Hätte man mich diese Frage im letzten Jahr gefragt, hätte ich sie klar mit einen „Nein“ beantwortet. Die sogenannte Kreditaffäre war für mich keine, da das Verhalten von Wulff in diesem Fall nur menschlich war. Wenn ich die Möglichkeit hätte, an einen günstigen Kredit zu kommen, dann würde ich diese auch nutzen. Sicher hat Wulff diesen nur bekommen, weil er Ministerpräsident war und weil Macht eben Geld anzieht. Dennoch ist es ein Privatkredit unter Freunden und das ist nicht verwerflich. Jeder Mensch sucht nach seinem Vorteil, das gilt auch für günstige Kredite.

Auch seine verspätete Aufklärung war für mich noch kein Grund, den Rücktritt von Wulff zu fordern. Wie oben schon erwähnt, war es ein Privatkredit, welchen er noch vor seiner Zeit als Bundespräsident aufgenommen hat. Dass er diesen nicht unbedingt öffentlich machen wollte, kann ich verstehen. Nicht alles gehört an die Öffentlichkeit, auch nicht, wenn man der Bundespräsident ist.

Doch dann machte Wulff einen Fehler, den auch ich nicht mehr akzeptieren kann. Er hat versucht sein Amt als Bundespräsident zu missbrauchen, um einen Artikel in der Bild-Zeitung zu verhindern. Das nennt sich Zensur, und Zensur findet laut Grundgesetz nicht statt.
Der Bundespräsident hat alle seine Handlungen auf unser Grundgesetz abzustimmen, schließlich repräsentiert er unser Land und somit auch unsere Werte. Der Versuch die Medien zu beeinflussen, indem er Drohungen gegen die Medien ausspricht, verstößt gegen diese Werte.

Auch das hätte man ihm noch verzeihen können, hätte er danach einen ehrlichen Schnitt gemacht und die gesamte Wahrheit ans Licht gebracht. Diese Chance hatte er, als er den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Interview gegeben hat. Aber auch hier kam er wieder nur mit Halbwahrheiten. Hätte er klar und deutlich gesagt, was er im Telefonanruf gesagt hat und hätte er der Veröffentlichung zugestimmt, dann hätte man einen Schlussstrich ziehen können und dann hätte er als Bundespräsident auch noch eine Zukunft gehabt.
Aber er merkt gar nicht, dass sein Verhalten falsch ist, er merkt nicht, dass er sich nicht an die Werte unseres Grundgesetzes hält und er merkt nicht, dass er seine Glaubwürdigkeit immer mehr verspielt. All das macht ihn untragbar für sein Amt und genau deswegen bin ich inzwischen auch der Meinung, dass Herr Wulff im Amt des Bundespräsidenten nichts mehr zu suchen hat.

Da er sich aber an sein Amt klammert, sollte er wenigstens soviel Courage haben, und nun endlich einen sauberen Abschluss wagen. Er sollte jetzt alles öffentlich machen und er sollte jetzt endlich mit dem Theater aufhören.

Ein guter Bundespräsident wird er nicht mehr werden, aber so kann er wenigstens dafür sorgen, dass langsam wieder ruhe einkehrt und sich die Öffentlichkeit um wichtigere Themen kümmern kann.

17 Gedanken zu „Sollte Wulff zurücktreten?

  1. Ich für meinen Teil würde sagen „JA“. Das Vertrauen ist hinüber. Und so einen Bundespräsidenten braucht Deutschland nicht. Was ist das für ein Bild, wenn der Repräsentant eines Landes lügt nicht permanent die Wahrheit sagt und für seinen eigenen Vorteil wirtschaftet?

    Hätte er wahre Größe würde er JETZT von selbst zurücktreten. Das Ding ist noch nicht durch. Und wenn er irgendwann gehen muss hat er sein Gesicht komplett verloren!

  2. Christian Wulff hat schon lange sein Gesicht verloren, dazu hätte es nicht des Interviews in ARD und ZDF bedurft. Wer sich anmaßt, gegenüber von Journalisten mit Strafanzeigen zu drohen und auf diese Weise die Pressefreiheit auf’s Gröblichste verletzt, hat keinen Platz auf einer hochangesehenen Position dieses Landes. Daran ändert auch nichts, dass er sich, wie er behauptet, bei den Betreffenden entschuldigt hat.

    Nun bin ich wahrlich keiner, der dieses Boulevard-Blatt mit den vier übergroßen Lettern sonderlich in Schutz nimmt. Aber auch wenn es sich hierbei um dieses Blättchen handelt, kann ich nur ganz klar eine der Grundfreiheiten, die unsere Verfassung gewährleisten soll, verteidigen. Herr Wulff hat sich auf eine Stufe gestellt mit Joachim Herrmann, dem früheren Propaganda-Chef des Politbüros der SED, der die Kontrolle über alle Medien der DDR ausübte und während der „Aktuellen Kamera“ die Redaktion per Telefon auf Linie hielt.

  3. Liebe Leute,

    seien wir mal ehrlich, vergleichen wir das Thema doch einmal mit einer Chef und Arbeitnehmer Situation.

    Chef ( Das Volk ) Arbeitnehmer ( Hr. Wulff ).

    Würde der Arbeitnehmer also den selben Mist machen mit seinem Chef, was wäre die logische Konsequenz daraus???

    Es gibt in Deutschland wesentlich wichtiger Themen über die man sich Gedanken machen sollte, z. B. die steigende Armut oder ähnliches.

    Dies wäre meine Meinung dazu.

    LG Chris

  4. Also ich kann deiner Auffassung nicht folgen. Als Mitarbeiterin des Landes Hessens bin ich vereidigt und musste mich verpflichten kein Geschenk von jemandem, der in einer geschäftlichen Beziehung zu mir – oder dem Amt – steht anzunehmen, das den Wert von 5 Euro übersteigt. Für einen Ministerpräsidenten oder einen Bundespräsidenten gilt das eben für alle Personen und Institutionen, die sich einen Vorteil versprechen könnten.
    Hast Du Dir mal ausgerechnet, was für ein Vorteil ein zinsloser 500 000 Euro Kredit bedeutet?
    Der Vorgang heißt übrigens Korruption – Kreditaffaire ist das geschönte Wort dafür.

    • Okay, dann müsste man einen Privatkredit aber als Geschenk definieren. Da er diesen zurück zahlen muss, ist es für mich kein Geschenk. Bliebe der Vorwurf, dass sich Wulffs Vertragspartner einen Vorteil verschafft hat und ich glaube, dass wird schwer nachzuweisen sein.

  5. Es ist aber doch die Heimlichtuerei, und die Lügen die schon aufgedeckt wurden. Wenn alles so in Ordnung wäre, warum dann diese falschen Angabe bei Befragungen?

    Ne, ne… Wulff ist so nicht tragbar.

  6. Das is wirklich ne schwierige Frage.
    … einerseits muss man Amt und Menschen irgendwo
    trennen, andererseits isses schon bisl krass was er da verzapft hat. Denke wenn er „ersetzt“ wird wärs auf jeden Fall nich schlimm drum! : >

  7. Auch ich dachte anfangs, na und?
    Wegen dem Kredit, ist doch wurscht.
    Aber… sein Fehler kam an sich erst mit dem ominösen Anruf beim Chefredakteur.
    Bisher wollte ich auch ihn weiterhin im Amt sehen, doch da wurde nun eine richtige Schlammschlacht draus und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was besser ist. Ruhe einkehren lassen oder aufgeben…
    Schon wieder würde man ein Staatsoberhaupt verlieren. Auch irgendwie peinlich, oder?
    Und was jetzt noch gesucht wird… jetzt hat die Ehefrau noch Kleider bekommen, die sie kostenlos anziehen durfte… na und?!

    • Naja Alex, ich glaube, es war vor zwei Jahren ein Fehler den Wulff zu wählen. Der Gauck wäre die bessere Wahl gewesen, diesen Fehler könnte man ja durchaus noch korrigieren 😉

  8. Bundespräsident Wulff, ein Präsident mit sieben Siegeln! Warum er bis heut nicht zurückgetreten ist… Eine Unverschämtheit und ein Dorn im Arm des deutschen Volkes! Dieser Mann ist für mich nicht haltbar!

  9. Also ich denke, dass der sich auf Dauer nicht halten kann. Im Moment hat er aus der Koalition noch die Rückendeckung, aber auf kurz oder lang wird es doch so kommen, dass seine Unglaubwürdigkeit siegen wird.
    Jetzt ist wieder etwas los in der Welt (Verunglückter Feriendampfer vor Italien), da rückt das wieder ein wenig in den Hintergrund, aber vergessen wirds deswegen sicher nicht.
    LG

  10. Dieser Typ klebt dermaßen an seinem Amt, der ist doch total Geldgeil und will auf die 400,000 € im Jahr nicht verzichten. Ich kann gar nicht verstehen dass seine Umfragewerte vor allem bei jungen Leuten wieder gestiegen sind. Aber vermutlich hat er diese Umfragen selbst in Auftrag gegeben und somit die Zahlen manipuliert. Meine persönliche Meinung zu diesem Typen ist ganz einfach nur, das ich jedes Mal wenn ich den sehen einen Würgereflex verspüre !!!!

  11. Ich würde das auch unterschreiben, so was dürfte sich ein Ministerpraesident nie leisten. Oder wenn doch, dann soll er kurzfristig zurücktreten. Natürlich meiner Meinung nach.

Schreibe einen Kommentar zu Deal Matze Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir bieten Ihnen an, auf unseren Internetseiten Fragen, Antworten, Meinungen oder Bewertungen, nachfolgend nur „Beiträge genannt, zu veröffentlichen. Sofern Sie dieses Angebot in Anspruch nehmen, verarbeiten und veröffentlichen wir Ihren Beitrag, Datum und Uhrzeit der Einreichung sowie das von Ihnen ggf. genutzte Pseudonym.

Rechtsgrundlage hierbei ist Art. 6 Abs. 1 lit. a) DSGVO. Die Einwilligung können Sie gemäß Art. 7 Abs. 3 DSGVO jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Hierzu müssen Sie uns lediglich über Ihren Widerruf in Kenntnis setzen.

Darüber hinaus verarbeiten wir auch Ihre IP- und E-Mail-Adresse. Die IP-Adresse wird verarbeitet, weil wir ein berechtigtes Interesse daran haben, weitere Schritte einzuleiten oder zu unterstützen, sofern Ihr Beitrag in Rechte Dritter eingreift und/oder er sonst wie rechtswidrig erfolgt.

Rechtsgrundlage ist in diesem Fall Art. 6 Abs. 1 lit. f) DSGVO. Unser berechtigtes Interesse liegt in der ggf. notwendigen Rechtsverteidigung.

Auszug aus unserer Datenschutzerklärung.