In den letzten Tagen ist Facebook wieder groß in der Presse. Die Datenschützer aus Kiel fordern, dass deutsche Webseitenbetreiber sowohl die sozialen Plugins aus ihrer Seite entfernen wie auch die Fanpages einstellen, die man auf Facebook betreibt. Warum die Kieler das wollen, kann man auf anderen Seiten schon nachlesen, darauf möchte ich auch nicht wirklich eingehen.
In der Hauptsache geht es aber wieder um die IP-Adresse, die in Deutschland inzwischen als Personenbezogen angesehen werden. Es kann sein, dass dies unter bestimmten Voraussetzungen stimmt, in den meisten Fällen kann ein Webseitenbetreiber einer IP-Adresse aber keinen Namen zuordnen. Ich kann also nicht sagen ob Lisa Müller auf meiner Webseite war, oder Inge Computerfachfrau. Ich weiß, dass eine bestimmte IP-Adresse, die in einer bestimmten Stadt beheimatet ist, zu einer bestimmten Zeit auf meine Webseite zugegriffen hat. Halt, ich weiß sogar noch, bei welchem Telekommunikationsanbieter diese Person ist, mehr weiß ich allerdings nicht. Ich weiß also nicht, welches Geschlecht die Person hat, ich weiß auch nicht das Alter, die Hautfarbe oder die politische Gesinnung und ich kenne auch nicht den Namen der Person. An den Namen könnte ich nur kommen, wenn ich einen Richter davon überzeuge, dass ich diesen Namen bräuchte, damit ich strafrechtlich gegen diese Person vorgehen möchte. Die IP-Adresse ist also erst einmal ganz harmlos und sie gibt, was bei vielen der Irrglauben ist, keine Auskunft über die Person, sie gibt keine Daten weiter.
IP-Adresse + Facebook ohne eigenes Facebook-Profil
Auch für Facebook ist die IP-Adresse erst einmal nur eine Nummer. Und das bleibt sie auch, solange man kein Facebook-Profil hat. Facebook könnte hier sicher ein Profil für die IP-Adresse erstellen, allerdings kann Facebook damit nicht viel anfangen, denn erstens kennt Facebook die Person nicht, die sich hinter der IP-Adresse versteckt und zweitens ändert sich die IP-Adresse in den meisten Fällen täglich. Man sollte also sagen, dass es kein Problem ist, wenn Facebook diese IP-Adresse sieht, aber für viele ist es eben doch schon ein Problem, wobei sich mir die Angst hier nicht erschließt. Argument ist halt, man möchte selbst entscheiden, an wem man seine Daten weiter gibt und an wem nicht. Was die IP-Adresse jetzt für Daten enthält, die man unbedingt schützen muss, weiß ich nicht.
IP-Adresse + Facebook mit eigenem Profil
Jetzt wird es schon interessanter, denn jetzt kann Facebook, wenn ich denn angemeldet bin, die IP-Adresse mit einem Namen verbinden. Hierzu nutzt Facebook aber nicht nur die IP-Adresse, sondern auch ein Cookie, welches auf dem Rechner abgespeichert ist. Durch die sozialen Plugins, welche auf vielen Seiten eingebunden sind, kann Facebook jetzt ein Profil für mich erstellen. Facebook weiß also, welche Webseiten ich gelesen habe und kann daraus bestimmte Interessen ableiten, die ich eventuell habe. (Wer weiß, ob ich überhaupt Interessen habe 😉 ). Viele Facebook-Nutzer haben damit kein Problem, aber es gibt auch hier Menschen, die sich verfolgt fühlen. Dass diese Menschen ihre Daten schützen wollen, ist vollkommen in Ordnung, aber muss das auf Kosten der Mehrheit gehen?
Datenschutz im Internet
Jeder der sich im Internet bewegt, sollte sich auch bewusst sein, wie dieses Internet in etwa funktioniert. Ebenfalls sollte man sich bewusst darüber sein, welche Daten man im Internet freigeben möchte und welche nicht. Und wenn man sich hierüber klar ist, dann sollte man sich darüber Infomieren, wie man das dann auch umsetzen kann. Es gibt genügend Plugins, mit welchen man bestimmte Funktionen des Internets aktivieren oder deaktivieren kann. Wer von Facebook nicht verfolgt werden möchte, der installiert sich ein Plugin, welches das unterdrückt. Wer Facebook nicht nutzen möchte, der wird nicht dazu gezwungen, wer seine IP-Adresse nicht weitergeben möchte, der muss sich darum kümmern, dass diese verschleiert wird, auch dafür gibt es Tools.
Was ich damit sagen möchte, jeder ist für seine Daten verantwortlich, jeder sollte eigenständig entscheiden, was er weitergeben möchte und was nicht.
Es kommt noch ein Problem hinzu: Der Datenschutz gilt erst einmal nur für Deutschland. In allen anderen Ländern werden die sozialen Plugins weiter genutzt, in anderen Ländern wird es weiterhin Fanpages geben. Wenn jetzt also alle deutschen Webseitenbetreiber Facebook und Google von ihren Webseiten verbannen, dürften die Leute, denen ihre IP-Adresse heilig ist, sich nur auf Internetseiten aufhalten, die in Deutschland gehostet sind. Sobald sie aber auf Internetseiten zugreifen, die im Ausland betrieben werden, werden sie wieder mit denselben Problemen konfrontiert. Es nutzt also wenig, sich auf die Webseitenbetreiber zu verlassen, sondern man muss es selbst steuern.
Ich glaube nicht, dass sich jeder darüber bewußt ist, was er alles über sich preisgeben kann, wenn er im Internet untrwegs ist. Und wenn jemand auf Seite XY unterwegs ist, denkt er bestimmt nicht daran, daß er gerade Facebook davon in Kenntnis setzt, auf welcher Seite er sich bewegt, bloß weil er bei Facebook eingeloggt ist und die fragliche Seite einen „Gefällt mir“-Button enthält. Deshalb ist es schon richtig, dass der Datenschutz hier kritisch unter die Lupe genommen wird, insbesondere da Facebook es ja ohnehin nicht allzugenau nimmt und jede neue Funktion erstmal pauschal für alle freischaltet, ohne darauf hinzuweisen. Für den „Gefällt mir“-Button gibt es ja auch die Möglichkeit, ihn zu entschärfen, indem man ihn nicht per IFrame einbindet, sondern einfach als Grafik mit einem Link hinterlegt. Dann erlangt Facebook keine Kenntnis von der IP-Adresse, bis der Besucher selbst auf den Link klickt.