Ich wollte schon lange einen Artikel über die Pharmaindustrie schreiben. Grund dafür war ein Kommentar unter einem anderen Artikel, der dort nicht wirklich gepasst hat, dessen Autoren ich aber versprochen habe, noch einen Artikel zu dem Thema zu schreiben. Heute werde ich nun dieses Versprechen endlich umsetzen.

Den Apothekern und der Pharmaindustrie wird seit Jahr(zehnten) Geld zugeschustert ohne Ende – während die Versicherungen (a.d.B. Versicherten) immer weniger Leistungen bekommen und mehr zuzahlen müssen!
Vermutlich muß erst das ganze System zusammenbrechen!

 

Erst einmal sollte man hier eine Trennung durchführen, denn die Pharmakonzerne und die Apotheken sind zwei verschiedene Schuhe. Ich stimme zu, dass die Pharmakonzerne in Deutschland viel zu viel Geld verdienen. Eine Begründung dafür ist, dass die Pharmakonzerne auf der anderen Seite auch an neuen Medikamenten forschen. Das ist natürlich wahr, aber warum sind dieselben Medikamente in anderen Ländern dann soviel Billiger? Warum können wir Medikamente reimportieren und diese dann immer noch Billiger verkaufen?
Genau hier liegt auch mein Problem mit diesem System, denn die Gewinnspanne in Deutschland scheint deutlich zu hoch zu sein. Wenn das mit der Forschung begründet wird, muss das wohl bedeuten, dass wir hier in Deutschland diese Kosten alleine tragen. Aber das glaube ich nicht, ich glaube viel mehr, dass das deutsche Gesundheitssystem so aufgebaut ist, dass es durch die Pharmaindustrie ausgenutzt wird. Die Unternehmen machen Gewinne im Milliarden Bereich und da sind die Forschungskosten ja bereits abgezogen. Und diese Gewinne blähen die Kosten in unserem Gesundheitssystem unnötig auf.

Eine Lösung könnte sein, dass die Krankenkassen endlich eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber den Pharmakonzernen bekommen. Es sollte nicht mehr jede einzelne Krankenkasse mit den Konzernen verhandeln, sonder es muss einen großen Verband geben, der diese Verhandlungen für die Krankenkassen übernimmt – oder eine große Krankenkasse, was meine favorisierte Lösung ist. Dieser Verband könnte einen viel größeren Verhandlungsdruck aufbauen, da er in der Lage ist, auch einzelne Pharmakonzerne aus dem lukrativen Markt „deutsches Gesundheitssystem“ ausschließen könnte. Wahrscheinlich wären die Medikamente in Deutschland dann immer noch teurer als in anderen Ländern, aber sie würden sinken und das würde unser Gesundheitssystem entlasten.

Solange aber Reimporte von Medikamenten noch billiger sind, als die Medikamente, die direkt ausgeliefert wurden, solange läuft in unserem System etwas falsch.

 

Apotheken hingegen haben einen funktionierenden Preiskampf. Sie müssen sich ja nicht nur gegen die Apotheken durchsetzen, die ein paar Ecken weiter sind, sondern inzwischen auch gegen Onlineapotheken, die den Preiskampf noch einmal deutlich steigern. Hier besteht sogar die Gefahr, dass durch diesen Preiskampf der Kunde am Ende auf der Strecke bleibt, weil die Fachberatung verloren geht.
Ich zum Beispiel liebe es in eine Apotheke zu gehen, dort meine Symptome zu beschreiben und dann eine vernünftige Beratung zu bekommen, welches Medikament für mich jetzt das richtige wäre. In einer Onlineapotheke ist das nicht der Fall, hier muss man das Medikament kennen, welches man haben möchte. Das ist eine Alternative für Menschen, die immer dasselbe beziehen, aber auf eine normale Apotheke würde ich nicht verzichten wollen, schon allein deswegen, weil die Wartezeiten unterschiedlich sind. Wenn ich Kopfschmerztabletten brauche, möchte ich nicht noch warten, bis diese mir mit der Post zugestellt werden, sondern ich möchte sie unverzüglich nutzen können.

Weitere Einsparungen bei Apotheken wären also kontraproduktiv, weil dadurch der Service und die Fachberatung verloren gingen. Und das könnte am Ende auch Leben kosten, nämlich dann, wenn es keine Notapotheken mehr gibt, wo man lebensnotwendige Medikamente besorgen kann, wenn diese unerwartet ausgegangen sind.

2 Gedanken zu „Pharmakonzerne und das deutsche Gesundheitssystem

  1. vielen Dank für den versprochenen Artikel und sorry, dass ich diesen erst heute gesehen habe.

    man kann hier schwer mit dir diskutieren, da du sehr gut argumentierst.

    Klar, alle wollen eine Apotheke vor Ort haben, besonders Senioren, die nicht im Internet bestellen wollen.Leider stellen wir die Geiz ist geil Mentalität auch noch im Gesundheitswesen ganz vorne an. Nur, in Berlin z.B. stellt das kein Problem dar – es gibt sowieso mehr Apotheken als Tankstellen. Und Fakt ist – Apotheken haben noch eines der letzten Monopole in Deutschland und ich bin gegen Monopolisten !!

  2. Ich glaube, das große Problem ist, dass die einzelnen Gruppe (Patienten, Krankenkassen bzw. PKV, Ärzte, Apotheker, Pharma) zu sehr gespreizt sind. Es gibt Patienten, denen es sehr gut geht, es gibt Kassen, die am Boden sind, manche Spezialisten machen mit ihren Behandlungen eine Heidenkohle und viele kleine Apotheker krebsen am Existenzminum. Bei der Pharmaindustrie bin ich mir nicht so sicher, hier vermute ich am ehesten dass sie alle ganz gut verdienen, aber vielleicht kennt man die kleinen Hersteller einfach nicht gut genug, um deren Verhältnisse beurteilen zu können.
    Das Problem ist also nicht der „Kampf“ Ärzte gegen Patienten gegen Apotheker. Nein, es ist wie in der Gesellschaft das Problem reich vs. arm. Einige wenige können sich immer mehr leisten und die große Mehrheit kann sich immer weniger leisten. Wenn überhaupt, muss man meines Erachtens daher viel mehr an dieser Stelle ansetzen. Eine Bürgerversicherung könnte meiner Meinung nach da ein erster Schritt sein, weil sie die Kosten der Kassen schon mal ganz anders verteilt. Ein weiterer Schritt wäre die gerechtere Verteilung zwischen Allgemeinmedizinern und Spezialisten, die sich ihre Leistungen vergolden lassen.

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