Ich hatte heute auf Twitter eine Diskussion mit einem Mitarbeiter der Berliner Volksbank. Anlass war – mal wieder – die asoziale Gebührenstruktur der Volksbank. Menschen, die eh schon ein geringes Einkommen von unter 1.250,- Euro haben, dürfen, wenn sie kein Mitglied der Berliner Volksbank sind, ab nächstes Jahr 6,- Euro pro Monat für ihr Girokonto bezahlen. Menschen mit mehr Einkommen zahlen 2,- Euro, wenn sie kein Mitglied sind. Sind sie Mitglied, dann zahlen sie mit geringen Einkommen 4,- Euro oder mit höheren Einkommen 0,- Euro.

Ich habe überhaupt nichts dagegen für mein Girokonto eine Gebühr zu bezahlen, nur wenn eine Dienstleistung 6,- Euro kostet, dann kostet sie für alle 6,- Euro und nicht nur für Menschen, die eh schon wenig Geld haben. Dass Mitglieder der Volksbank einen Rabatt bekommen, ist hingegen vollkommen normal – diesen Vorteil gönne ich ihnen. Was ich aber nicht einsehe, ist, dass ich mit meinem niedrigen Einkommen noch die Girokonten der Menschen mitfinanziere, die eh schon genügend Geld haben. Laut Volksbank-Mitarbeiter mache ich das ja auch nicht, weil die Menschen mit höherem Einkommen ja EVENTUELL noch weitere Produkte in Anspruch nehmen und sie deswegen einen Rabatt bekommen. So schön hat der Mitarbeiter das natürlich nicht ausgedrückt, aber er schwafelte immer was von Mischkalkulation und dass das schon irgendwie hinkommt.

Sicher ist es eine Mischkalkulation! Eine Mischkalkulation, in der drei Gruppen enthalten sind. Die, die ein geringes Einkommen haben und deswegen die volle Gebühr zahlen müssen. Dann die, die ein Einkommen über 1.250,- Euro haben, weswegen sie eventuell weitere Produkte kaufen und die dadurch gleich erst einmal einen Rabatt eingeräumt bekommen. Und natürlich die, die tatsächlich weitere Produkte in Anspruch nehmen. In dieser Mischkalkulation subventioniert die erste und die letzte Gruppe die zweite Gruppe und das findet die Berliner Volksbank auch gerecht. Egal ob die zweite Gruppe tatsächlich weitere Produkte kauft oder nicht, den Rabatt kann sie dennoch in Anspruch nehmen. Aber wahrscheinlich ist für diese Gruppe die Infrastruktur günstiger als für die erste Gruppe. Wahrscheinlich kosten die Überweisungen der ersten Gruppe mehr Geld, als die Überweisungen der zweiten Gruppe und wahrscheinlich ist auch der Beratungsbedarf der ersten Gruppe größer als der, der zweiten Gruppe.

Ich meine, ist ja auch logisch. Mit meinem geringeren Einkommen kann ich ja die Infrastruktur der Bank häufiger in Anspruch nehmen, die großen Einkommen können sich ja nichts leisten. Und natürlich werde ich mit einem geringeren Einkommen häufiger den Berater aufsuchen, weil ich ja noch soviel Geld für irgendwelche Investitionen in der Tasche habe, für die ich den Berater in der Volksbank unbedingt brauche….

Wenn die Bank denn wenigstens so ehrlich wäre und sagen würde, dass die Kunden mit den größeren Einkommen die Bank sofort verlassen würden, wenn sie tatsächlich 6,- Euro Kontoführungsgebühren zahlen müssten, weil die Leute ja nicht doof sind und sich einfach eine Bank mit 0,- Euro Kontoführungsgebühr suchen, wäre die Geschichte ja gegessen, aber so ehrlich ist die Bank ja nicht. Sie gibt nicht zu, dass es für Kunden mit geringem Einkommen meist eben nicht so einfach ist, die Bank zu wechseln, wenn sie schon ein Girokonto haben. Sie geben nicht zu, dass ihre Mischkalkulation nur aus diesem Grund funktioniert. Würden nämlich alle Kunden, die diese 6,- Euro zahlen müssen, die Bank verlassen, hätten sich die subventionierten Konten für Einkommen über 1.250,- Euro schnell erledigt.

Dass es also viel fairer wäre, wenn tatsächlich erst einmal alle die Grundgebühr zahlen, die dadurch wahrscheinlich auch für alle sehr viel günstiger werden würde, gibt die Berliner Volksbank nicht zu. Kunden, die tatsächlich noch weitere Produkte der Bank in Anspruch nehmen, kann man nämlich auch nachträglich durch einen Rabatt belohnen. Aber das ist ja nicht die Geschäftsphilosophie der Berliner Volksbank. Auf Twitter steht im Profil „Vertrauen, Sicherheit und Fairness“ – die Fairness sollten sie allerdings schnell aus ihrem Profil löschen, denn die ist nicht gegeben.

Ich habe keine Ahnung, wie ich euch hier die gesamte Unterhaltung verlinken kann, ich werde deswegen auf den ersten Tweet verlinken, auf den ich eine Antwort bekommen habe. Weiß nicht, ob das ausreicht.

Ansonsten bin ich jetzt auf der Suche nach einer neuen Bank, was mir von dem netten Mitarbeiter der Berliner Volksbank so ans Herz gelegt wurde, weil Widerspruch ist in unserer Gesellschaft nicht erlaubt – auch nicht, wenn man schon 17 Jahre Kunde ist. Derzeit schwanke ich zwischen .comdirect und der Sparda-Bank, aber vielleicht habt ihr ja noch ein paar andere Banken, die ich mir eventuell mal anschauen sollte. Wichtig ist für mich allerdings, dass die Kunden fair behandelt werden. Dass also geringere Einkommen nicht mehr bezahlen als hohe Einkommen.

7 Gedanken zu „Berliner Volksbank, Mischkalkulation und ich (das kleine Arschloch der Nation)

  1. Hey Sven.

    Sofern dein Schwanken noch kein Ende genommen hat, würde ich dir die SpardaBank mit Nachdruck empfehlen. Gegen comdirect ist zwar nichts einzuwenden, aber letztendlich ist das auch nur eine Aktiengesellschaft, die nur auf sich selbst schaut. Dagegen ist die SpardaBank eine Genossensschaft und das macht einen großen Unterschied. Eine Genossenschaft hat das Ziel, ihre Mitglieder zu fördern. Wenn du ein Konto bei der SpardaBank eröffnest, musst du zwingend auch einen Genossenschaftsanteil kaufen. Und damit ist die Bank für dich da und nicht du für die Bank.

    Schöne Grüße
    Marco

    • Naja, die Berliner Volksbank ist ja auch eine Genossenschaftsbank, aber irgendwie glaube ich das in den letzten Monaten immer weniger 😉

  2. Das hebelt jetzt natürlich meine ganze Argumentation aus. 😉 Aber zumindest ist das Girokonto bei der SpardaBank kostenlos. Die comdirect setzt dagegen einen gewissen monatlichen Geldeingang voraus. Weißt du aber sicherlich selber schon. 🙂

  3. Tatsächlich. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Du hast Recht. Damals als ich dort ein Konto angelegt hab, war es noch kostenpflichtig beziehungsweise hat ein Mindestgeldeingang erfordert. Ich bin nämlich bei beiden Geldhäusern Kunde.

  4. War lustig die „Diskusssion“ bei Twitter querzulesen, nicht nur den Teil 1.

    Ja, die „Genossenschaftsbank“ namens „Berliner-Volksbank“ glaubt mit diesem Marketing-Coup offensichtlich ihr Mitgliedsportfolio aufstocken zu können. Dafür werfen sie die Anteilsscheine nur gebündelt raus.

    Am herzlichsten musste ich allerdings lachen bei der „BERATUNG“. Als ob diese Verkaufshansel mit ihren konkreten Umsatzvorgaben zu so was wie einer neutralen Beratung überhaupt fähig wären.
    Das könnten sie ja gerne meiner Oma erklären, nur ist die leider schon tot und an Investments nicht mehr so interessiert. Aber vielleicht hat die Volksbank Berlin ja auch eine Sterbeversicherung post­hum im Angebot?!

    Beratungsleistung bezieht sich immer nur auf das eigene Portfolio einer Bank, selbst da gibt es noch engere Zielvorgaben welche Fonds den „Kunden“ anzudrehen sind. Kleine Insiderinfo am Rande 😉

    Okay, bleibt noch das ach so tolle Filialnetz das erwähnt wurde bei Twitter.

    Ja, sie haben Filialen, nach der Spasskasse sogar zweithöchste Fillialdichte in Berlin. Dumm nur, dass die Berliner-Volksbank Vorstände den Kundenservice mehr und mehr abgeschafft haben. Das Personal ist jetzt mit dem Aufschwatzen der teils zweifelhaften Produkte in mehr oder weniger hübschen Separees beschäftigt. Aber Bankvorstände besiochtigen natürlich nicht Filialen wie die am Hermannplatz, wo sich an Stoßtagen Zickzackschlangen Wartender für ein indiskretes Gespräch am einzigen (!!) geöffneten Serviceschalter bilden. Nicht das ihr jetzt denkt eine große Filliale wie die am Hermannplatz hätte eigentlich 4 oder 5, nein, es stehen max. 2 Plätze zur Verfügung wo die „Kunden“ quasi Schulter an Schulter ihre Problem vortragen dürfen.

    Also, die Fillialen auf die die „Unternehmenskommunikation“ bei Twitter so stolz war sind nicht so der Bringer.

    Und dann die Geldautomatenbatterie die sie vorhalten. Stimmt, teils vorsinnflutlich ratternde Maschinchen deren Benutzung und Wartung sich die Volksbank von Fremdkunden bezahlen lässt. Manchmal steht sogar eine Art Rauswerfer/Gorilla mit Security-Pulli gelangweilt rum und achtet darauf dass es sich ja kein „Obdachloser“ im Vorraum zu lange gemütlich macht.
    Weil das aber auch Geld kostet, schließt man jetzt nachts lieber komplett ab (erneut Hermannplatz).

    Ach ja, wo Du nach einer neuen Online-Bank suchst. Das Genossenschaftsmodell findest Du ja sympathisch,
    https://www.bank1saardirekt.de/
    GIRO DIREKT
    kostenlose Kontoführung über Internet
    alle Buchungen inklusive*
    kostenlose VR-BankCard & Partnerkarte
    kostenlose Bargeldversorgung an allen Geldautomaten der Bank 1 Saar sowie im BankCard Service Netz der Volks- und Raiffeisenbanken
    Telefonbanking rund um die Uhr, ob von zu Hause oder unterwegs

    Und ne Visa oder Mastercard gibt’s zudem im ersten Jahr gratis dazu.
    So würdest Du nur noch die Infrastruktur der Berliner Volksbank abnutzen und grinsend mitleidig an der Warteschlange vorbei eilen können.

    Bei der SpardaBank ist wichtig zu wissen dass sie NICHT im Volksbankenverbund sind und Du weniger Geldautomaten kostenlos nutzen darfst.

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