Ich habe gerade einmal in meinem Feedreader nach „Guttenberg“ gesucht. Herausgekommen sind 365 Ergebnisse, also für jeden Tag im Jahr ein Beitrag über Guttenberg, wenn ich denn jeden Tag nur einen davon lesen würde. Das hat natürlich einen Grund, dass ich nach Guttenberg gesucht habe, denn in den letzten Tagen habe ich viele Artikel über ihn gelesen, die allesamt den Rücktritt des Ministers fordern und auch, dass er den Doktortitel freiwillig zurückgibt. Ich sehe das Ganze ein wenig anders, nicht weil ich CDU/CSU-Wähler bin und auch nicht, weil ich den Herrn Guttenberg leiden kann. Das trifft nämlich beides nicht zu, ich wähle andere Parteien und den Herrn Guttenberg finde ich eher unsympathisch und selbstherrlich. Das war aber auch schon meine Meinung über ihn, bevor die Geschichte mit seiner Doktorarbeit aufkam.
Wie gesagt sehe ich das Ganze etwas anders. Ich bin nicht der Meinung, dass er jetzt unbedingt zurücktreten sollte und ich bin auch nicht der Meinung, dass er seinen Doktortitel freiwillig zurückgeben sollte. Ihm wurde jetzt ein Vergehen nachgewiesen, für welches er „Angeklagt“ wurde. Solange hier aber noch kein Urteil gesprochen ist, solange sollte man abwarten und nicht verlangen, dass sich Herr Guttenberg selbst bestraft. Die Universität prüft die Vorwürfe jetzt und wird dann entscheiden, ob es noch vertretbar ist den Herrn Gutenberg den Doktortitel zu lassen, oder ob er ihn eben zurückgeben muss. Das ist ein normaler Vorgang und den darf Herr Gutenberg ruhig abwarten, dass dürfen andere Doktoren, welche in den Verdacht kommen abgeschrieben zu haben, schließlich auch. Die Universität wird schon das richtige Strafmaß finden, ich glaube darauf sollte man sich verlassen und nicht ständig fordern, dass er sich jetzt selbst bestraft. Ein Dieb (passt gerade, weil wir das Beispiel auf einer anderen Seite hatten) bestraft sich auch nicht selbst, er wird angezeigt und dann urteilt das Gericht, welche Strafe die Richtige ist. Das sollte auch für Herrn Guttenberg gelten, auch wenn er in der Öffentlichkeit steht.
Jetzt aber zu seinem Ministerposten. Auch hier sollte man erst einmal abwarten. Sollte die Universität entscheiden, dass ihm der Doktortitel aberkannt wird, dann muss Frau Merkel entscheiden, ob er als Minister noch tragbar ist. Das muss sie auch dann tun, wenn er den Doktortitel behalten darf, aber dazu sollte man ihr ruhig Zeit lassen. Schließlich ist Herr Guttenberg nicht wegen seinen Doktortitel Minister geworden, sondern weil seine persönliche Eignung dafür sprach und weil er in der Bevölkerung beliebt war. Ob seine Arbeit als Minister bisher gut oder schlecht war, davon kann ich mir kein Bild machen, denn für mich liefern alle Politiker, die nicht aus meiner Partei sind, schlechte Arbeit ab. Die Einschätzung muss Frau Merkel treffen, und wenn Frau Merkel mit seiner Arbeit zufrieden ist, dann braucht sie ihn auch nicht entlassen. Ob das dann die richtige Entscheidung war, dass entscheiden dann die Wähler bei der nächsten Bundestagswahl.
Aber auch hier möchte ich einmal ein Beispiel bringen, dazu müsst ihr allerdings ein wenig eure Phantasie herauslassen:
Stellen wir uns einmal vor, ihr habt einen Abschluss nur erhalten, weil ihr irgendwo geschummelt habt. Aufgrund dieses Abschlusses habt ihr dann eine Arbeitsstelle bekommen, nicht weil sie Voraussetzung war, sondern weil ihr dadurch den anderen Bewerbern etwas voraus hattet. Nach fünf Jahren guter Arbeit kommt nun aber heraus, dass ihr geschummelt habt und das euer Abschluss nichts wert ist, dass ihr ihn wahrscheinlich verlieren werdet. Das Vertrauensverhältnis zwischen euch und eurem Arbeitgeber ist dadurch natürlich gestört, aber euer Arbeitgeber entscheidet, dass ihr weiterarbeiten dürft, weil ihr die letzten 5 Jahre wirklich eine super Arbeit abgeliefert habt. Würdet ihr jetzt freiwillig Kündigen? Würdet ihr sagen, danke für das Vertrauen, aber ich kann so nicht weiterarbeiten? Ich glaube nicht!
Warum sollte nun für Guttenberg nicht dasselbe gelten? Warum sollte Guttenberg jetzt zurücktreten, wenn die Kanzlerin noch hinter ihm steht? Der eigentliche Arbeitgeber, das Volk, kann Herrn Guttenberg erst in zwei Jahren das Vertrauen entziehen. Und wenn das Volk meint, dass er für die Politik untragbar ist, dann wird es das auch machen.
Ich glaube Herr Guttenberg hat bisher nur eines verspielt, nämlich irgendwann einmal als Kanzlerkandidat anzutreten. Das ist gut für den politischen Gegner, mehr aber auch nicht.
Weitere Links zum Thema:
- Verschwendete Guttenberg auch Steuergelder für seinen Doktortitel?
- Guttenberg hat die Hauptstadtpresse brüskiert
- Sturm in der Käseglocke
- Minister Guttenberg ein Plagiator?
Ich kann dem Beitrag nicht ganz folgen. Herr Guttenberg hat sich in der Vergangenheit wie kaum ein anderer deutscher Spitzenpolitiker in den letzten Jahren ein Saubermann-Image gegeben, das Image des absolut ehrlichen unfehlbaren fleißigen Workaholic. Und nun wird ihm nachgewiesen, dass dieses Saubermann-Image jeder Grundlage entbehrt. Es geht hierbei nicht um das Abschreiben beim Nachbarn bei einer Klausur. Sondern es geht darum, dass jemand bei dem Nachweis, die Fähigkeit zur wissenschaftlichen Arbeit besitzt, mit unlauteren Mitteln gearbeitet hat. Und zwar nicht in ein oder zwei Sätzen, sondern auf etlichen Seiten.
Ich denke, Herrn Guttenberg ist Vertrauensmissbrauch in ziemlich schwerwiegender Weise vorzuwerfen. Es ist richtig, dass er nicht wegen seines akademischen Grades Bundesminister wurde. Aber ebenso ist es richtig, dass der akademische Grad von ihm zur Werbung in eigener Sache benutzt wurde.
Es ist letztendlich Sache der Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel zu entscheiden, ob sie Herrn Guttenberg im Amt belässt oder nicht. Und ich denke, dass Frau Merkel, bevor sie entscheidet, gründlich darüber nachdenkt und sich über Details der Affäre in ausreichenden Maße informiert. Letztendlich ist die Schwere des Vertrauensbruchs zu bewerten. Aber gerade wegen seines Saubermann-Images ist der weitere Verbleib von Herrn Guttenberg im Amte des Bundesministers eine erhebliche Beschädigung des Ansehens des Amtes.
Bernd es geht lediglich darum, dass nicht Herr Guttenberg jetzt handeln muss, sondern erst einmal die Universität am Zug ist. Diese entscheidet jetzt wie schwer das Fehlverhalten von Herrn Guttenberg war und ob das ausreicht, um ihn den Doktortitel abzuerkennen oder eben nicht. Das ist jetzt sein „Gerichtsverfahren“ wo alle Fakten gewertet werden und dessen Urteil wir jetzt erst einmal abwarten sollten. Nur darum geht es mir. Schließlich wünsche ich mir auch ein faires Verfahren, wenn ich mal irgendwas falsch mache und genau das wünsche ich mir auch für Herrn Guttenberg.
Das ich politisch nicht auf seiner Seite bin, dass weißt du ja nun langsam, schließlich weißt du wie meine politischen Ansichten sind.
Sehr guter Beitrag. Ich habe in etwa die gleiche Meinung.
„Schließlich ist Herr Guttenberg nicht wegen seinen Doktortitel Minister geworden“ – Bravo!
Was wir uns noch fragen: warum dann?
Sei’s drum:
Uneingeschränkte Solidarität mit Dr. zu Guttenberg!
Ich glaube auch, dass ein Rücktritt im Moment nicht nötig ist, solange es in der Frage keine Entscheidung gibt. Das kann allerdings noch dauern.
Aber es tun sich ja immer größere Abgründe auf, so dass ich mittlerweile glaube, dass da ein echter Hammer dahintersteckt (sprich KT hat seine Arbeit größtenteils abgeschrieben oder gar nicht selbst geschrieben) und Guttenberg demnächst richtig zu Kreuze kriechen muss. Der Druck von Angela Merkel auf ihn dürfte auch steigen, es sind schon Minister wg. kleinerer Verfehlungen zurückgetreten.
Guttenberg? Ist das nicht der Kerl, der als Kind in den Pomadekessel…ach nein, ich lass es, ist eh nich lustig.
Sagen wir mal so: Wenn er abgeschrieben hat, bzw. schreiben hat lassen ist das recht unschön, denn in der Wissenschaft verpflichtet man sich nunmal zu sauberem und korrekten Arbeiten, da man ansonsten kein Wissen schafft. Treffen die Anschuldigungen zu, ist er zumindest im wissenschaftlichen Bereich unten durch.
Guttenberg wird ohne Dr-Titel nicht dümmer oder klüger sein als mit.
Und er ist – sofern er was nicht richtig gemacht hat bei seiner Doktor-Arbeit – nicht der erste, dem das passiert / der das macht und er wird auch nicht der letzte sein.
Ein Rücktritt ist mit oder ohne Doktortitel Schwachsinn, denn wem hat er geschadet? Höchstens der Uni – aber die ist dann auch selber Schuld, wenn ihr soetwas nicht auffällt.
Ist – vor allem dem Steuerzahler und somit Wähler – ein finanzieller Schaden entstanden wie bei vielen anderen Politikern die ein Fehlverhalten an den Tag gelegt haben? Soweit mir bekannt ist: nein.
Was ihm den Hals brechen könnte, ist sein Verhalten gegenüber den Journalisten heute. Ein paar ausgewählte zu einer Stellungnahme einzuladen, während der große Rest sich bei der Bundespressekonferenz mit irgendwelchem Larifari abspeisen lassen muss, hat ihm sicher keine Freunde gemacht.
Und das wird er noch längere Zeit merken – jedenfalls viel länger als diesen Blödsinn mit der Doktorarbeit.
Der erste Artikel zu dem Thema der objektiv und emotionslos an die Sache ran geht. Sehr schön!
Meine Meinung zu dem Vorfall? Er bestätigt nur meine voreingenommene Meinung die ich über Politiker habe.
Ob er zurück treten soll? Seinen Doktortitel aberkannt bekommt (freiwillig zurück geben kann er ihn rechtlich nicht)? Ob die Kanzlerin ihn als Verteidigungsminister absetzt? Mir egal!
Mir wär es wichtig das in der Politik wieder mehr Ehrlichkeit, Gradlinigkeit und Loyalität gegenüber dem gemeinen Volk einzieht.
„Mir wär es wichtig das in der Politik wieder mehr Ehrlichkeit, Gradlinigkeit und Loyalität gegenüber dem gemeinen Volk einzieht.“
(Luigi)
Ach wäre DAS schön!
Ich habe ja mehrfach versucht, in meinem Blogartikel deutlich zu machen, dass der eigentliche Schaden darin besteht, dass hier ein Mensch sich jahrelang ein Image mit genau dieser Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Loyalität aufbaut – und dann kommt heraus, nein war alles nur Show, in Wirklichkeit ist er keinen Deut besser als alle anderen. Und die eine Chance, die er hat, das Ruder noch herumzureißen und zu bekennen, ja, ich habe wissentlich Mist gebaut, ich bin bereit dafür geradezustehen (gradlinig, ehrlich und so), die lässt er ungenutzt verstreichen und verschanzt sich hinter Politikergefasel.
Dumm. Richtig dumm und sehr enttäuschend.
Sven, deine grundsätzliche Einstellung, dass wenn jemand für etwas angeklagt ist, er solange als unschuldig zu gelten hat, bis man ihm das Gegenteil bewiesen hat, ist ja völlig richtig. Das ist der Rechtsgrundsatz des „in dubio pro reo“ also im Zweifel für den Angeklagten.
Jeder Anwalt wird dir aber auch erzählen können, dass ein rechtzeitiges freiwilliges Geständnis durchaus als positiv gewertet wird.
Was jetzt die Entscheidung durch die Universität angeht, diese ist natürlich keineswegs neutral. Jetzt sind die Verantwortlichen dort in der Zwickmühle, denn sie stehen in jedem Fall wie die Deppen da. Entscheiden sie, den Doktortitel abzuerkennen, dann müssen sie sich mit Recht fragen lassen, warum ihnen das nicht schon während des Promotionsverfahrens aufgefallen ist. Entscheiden sie, ihm den Doktortitel zu lassen und sagen, alles wäre in Ordnung, dann sind sie eine Lachnummer und auf wissenschaftlicher Ebene erledigt. Eine Lose-Lose Situation also.
Und wer jetzt meint, die letztliche Entscheidung von Frau Merkel würde auf objektiven Kriterien beruhen, dem würde ich raten, doch mal die bunten Pillen wieder abzusetzen. Es kristallisierten sich bislang für die potentielle Nachfolge von Frau Merkel zwei mögliche Kandidaten heraus, das sind Frau von der Leyen und Herr zu Guttenberg (ja, der Adel schickt sich an, sein Geburtsrecht zurückzuerobern *grins*). Was immer letztlich in den nächsten Wochen mit dem Amt des Verteidigungsministers passiert, es wird mit Sicherheit überhaupt nichts mit den eingangs genannten Kriterien von Ehrlichkeit, Geradlinigkeit und Loyalität zu tun haben, aber sehr viel mit eiskalter Machtpolitik.
Sehe ich nicht so wie Du. Erstaunlicherweise mag ich den Mann ja sogar, obwohl er adelig ist und aussieht wie unsser Loddar.
Sollte sich aber herausstellen, dass er keine Fehler gemacht, sondern bewusst betrogen hat, muss er meiner Meinung nach zurücktreten. Denn das wäre auch ein Beweis dafür, dass er nicht halb so klug ist, wie ich bisher gedacht hatte. Denn wer eine Karriere in der Politik anstrebt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass seine Gegner jeden Stein umdrehen werden.
Wer trotzdem pfuscht muss es also geschickter machen.
Gruß
Fulano
Ich bin sehr gespannt, wie diese brisante Sache ihren Ausgang nehmen wird.
Lieben ich-kann-mir-denken-das-die-Sache-einfach-im-Sande-versiegt-Gruß
Erdbeere