„…benutze ich gerne die Worte, dass jeder für sein eigenes Leben selbst verantwortlich ist. Viel zu oft suchen wir doch die Schuld bei anderen(,) um von unserem eigenen Versagen abzulenken.“

Zitat: Mel`s Blog

Ich bin gerade über diesen Satz gestolpert und platze eigentlich schon wieder vor Wut. Das könnte ich Mel jetzt auch in einem Kommentar schreiben, aber das passt dort nicht, weil das Thema doch ein anderes ist und deswegen mache ich einen Blogartikel daraus.

Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ich mich über diesen Satz so aufrege? Nun, der Grund ist einfach – er stimmt nicht! Wir glauben, dass wir für unser Leben selbst verantwortlich sind, und in einem gewissen Rahmen stimmt das auch, aber es hört spätestens da auf, wo wir auf den guten Willen einer anderen Person angewiesen sind. Dann sind nicht mehr wir für unser Leben verantwortlich, sondern die andere Person übernimmt die Verantwortung für unser Leben.

Nehmen wir unser Berufsleben. Egal ob wir selbstständig sind oder in einem abhängigen Arbeitsverhältnis stehen, wir sind in beiden Fällen von dem guten Willen anderer Menschen abhängig. Ein Selbstständiger kann nur dann Leben, wenn er Kunden hat und wenn diese Kunden auch noch die Rechnungen zahlen. Machen die Kunden das nicht, wird es schwierig mit dem guten Leben und ist es mein Versagen, wenn andere ihre Rechnung nicht zahlen? Wohl kaum!

Einen Arbeitnehmer trifft es noch viel schlimmer. Er kann nicht selbst darüber entscheiden, welchen Wert seine Arbeit hat, sondern der Arbeitgeber entscheidet darüber. Genauso wie der Arbeitgeber darüber entscheidet, wie lange der Arbeitnehmer seine Arbeit hat. Natürlich könnte jetzt argumentiert werden, dass der Arbeitnehmer ja einfach seinen Arbeitsplatz wechseln kann, aber ist das wirklich so einfach? Nein, ist es nicht!

Wir Menschen begeben uns, seit wir unsere Arbeit teilen und nicht mehr jeder alles macht, immer wieder in Abhängigkeiten. Wir können uns nicht einfach irgendwo ein Haus bauen. Wir können nicht einfach irgendwo ein Windrad hinstellen, um unsere eigene Energie zu produzieren. Wir können nicht einfach irgendwo Nahrung pflanzen, damit wir uns ernähren können. Wir begeben uns in all diesen Fällen in Abhängigkeiten, die dafür sorgen, dass wir auf den guten Willen anderer Menschen angewiesen sind. Ein Bauer könnte nämlich durchaus sagen, dass er uns die Nahrung, die wir benötigen, nicht verkauft, weil ihm unser Gesicht nicht gefällt. Ein Stromerzeuger kann sagen, dass er nur noch in bestimmten Wohngegenden Strom liefert, weil dort keine Zahlungsausfälle zu erwarten sind. Sicher könnte was dagegen getan werden, aber selbst dafür wird der gute Wille von anderen Personen gebraucht, denn alleine kann niemand etwas ausrichten. Druck entsteht nur, wenn viele etwas dagegen unternehmen.

Wir leben in einer arbeitsteiligen Gesellschaft und in dieser ist der Spruch, dass jeder für sein eigenes Leben verantwortlich ist, einfach nur falsch. Es bestehen so viele Abhängigkeiten in unseren Leben, dass schon eine Veränderung, bei diesen Abhängigkeiten, dazu führen kann, dass unser Leben in einem Chaos versinkt – und für diese Veränderung muss man nicht einmal selbst verantwortlich sein.

Sicher gibt es Menschen, die für ihr eigenes Versagen die Schuld bei anderen suchen, aber das ist etwas, was von Einzelfall zu Einzelfall geprüft werden sollte. Pauschal zu sagen, dass jeder selbst verantwortlich ist, und somit versagt hat, wenn im Leben etwas nicht so läuft, wie es soll, geht aber überhaupt nicht. Und genau das ist der Grund, warum ich bei diesem Satz immer platzen könnte.

2 Gedanken zu „„Jeder ist für sein eigenes Leben selbst verantwortlich…“

  1. Dass du diesen Satz als Zitat aus einem Beitrag ziehst, der um etwas viel ernsteres und wichtigeres geht als um das Thema ob man nun bei der Arbeit erfolgreich ist oder nicht ist schon sehr schwach!!!!

    Denn Selbst wenn man hier keinen Job hat, keinen Erfolg, kein Geld geht es einem hierzulande immernoch besser als Menschen auf anderen Teilen dieser Welt – das ist genau genommen jammern auf hohem Niveau!

    Selbst wenn man hier nichts hat hat man immer noch mehr als ca. 90% der Weltbevölkerung!!!

    Und wenn man hier mit seinem Leben unzufrieden ist, dann liegt es sehr wohl in der eigenen Hand das zu ändern. Wenn man selbstständig ist, muss man besser und gewissenhafter als andere arbeiten, dann hat man auch Kunden – die kommen allerdings nicht von alleine oder weil man schlechter oder nur genauso gut ist wie die anderen. Und so ist es auch im Angestelltenverhältnis, tut man mehr als andere bekommt man auch mehr.

    Wir werden oft schräg angeschaut „guck mal denen scheint es ja gut zu gehen, was die für ein dickes Auto fahren“, dass wir aber seit 3 Jahren kein Wochenende mehr hatten, keine Feiertage, keinen Urlaub, mein Mann 7 Tage die Woche an 365 Tagen von morgens um 8 bis in die Nacht hinein arbeitet, das steht natürlich weder auf unserem Auto noch auf unserem Haus. Das interessiert die Leute auch nicht, aber wundern tun sie sich warum sie sich das mit ihrem 8to5 Job nicht leisten können….

    Es liegt im meiner Hand welchen Beruf ich erlerne, es liegt in meiner Hand ob ich mehr tue als andere und deswegen auf sehr viel verzichte, zum Beispiel auf Freizeit und was das betrifft hat sehr wohl jeder sein Leben selbst in der Hand!

    • Vieles von dem was du aufgezählt hast, liegt heute eben nicht mehr in meiner Hand. Es kommt, und das hast du anscheinend nicht verstanden, in unserer Gesellschaft sehr viel auf den guten Willen anderer Menschen an. Natürlich gibt es einen gewissen Spielraum, was ich aber auch schon oben geschrieben habe, aber dieser Spielraum ist eingeschränkt. Schon lange gibt es nicht mehr die Möglichkeit für ALLE, dass sie selbst entscheiden können, welchen Beruf sie erlernen, schon lange gibt es nicht mehr für ALLE die Möglichkeit zu entscheiden, wie viel sie arbeiten möchten und wie sie ihr Leben gestalten möchten. Wenn es bei euch so ist, ist das super, aber das lässt absolut keine Rückschlüsse auf den Rest der Gesellschaft zu.

      Übrigens gibt es einen Grund, warum ich diesen Blogartikel geschrieben habe, nämlich den, dass ich eben schon gesehen habe, dass dein Artikel ein anderes Thema hat, sonst hätte ich dort nämlich kommentiert und nicht hier etwas geschrieben.

      Und noch eine Anmerkung: In andere Länder zu schauen ist immer einfach. Das dort aber auch andere Bedingungen herrschen, andere Mentalitäten, dass wird dabei nie beachtet. Und natürlich ist es schlimm, dass dort viele Menschen Hungern müssen, aber auch in Deutschland müssen viele Menschen Hungern, seit Jahren steigt die Obdachlosigkeit und die Armut in Deutschland, es geht also nicht allen gut und nur weil es in anderen Ländern auch Probleme gibt, ist das noch lange kein Grund, die Probleme im eigenen Land einfach zu ignorieren. Auch diese Probleme müssen gelöst werden.

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