Einige von euch werden es sicher mitbekommen haben, Frau Zenzursula plant mal wieder ein neues Gesetz. Diesmal sind die Selbstständigen in ihren Blickwinkel geraten, die ab Mitte 2013, wenn unsere Ministerin damit durchkommt, eine Pflichtrentenversicherung zahlen müssen. Generell habe ich dagegen nichts einzuwenden, aber gegen den Entwurf von dieser Frau schon.
Ich hatte schon einige Diskussionen mit meinem Bruder darüber, und grundsätzlich stimmen wir auch in unseren Aussagen überein, aber es gibt halt einige Punkte, die mir nicht schmecken. Am Ende der Laufzeit soll nämlich dann die Grundsicherung als Rente herauskommen, was derzeit ungefähr 700 Euro sind. Es soll am Ende also eine GARANTIERTE Rente von knapp 700, – Euro gezahlt werden und um diese zu erreichen müsste ich ungefähr 350,- Euro im Monat einzahlen. Mein Bruder sprach hier immer von 50-100,- Euro, aber diese Summe stimmt nicht. Ich habe das Ganze auf verschiedenen Versicherungsportalen durchgerechnet, und zwar mit einer garantierten Rente von 700,- Euro. Was mein Bruder meint, ist eine „mögliche“ Rente, die aber auch nur zusammenkommt, wenn wirklich alles stimmt. Diese Rente ist allerdings nicht garantiert und das ist der Knackpunkt. 100,- Euro würden also bei weitem nicht ausreichen, um diese garantierte Rente zu erhalten, die aber unsere Ministerin gerne haben möchte.
Wenn diese Ministerin der CDU also mit ihrem Gesetz durchkommt, würde auf fast jeden Selbstständigen ein zusätzlicher Fixbetrag von 400,- bis 450,- Euro zukommen, der erst einmal verdient werden muss. Es besteht zwar immer noch die Wahl, ob sich der Selbstständige privat Rentenversichert, oder ob er in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, doch betrachtet man das Ganze bis zum Ende, dann bleibt eigentlich nur die gesetzliche Rentenversicherung übrig. Dazu aber später mehr.

Viele Selbstständige werden ihre Selbstständigkeit aufgeben müssen

 

Wenn man jetzt einmal von den 400,- Euro Pflichtbeitrag ausgeht, bedeutet das am Ende, dass der Selbstständige einen Betrag von ungefähr 600,- Euro erwirtschaften muss, um die gesamten Pflichtbeiträge zu bezahlen (ohne IHK oder andere Berufsgenossenschaft). 600,- Euro deswegen, weil ja auch noch eine Krankenversicherungspflicht besteht. Bei Frauen ist dieser Betrag übrigens höher, da der Krankenversicherungsbeitrag bei Frauen höher ist, als bei Männern.
Wenn jemand also derzeit knapp 1.000,- Euro verdient, oder sagen wir 1.200,- Euro, kann er derzeit sein Leben zwar selbstständig finanzieren, sobald dieses Gesetz aber in Kraft tritt, wird er mit dem Geld, welches er am Ende noch überhat, nicht mehr Leben können. Für einen großen Teil wird das dazu führen, dass er seine Existenz aufgeben muss und ins Hartz4 rutscht. Ich weiß nicht, ob dass das Ziel von dieser CDU-Ministerin sein kann.
Ich habe zwar keine Zahlen, aber ich bin mir sicher, dass es viele Selbstständige gibt, die gerade so über dieses Einkommen verfügen können. Sicher sollte man sich dann überlegen, ob sich die Selbstständigkeit überhaupt lohnt, aber es ist immer noch besser, als wenn man von Hartz4 abhängig ist. Und nein, man kann 600,- Euro nicht in die Unternehmensplanung einplanen, das sind immerhin 7.200,- Euro im Jahr – das muss man sich einfach bewusstmachen.

Staffelung wie bei Arbeitnehmern

 

Dieser Fixbetrag kann es einfach nicht sein, viel mehr sollte es eine Staffelung geben, wie es sie bei Arbeitnehmern gibt. Jemand der wenig verdient, muss weniger in das Rentensystem einzahlen, als jemand, der viel verdient. Wo ein solcher Fixbetrag hinführt, dass sehen wir doch schon bei der Krankenversicherung, die sich viele Selbstständige schon nicht mehr leisten können.
Eine Staffelung hingegen wäre die richtige Lösung. Wenn jemand 1.000,- Euro verdient, dann kann er sich 50,- Euro Beitrag sicher leisten, aber keine 400,- Euro. Das sollte auch dieser CDU-Ministerin klar sein, die bis jetzt noch kein vernünftiges Gesetz auf die Reihe bekommen hat.

Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung und nicht in die Private

 

Am Ende glaube ich eh, dass es wieder ein Gesetzesentwurf der Versicherungslobby ist. Aber wenn man sich das Ganze genau überlegt, dann bleibt nur die gesetzliche Rentenversicherung als Option. Wenn man nämlich seine Beiträge in die private Rentenversicherung nicht mehr zahlen kann, geht meist ein sehr großer Teil der eingezahlten Prämien verloren. Man kann sogar sagen, dass die Prämien der ersten fünf Jahre verloren gehen. Das sind immerhin 4.800,- Euro im Jahr.
Dieses Geld ist weg und dient eben nicht mehr zur Altersvorsorge. Und wenn wir ehrlich sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir die private Rentenversicherung nicht mehr bedienen können, sehr hoch, wenn der Beitrag 400,- Euro pro Monat beträgt.
Bleibt also nur das gesetzliche Rentensystem, denn hier gehen die Beiträge nicht verloren, auch wenn die Selbstständigkeit irgendwann aufgegeben werden muss.

Der Gesetzentwurf muss dringend überarbeitet werden

 

Als Fazit bleibt, dass der Gesetzentwurf noch viele Änderungen bedarf. Eine Versicherungspflicht für Selbstständige ist durchaus positiv zu betrachten, damit man im Alter eine Grundabsicherung hat, aber die Beiträge dürfen nicht Fix sein, sondern sie müssen nach der Höhe des Einkommens gestaffelt werden. Jemand der 1.000,- Euro verdient, kann sich keinen Pflichtbeitrag von 400,- Euro leisten, aber ein Betrag von 50,- Euro ist mit Sicherheit machbar.

7 Gedanken zu „Pflichtrentenversicherung für Selbstständige

  1. Diese Meldung ist mir neu, doch macht mich sehr sauer. Was soll das ? Wieso möcht mich jemand zwingen, was total absurd ist??

    Wer daran verdienen wird ist mir jetzt schon klar!! Die Banken natürlich, die es in Ihren filialen verkaufen werden !

  2. Zu meinem Vorredner: Wenn das ganze gesetzlich wird, dann verdienen die Banken nix daran. Es sei denn es wird ein Pendant zur Riester-Rente. Es ist wirklich ein Witz, wenn wir das machen müssten, dann würde unser Minijobber mit Sicherheit nicht mehr finanzierbar sein. Und wer als Kleinunternehmer mit max. 1450 Euro auskommen muss, hat dann überhaupt keine Chance mehr und wird „hartzen“ müssen. Aber was wundere ich mich, wir reden hier schliesslich von Ursula von der Leyen, die für realitätsfremde Vorschläge bekannt ist!

    Wer hierzulande als Nobody versucht sich etwas aufzubauen, bekommt immer mehr Klötze zwischen die Beine! That’s Germany!

  3. Auf der einen Seite ist es schon gut, dass sich Selbstständige versichern müssen. Man sollte das ganze aber realistisch gestalten und wie du schon geschrieben hast vom Einkommen abhängig machen. Wenn sie dass noch hin bekommen dann 2 Daumen hoch. Aber ich bezweifel, das sie so weit Denken…

    • Wenn du abwartest und erst Handeln willst, wenn das Gesetz durch ist, dann brauchst du nicht mehr Handeln. Wenn das Gesetz durch ist, ist es durch. Ändern kann man nur jetzt was.

  4. Bin heute durch Zufall auf Deine interessanten Gedanken gestossen.
    Auch ich bin für eine Versicherungspflicht für Selbstständige, aber sie muß „bezahlbar“ sein. Du hast das schon mit der Abhängigkeit vom Verdienst richtig dargestellt.

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