Ich muss euch noch einmal nerven! Und zwar geht es noch einmal um die Berliner Volksbank, die sich in einem eigenen Blogartikel zu Wort gemeldet hat. Ich hatte auf Erleuchtung gehofft, aber irgendwie ist es nur eine aneinander Reihung von sachlich falschen Argumenten. Und genau deshalb muss ich euch noch einmal nerven, weil ich dies so nicht stehen lassen kann.
Besuch im Schuhladen…
Folgen wir der Volksbank doch erst einmal in ihrem Schuhladen. Die Bank wollte an diesem Beispiel erklären, dass Rabatte nicht unsozial sind, was ich im Übrigen auch nie behauptet habe. Aber wie gesagt folgen wir der Volksbank in den Schuhladen, allerdings werde ich das Beispiel gleich so anpassen, wie es für die Volksbank passen würde.
Der Schuhladen, in den wir gehen, nennt sich Volksschuh und hat am Eingang einen Kontrolleur, dem ihr den Inhalt eurer Geldbörse zeigen müsst. Habt ihr genügend Geld mit, um euch drei Paar Schuhe zu kaufen, bekommt ihr sofort einen Rabatt von 66 Prozent auf das erste Paar Schuhe, welches ihr kauft. Dieser Rabatt ist an keinerlei weiteren Bedingungen geknüpft, ihr müsst also keine weiteren Produkte kaufen, außer diesem einen rabattierten Paar Schuhe.
Habt ihr allerdings nicht genügend Geld mit, um euch diese drei Paar Schuhe zu kaufen, bekommt ihr auch keinen Rabatt, ihr müsst also den vollen Preis für eure Schuhe bezahlen.
Macht ein Schuhladen das? Wahrscheinlich nicht, weil er genau weiß, dass er damit schnell Pleite gehen würde, da viele nur das eine rabattierte Paar Schuhe kaufen würden, und er oben drauf zahlen müsste. Ich könnte euch jetzt noch erklären, warum er ziemlich schnell Pleite sein würde, aber das würde jetzt zu lange dauern.
Was macht der Schuhladen also? Er gewährt jedem Kunden, der drei Paar Schuhe kauft, auf das letzte Paar einen Rabatt von 66 Prozent. Das bedeutet also, jeder Kunde zahlt für das erste Paar Schuhe den vollen Preis, für das zweite Paar Schuhe den vollen Preis, und erst wenn der Kunde auch das dritte Paar Schuhe kauft, bekommt er einen Rabatt von 66 Prozent. Dieser Rabatt wird allerdings unabhängig vom Gehalt gewährt, bedeutet, wenn sich drei Geringverdiener zusammentun, um sich die drei Paar Schuhe zu kaufen, bekommen auch diese den Rabatt – Bedingung ist natürlich, dass nur einer der drei Geringverdiener die Schuhe bezahlt. Auch die Geringverdiener würden also vom Rabatt profitieren, was übrigens dem Genossenschaftsprinzip ziemlich nahe kommt.
47,- Euro für das Girokonto
Verlassen wir aber einmal den Schuhladen. Die Berliner Volksbank möchte uns nämlich im zweiten Schritt vorrechnen, wie teuer ein Girokonto eigentlich wäre. Dazu nimmt sie die Personal- und Sachkosten aus dem Jahre 2012 und rechnet diese auf das Girokonto um. Natürlich machen sie das nur, damit die Rechnung so simpel wie möglich bleibt. Nur diese Rechnung ist totaler Schwachsinn, denn die Kosten, welche für diese Rechnung zugrunde gelegt werden, ergeben sich aus den Kosten für das gesamte Produkt- und Dienstleistungsportfolio, welches die Berliner Volksbank im Angebot hat. Möchte sie uns also vorrechnen, wie teuer ein Girokonto wäre, wenn sie keine weiteren Produkte anbieten würden, müssten sie erst einmal die Personal- und Sachkosten herausrechnen, die für die nicht mehr angebotenen Dienstleistungen anfallen. Sie müssten die Personal- und Sachkosten also erst einmal bereinigen. Denn wenn die Berliner Volksbank nur noch Girokonten anbieten würde, würde sie bedeutend weniger Personal gebrauchen und auch die Infrastruktur wäre bedeutend kleiner. Kurz gesagt, die 47,- Euro pro Monat sind einfach nur falsch und werden nicht richtig, nur weil man die Beispielrechnung so simpel wie möglich halten möchte. Ich hoffe die BWLer im Unternehmen schlagen bei einer solchen Rechnung die Hände über dem Kopf zusammen, sonst wäre das schon ein weiterer Grund, um die Berliner Volksbank zu verlassen, denn ehrlich gesagt hätte ich bei soviel Inkompetenz schon Angst um mein Geld.
50 Kunden wurden befragt…
Aber warum die Aufregung? Immerhin hat die Berliner Volksbank die neuen Kontenmodelle doch in enger Zusammenarbeit mit 50 ihrer Kunden entwickelt. Also ist doch alles Super!
Vielleicht sollten wir aber beachten, dass die Berliner Volksbank weit über 600.000 Kunden hat. Sie hat die Kontenmodelle also mit 0,009 Prozent ihrer Kunden abgestimmt. Um hier mal einen Vergleich zu schaffen, das ist so, als wenn ich von 10.000 Personen eine Person befrage, und von dessen Antwort auf das Verhalten, der restliche 9.999 Personen schließe. Welche Aussagekraft die Zusammenarbeit mit 50 Kunden also für die restlichen Kunden hat, sollte sich jetzt jeder selbst überlegen.
Um abschließend noch einmal einiges klarzustellen. Ich habe nie ein kostenloses Girokonto verlangt, sondern ein faires. Fair wäre, wenn erst einmal Alle dieselbe Grundgebühr bezahlen, und erst dann ein Rabatt gewährt wird, wenn dieser Kunde tatsächlich ein weiteres Produkt in Anspruch nimmt. Warum ist es fairer? Nun, weil auch all die Kunden einen Rabatt bekommen, die zwar weniger als 1.250,- Euro verdienen, die aber dennoch weitere Produkte der Berliner Volksbank in Anspruch nehmen. Diese Leute werden im Rabattsystem der Berliner Volksbank gar nicht beachtet, weil sie, statistisch gesehen, keine weiteren Produkte der Berliner Volksbank in Anspruch nehmen. Auch nicht beachtet wird, dass die Kunden mit geringeren Einkommen auch die Infrastruktur der Berliner Volksbank weniger in Anspruch nehmen. Auch dies wird durch die Statistik nicht beachtet. Genauso beachtet die Berliner Volksbank nicht, dass die Kunden, die mehrere Produkte in Anspruch nehmen, auch einen größeren Anteil der Infrastruktur in Anspruch nehmen, sie beachten das auch nicht in ihrer Argumentation.
Ich habe auch nie verlangt, dass die Berliner Volksbank nur noch Girokonten anbietet. Ich habe auch nicht verlangt, dass die Berliner Volksbank ihren Namen ändert und ich habe schon gar nicht verlangt, dass sie mir auf meine zwei Tweets, in denen ich mich kurz über die Preiserhöhung aufgeregt habe, mit Unwahrheiten und falschen Argumenten antworten.
Ich habe wahrscheinlich wieder 80 Prozent meiner Argumente vergessen, aber ich kann den Artikel ja notfalls ergänzen ;-).
OT: finde es aber doch recht geschmeidig von der Bank, das sie bloggt und sich da auch auf Diskussionen einlässt. Macht sicherlich nicht jede!
Schön wäre es halt gewesen, wenn sie denn wenigstens richtige Argumente genutzt hätten und nicht die Unwahrheit erzählt hätten.
Der Blog ist doch nur eine Reaktion auf die, wohl unerwartete, harsche Reaktion der Kunden.
Sich mit dem Thema offiziell zu beschäftigen ist ja sicherlich sinnvoll für die Bank, jedoch ist die Intention der Bank eine ganz einfache.
Die BVB möchte das Eigenkapital erhöhen und versucht es damit die Kunden zu Genossenschaftsanteilen zu „nötigen“. Ich schreibe vorsätzlich in Anführungsstrichen. Auf nichts anderes läuft die Tarifumstellung heraus.
Die Anleihe ist übrigens eine Risikoanleihe, auch das verschweigt die Bank. Es ließt sich mehr wie eine Mitgliedschaft in einem Verein.
[…] würde das so einiges. Zum Beispiel, warum ich die Argumente der Berliner Volksbank nicht verstanden habe – ich habe sie einfach nicht gesehen. Oder warum ich die Junge Union nicht […]