Heute Nacht habe ich bei Twitter mal wieder gemerkt, wie weit verbreitet Alltagsrassismus ist und das viele diesen gar nicht mehr als Rassismus wahrnehmen. Am Ende wurde ich dann sogar von der Person geblockt, weil sie sich nicht als Rassist sieht und sich auch nicht Rassist nennen lassen möchte. Zu meiner Verteidigung möchte ich schon jetzt sagen, dass das Wort „Rassist“ in meinen Tweets gar nicht vorkam, aber fangen wir mal von vorne an.

Heute Nacht rief bei Domian eine ältere Frau an – sie war über 90. Ihr wurden 1.000,- Euro geklaut, die sie sich an einem Geldautomaten geholt hatte. Der Aufschrei über die Räuber war groß, was natürlich nicht wirklich was Schlimmes ist. Dann kam aber folgender Tweet von einem Nutzer, dem ich zu diesem Zeitpunkt noch auf Twitter gefolgt bin:

„drecksau …. immer mehr von diesem assis drecks pack kommt alls aus polen und rumänien #domian“

Ich verzichte hier bewusst auf eine Namensnennung, da ich den User jetzt nicht an einen Pranger stellen will. Es geht mir um den Tweet, der voll ist mit Vorurteilen und Rassismus. Darauf wollte ich den User hinweisen und schrieb:

„hallo? Was sollen diese ekligen Vorurteile?“

Ja, ich finde diese Vorurteile eklig. Ändern wir doch mal kurz die Sicht der Dinge. Machen wir einfach mal folgendes Gedankenspiel: In den Niederlanden ist eine Räuberbande aus Deutschland unterwegs und verbreitet dort angst und Schrecken. Die Niederländer regen sich nun darüber auf und sprechen vom „deutschen kriminellen Pack“. Wie würden wir uns fühlen? Würden wir es fair finden, wenn wir wegen einiger weniger Personen als kriminelles Pack abgestempelt werden würden? Wie würden wir uns fühlen, wenn wir in den Niederlanden unterwegs wären und sich die Leute von uns wegsetzen, sobald sie mitbekommen, dass wir aus Deutschland kommen? Ich gehe einfach mal davon aus, dass das uns nicht gefallen würde, dass wir darüber sauer wären, wenn wir in einen Topf mit Kriminellen gesteckt werden. Und ja, es gibt deutsche Kriminelle, es gibt Deutsche, die ältere Damen ausrauben, es gibt Deutsche, die Andere betrügen, es gibt Deutsche, die Menschen zusammenschlagen, und es gibt Deutsche, die all die anderen Straftaten begehen.

Die Unterhaltung ging noch ein wenig weiter, und der User wollte nicht verstehen, dass Kriminalität nichts mit der Nationalität zu tun hat. Der User wollte weiterhin seine Vorurteile ausleben und nicht verstehen, dass es sich hierbei um Alltagsrassismus handelt. Aber wie schon gesagt, ich habe das Wort Rassismus nicht einmal verwendet, ich habe tatsächlich nur gesagt, dass es keine Rechtfertigung gibt, ganze Völker zu verurteilen, und dafür wurde ich dann geblockt.

Das wird mich aber weiterhin nicht daran hindern, auf solche Arten von Alltagsrassismus hinzuweisen. Ich werde weiterhin meine Meinung dazu schreiben und vielleicht wird dann der ein oder andere über das Nachdenken, was er da in einen Tweet so schreibt. Und ja, auch ich schreibe manchmal ekelhafte Tweets. Auch ich denke manchmal nicht darüber nach, was ich da gerade so twittere, aber wenn mich wer darauf hinweist, lasse ich mich gerne auf eine Diskussion darüber ein und sehe auch ein, wenn einer meiner Tweets nicht okay war.

2 Gedanken zu „Mal wieder was zum Thema Alltagsrassismus

  1. Wir sehen leider nicht genau hin, sondern sind mit unseren Vor-Urteilen immer ganz schnell bei der Hand.
    Der Tweet spricht für sich. Klarer kann man sein Unvermögen nicht zeigen.

    Leider gibt es immer mehr Deutsche, die Wirkung zeigen. Bei ihnen haben die Hass-Kampagnen der Rechten (z.B. pi-news aber auch Propagandaschau) verfangen haben und die sich deren Vokabular immer mehr zu eigen gemacht haben. Die Saat geht auf.

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