Ich bin gerade schockiert. Schockiert von der Polizei, die in Berlin einen ganzen Kiez belagert, weil sie eine „Gefahrensituation“ sehen, die dies notwendig macht. Schockiert aber auch von Nachrichten auf Twitter, die davon reden, dass diese Menschen, die dort auf einem Schuldach sitzen und mit Selbstmord drohen, die deutsche Politik und Gesellschaft erpressen. Dieser Rassismus kotzt mich an, den viele Menschen nicht als Rassismus wahrnehmen wollen.

Die Menschen auf dem Schuldach wollen eine Perspektive, sie wollen ein sicheres Leben leben, so wie wir es tun. Sie wollen ihr eigenes Geld verdienen und sie wollen Freiheit und Frieden. Und als Gegengewicht für diese Forderungen haben sie nun einmal nur ihr Leben, sie haben nichts anderes mehr, was sie verlieren könnten, sie können am Verhandlungstisch nicht mit weniger zufrieden sein, weil weniger bedeutet, dass die Perspektive nicht gegeben ist. Sie können sich nicht mit einem Abschiebestopp zufriedengeben, weil ein solcher Stopp jederzeit wieder aufgehoben werden kann und er deswegen keine Perspektive bietet. Mit was sollen die geflüchteten Menschen denn bitte sonst in die Verhandlungen gehen? Und warum sollten sie diesen Menschen, die schon viel zu oft ihre Versprechen gebrochen haben, überhaupt vertrauen?

Vielleicht ist aber auch das Hauptproblem, dass viele einfach nicht verstehen, dass es sich hier um Menschen handelt. Viele verstehen einfach nicht, dass sich diese Menschen nicht aussuchen können, wo sie das Licht der Welt erblicken und viele verstehen auch nicht, dass wir, der reiche Westen, unseren Reichtum auf den Schultern dieser armen Länder aufgebaut haben. Sie verstehen auch nicht, dass unsere Waffen den Krieg in diese Länder bringen und das es einfach UNSERE VERDAMMTE PFLICHT IST, diesen Menschen zu helfen und ihnen eine Perspektive zu geben.

Wer meint denn, dass diese Menschen aus Spaß ihr Land verlassen? Wer denkt wirklich, dass diese Menschen ihr Leben riskieren und ihre Familien zurücklassen, nur damit sie sich bei uns ins gemachte Nest setzen können? Wer kann denn so blöd sein und denken, dass diese Menschen sich nur der Gefahr des Ertrinkens aussetzen, weil sie von unserem Sozialsystem leben wollen? Diese Menschen haben Gründe ihr Land zu verlassen und diese Gründe sind garantiert nicht unsere Sozialsysteme. Es herrscht Krieg und Gewalt in diesen Ländern! Oder Hunger, was genauso schlimm ist! Die Waffen für diese Gewalt kommen aus Deutschland, Europa den USA!!!! Und das Geld, welches wir durch Entwicklungshilfe in diese Länder schicken, versickert entweder bei den Eliten dort im Land oder in den Taschen von WESTLICHEN Unternehmen. Die Menschen vor Ort haben davon nichts, die hungern weiter, die haben weiterhin keinen Zugang zu sauberem Wasser, keinen Zugang zur Bildung – keinen Zugang zu einer Perspektive.

Ich bin so verdammt wütend, weil diese Menschen jetzt auch in Deutschland wieder genau diese Gewalt erfahren müssen. Sie dürfen hier nicht in Frieden leben, obwohl sie seit 2 Jahren in dieser Schule gelebt haben, und zwar friedlich zusammen mit allen anderen Einwohnern im Kiez. Das konnte so ja nicht weitergehen, wo würden wir denn Leben, wenn wir Menschen erlauben würden, ein friedliches Leben zu führen, obwohl sie nicht das Glück hatten, hier in Deutschland geboren zu werden?

Was wäre denn, wenn Deutschland Afrika wäre? Wenn wir hier hungern würden – wobei das ja schon auf viele Menschen zutrifft, weil sie nicht anständig bezahlt werden – was würden wir tun? Würden wir weiter hier im Land bleiben, obwohl in anderen Ländern, die uns Jahrhunderte lang ausgebeutet haben, ein besseres Leben möglich wäre? Wahrscheinlich nicht!!! Aber wir sind ja nicht Afrika, wir sind Reich und wer Reich ist, der kann sich auch Mauern leisten, damit er die Armut, die er verursacht hat, nur nicht sehen muss.

Grenzen auf, überall, kein Mensch ist illegal!

3 Gedanken zu „Kein Mensch ist illegal…

  1. Hi wer sagt denn, das ein Mensch überhaupt noch was wert ist? Sieh mal in die deutsche Wirtschaft, wo Angestellte ausgetauscht werden wie veraltete Maschinen oder nur wegen der Geburt eines Kindes den Arbeitsplatz verlieren. Nicht das ich diese Lebensweise oder Wirtschaftspolitik gut finden würde, aber es ist doch Realität, das der Mensch nichts mehr wert ist.

    Gruß Gregor

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