist, er schafft es aber dennoch, weil seine Eltern genügend Geld haben, um seine Nachhilfestunden zu finanzieren. Sein Freund jedoch, der dasselbe Leistungsniveau hat, schafft den Sprung in die erste Liga nicht, weil seine Familie sich die Nachhilfe nicht leisten kann. Ist das gerecht?
Ob dieses Problem mit einer Einheitsschule gelöst wird, das ist eine andere Frage, über die ich hier nicht diskutieren kann, weil ich mich damit viel zu wenig auskenne. Das ist es aber nicht, worauf die FDP mit diesem Plakat hinaus will, sie will ihre Elite behalten, die 1.Bundesliga und zwar am besten nur mit den Schülern, die genügend Geld mitbringen.
Genau mein Eindruck, ich würde noch hinzufügen, dass sich die FDP diesen Wettkampf noch johlend mit ’nem Kasten Bier anschaut und auf den Schirii schimpft.
Das FDP – Argument ist auch ansonsten unlogisch: Beim Fußball spielen ALLE Kinder und Jugendlichen einer Alterskohorte der Minis und beginnend bei der F- bis zur A- Jugend zusammen. Es gibt U 17… U 21 – Meisterschaften. Genau aus diesem Zusammenspiel in EINER Altersklasse (und Anfangs sogar Jungs und Mädels zusammen) kann sich dann auch Exzellenz bis hin zur Bundesliga oder Nationalmannschaft entwickeln. Insofern ist das dämliche FDP-Plakat eigtl. ein Hinweis auf die Notwendigkeit gemeinsamen Lernens statt früher Selektion 😉
Warum ist das Argument unlogisch? Anders betrachtet ist es doch genau das was die FDP will. Auf der einen Seite die Privilegierten mit Geld, Macht und Einfluss, auf der anderen Seite die modernen Sklaven der Zeitarbeitsfirmen. Eine Gesellschaft wo das Prekariat durch Bildung aufsteigt ist dem FDPler doch ein Graus.
Für den FDPler fängt der Kapitalismus schon in der Schule an. Ist für ihn auch nicht schlimm, denn beim Sektempfang in der Privatschule bekommt man das Elend ja nicht zu sehen.
Ich kenne mich nicht gut mit Fußball aus, aber mit Gesamtschulen: An diesen kann man durchaus auch das Abitur machen, welches dann auch als gleichwertig mit dem eines Gymnasiums anzusehen ist. Genauso kann man dort einen Hauptschulabschluss machen. Also ist genau da von der 1. bis zur 3. Liga alles vertreten. Und da diese Schulen auch schonmal deutlich größer sind als Hauptschulen, Realschulen oder Gymnasien, können oft viel mehr verschiedene Lernangebote gemacht werden. So wird dort individueller auf den einzelnen eingegangen, als auf einer Schule, die mit ach und krach das Nötigste anbietet. Warum die FDP dann sowas altes wie das Gymnasium als 1. Bundesliga „spezial“ braucht, ist mir schleierhaft.