Die Frage geht mir seit gestern durch den Kopf, wobei die Frage noch ziemlich falsch ist. Genauer müsste sie heißen: „Ab wann fängt Sexismus an?“. Die erste Frage sollte noch ziemlich einfach zu beantworten sein, denn alles, was eine Frau zu einem Objekt minimiert, ist Sexismus.
Ich habe mir Gestern auch den Artikel in der Wikipedia darüber durchgelesen und blieb dann mit der Frage zurück, ob Sexismus schon dann anfängt, wenn man eine Frau „Frau“ nennt. Das ist eindeutig schon eine Klassifizierung nach dem Geschlecht und wäre, wenn man dem Wiki-Artikel glauben schenkt, schon Sexismus. Und, nachdem ich darüber geschlafen habe, bin ich zum Entschluss gekommen, dass das Sagen des Wortes durchaus schon Sexismus sein kann, nämlich dann, wenn der Mann dieses Wort mit einem bestimmten Rollenbild verbindet.
Nun weiß natürlich niemand, außer dem Mann alleine, welchem Rollenbild er anhängt. Deswegen wäre es auch übertrieben, hier schon von Sexismus zu sprechen.
Aber, und hier kommen wir zu einem anderen Artikel, den ich gestern gelesen habe, jede Frau entscheidet für sich, wann Sexismus anfängt. Ein Mann kann die individuelle Grenze der Frau erst einmal gar nicht kennen. Das ist ein Problem! Nicht jeder Mann ist im Flirten so erfahren, dass er jedem Fettnäpfchen aus dem Weg gehen kann. Es wäre wünschenswert, aber es wird nicht gelingen. Aber eines kann jeder Mann lernen, nämlich das Zuhören.
Jeder Mensch macht mal Fehler. Die Frage ist nur, ob der Mensch dann auch bereit ist, daraus zu lernen. Und wenn der Mann etwas von der Frau lernen will, dann muss er zuhören. Wenn Mann jahrelang die falschen Vorbilder hatte, muss er noch lange kein Sexist sein, nur weil er nicht weiß, wie er richtig flirten soll. Wenn er seine Fehler aber einsieht und er zuhören kann, dann kann er daran etwas ändern.
An diesem Punkt sind nun aber die betroffenen Frauen gefragt, denn nur sie wissen, wann bei ihnen Sexismus anfängt und genau das müssen sie den Männern auch sagen. Wenn ein Mann darauf nicht reagiert, dann gehört er sowieso in die Tonne. Aber die betroffene Frau sollte ihm wenigstens die Chance geben, sich zu ändern. Wenn Mann und Frau sich nur gegenseitig anschweigen, wird das keine Veränderung in die Gesellschaft bringen – sie müssen miteinander reden, denn nur gemeinsam können sie die idiotischen Rollenbilder abschaffen, die es leider noch viel zu oft gibt.
Eigentlich wäre das jetzt ein schöner Schlusssatz gewesen, aber ich muss noch etwas ranhängen. Ich kann Verallgemeinerungen nämlich überhaupt nicht leiden. In den meisten Artikeln, die ich gestern gelesen habe, wurde aber immer verallgemeinert. Dort hieß es immer „die Männer“, „der Mann“ und nie wurde eine Unterscheidung gemacht. Ist es wirklich so schwer, das Wort „sexistisch“ noch einzubauen? Mit „die Männer“ sind alle Männer gemeint, und ich hoffe, dass das nicht die Absicht der Autorinnen war. Es fällt schwer, solche Artikel als Mann zu lesen, denn es geht ja irgendwie gegen einen selbst. Ich fragte mich dann gestern, ob ich wirklich auch so bin, ob ich Frauen wirklich nur als Objekte ansehe. Ich kam zu dem Schluss, dass ich das nicht mache, dass das aber auch wieder eine Frage ist, die mir eigentlich nur eine Frau beantworten kann.
In der Sammelmappe findet ihr noch viele andere Artikel zum Thema.
Schon interessant, wie schwer Männer sich tun, die Lage zu erklären oder wenigstens den Versuch zu unternehmen. Eigentlich müssten wir frei und hoffen zugeben, dass wir uns über Sexismus kaum Gedanken machen. Und wenn er – selbst vor unseren Augen geschieht – wissen wir oft nicht so richtig, wie wir uns dazu verhalten sollen. Übrigens eine Eigenschaft, in der wir uns, Frauen und Männer, wieder sehr ähnlich sind.
Interessante Thesen, jedoch frage ich mich wo Sexismus ein Problem ist. Prinzipiell doch nur in der Berufswelt oder? Leitende Postionen werden ungern an Frauen vergeben, dass habe ich selbst oft miterlebt und liegt wohl tatsächlich daran, dass die Chefsessel stark von Männern besetzt sind. Wenn in der freien Wildbahn ein Proll eine Frau als Objekt sieht und seine Sprüche ablässt ist das höchstens ärgerlich aber kein Problem. Wo wir wieder bei der Eingangsfrage wären, was ist Sexismus? Das wissen wohl wirklich nur Frauen.
@Horst, es hilft nichts. Soll sich etwas ändern, müssen beide Seiten miteinander sprechen.
@Sven, es ist auch im Alltag ein Problem. Ein Spruch wie „Schau dir mal die geilen Brüste an.“, kann durchaus verletzend sein. Niemand möchte auf Körperteile beschränkt werden. Jeder möchte als Person wahrgenommen werden. An dem, was man wirklich ist. Und solange jemand verletzt wird, egal ob es nur mit Wörtern ist, solange ist es auch ein Problem.
ob Sexismus schon dann anfängt, wenn man eine Frau „Frau“ nennt
My Day! Den Rest lese ich morgen, versprochen!
Es gibt solche alte Rollenbilder die noch immer in manchen Gesellschaften weiterleben, obwohl die Welt schon viel weiter laeuft…