Seit einigen Tagen geht das Thema Mobbing durch die Blogszene. Ausgelöst wurde es durch einen Blogeintrag von Robert Basic, der in seinem Artikel zugibt, früher ein Arschloch gewesen zu sein. Ich überlege seit Tagen, ob ich zu diesem Thema auch einen Blogeintrag schreibe, oder ob ich es lieber sein lasse. Auf der einen Seite möchte ich dem Schüler Basic einen richtig fiesen Artikel an den Hals schreiben, auf der anderen Seite kenne ich den Erwachsenen Robert und ich glaube ihm, dass er in den letzten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, über sein damaliges Handeln reflektiert-, und daraus die richtigen Schlüsse gezogen hat. Das bedeutet, ich kann den heutigen Robert nicht Arschloch nennen, nur weil er damals ein Arschloch war.

Das scheinen einige im Netz anders zu sehen. Es wird ausgeblendet, dass sich Menschen ändern können, dass sie über die Jahre lernen – und zwar auch aus Fehlern, die sie irgendwann einmal gemacht haben. Vielleicht ärgert viele auch die Form, wie Robert Basic das gemacht hat, doch wie hätte er es machen sollen? Hätte er in seinem Artikel um Gnade flehen sollen? Was würde das bringen? Nichts! Viel wichtiger wäre wohl, wenn er sich bei den Schülern entschuldigt, die er damals gemobbt hat. Das wäre die einzige Möglichkeit, um jetzt noch Stärke zu zeigen, um zu zeigen, dass es einem wirklich leidtut. Da ist aber die Schwierigkeit, dass er mit genau diesen Menschen keinen Kontakt mehr haben wird und diese Menschen wohl auch keinen Kontakt mehr mit dem Robert Basic haben wollen. In der Blogszene selbst muss sich Robert aber nicht entschuldigen, warum sollte er das also in einem Blogartikel tun? Ihn jetzt also an den Pranger zu stellen, vielleicht mit der Wut im Bauch, die man gegenüber dem eigenen Mobber hat, bringt überhaupt nichts. Viel wichtiger wäre eine Diskussion darüber, wie man dieses Mobbing, was ja auch durch ein gewisses „Dazu-gehören-Wollen“ entsteht, durchbrechen kann.

Vielleicht sollte man sich auch einmal die Frage stellen, ob die Mobber in der Schule wirklich stark waren. Ich würde das verneinen, denn wer wirklich stark ist, sucht sich seine Bestätigung nicht in einer Gruppe. Wie möchte man aber von einem Menschen verlangen sich gegen eine Gruppe zu stellen, wenn er nicht stark genug dazu ist? Nein, das entschuldigt das Arschlochverhalten nicht, zeigt aber, dass Kinder nicht umsonst Kinder sind und warum sie nicht als Erwachsene angesehen werden. Die Entwicklung, sowohl körperlich wie auch charakterlich, ist noch nicht so, wie man sie bei einem Erwachsenen erwartet. Was anderes ist es, wenn ein Erwachsener mobbt. Der sollte die Reife haben, um zu wissen, dass das falsch ist. Aber darum ging es in den Artikel nicht. Es ging um den Schüler Robert Basic.

Ja, ich war damals auch ein Außenseiter in der Schule und es wäre gelogen von mir, wenn ich behaupten würde, dass das mein Leben nicht beeinflusst hat. Ich würde sogar sagen, dass viele meiner heutigen Verhaltensweisen auf die damalige Zeit zurück zu führen ist. Mobbing prägt das gesamte Leben, es hilft nicht gerade dabei, ein stabiles Selbstbewusstsein aufzubauen, aber kann ich dafür wirklich Schülern, die einfach noch zu dumm waren, um das zu verstehen, die alleinige Schuld daran geben? Sind wir doch ehrlich, unser heutiges Gesellschaftssystem fördert solche Verhaltensweisen, und wenn ich mich richtig erinnere, dann gab es in den 10 Jahren Schule, in denen ich davon betroffen war, nicht eine einzige Unterrichtsstunde, welche die Folgen von Mobbing aufgezeigt haben. Muss man den Lehrern hier dann nicht eigentlich auch eine Mitschuld anlasten?

Nehmen wir die Amokläufe von Schülern. Nein, nicht immer ist Mobbing schuld daran, aber doch sehr oft. Nur die Medien verschweigen diese Zusammenhänge doch lieber. Viel einfacher ist es, Killerspielen die Hauptschuld zu geben, denn man darf Opfer doch nicht zu Täter machen. Keiner von denen, die Robert jetzt ein Arschloch nennen, würden auf die Idee kommen, den Mobbern in diesem Fall eine Mitschuld zu geben. Schließlich ist man doch selbst auch nicht zu einem Amokläufer geworden, nur weil man gemobbt wurde. Solange das aber nicht thematisiert wird, solange den Kindern und Jugendlichen die Folgen ihres Handelns nicht bewusst sind, solange kann man das Mobben nicht effektiv bekämpfen.
Meine Schulzeit ist nun schon 15 Jahre her, ich weiß nicht, inwieweit sich der Umgang mit diesem Thema verändert hat. Ich weiß nicht, ob Mobbingopfer von Lehrern immer noch so behandelt werden, als ob sie an allem alleine schuld sind. Wenn dem so ist, dann sollte eigentlich dieses Verhalten in der Bloggerszene behandelt werden.

Robert Basic und noch ein weiterer Blogger hatten das Pech, dass sie zu einer Projektionsfläche für Menschen geworden sind, die noch die Wut des gemobbt werden im Bauch hatten. Wie oben schon erwähnt, hatte ich diesen Reflex am Anfang auch gehabt. Ich wollte einen Artikel darüber schreiben, wie dieses verdammte Mobbing mein Leben beeinflusst – und ja, es beeinflusst mein Leben immer noch, obwohl schon 15 Jahre vergangen sind. Aber diese Wut kann ich nicht auf irgendeinen Blogger projizieren. Vielmehr finde ich es mutig, dass diese beiden Blogger auch über ihre Schwächen geschrieben haben. Denn Mobbing ist nichts, auf das jemand Stolz sein kann und es zeigt auch nur, dass hinter diesen beiden Bloggern Menschen stehen, die in ihrer Kindheit vom Charakter her schwach waren. Das zuzugeben braucht Mut, aber natürlich könnten Täter ihre Tat auch totschweigen, um ein sauberes Image in der Öffentlichkeit zu bewahren.

Ein Gedanke zu „Mobbing in Schulen und meine Gedanken zu Robert Bs. Artikel

  1. Mobbing kennt jeder. Entweder als Opfer oder auch als Täter. Allerdings ist dies in der Schulzeit – für meines Erachtens – was anderes als im späteren Leben. Denn in der Schulzeit sucht man seine Grenzen. Man testet die Lehrer, die Mitschüler, handelt unüberlegter als wenn man schon Lebenserfahrung gesammelt hat.
    Mobbing ist NIE gut und richtig, wenn man es aber in der Schulzeit tut und es später einsieht und das Verhalten abgelegt hat, finde ich dies respektabel.
    Erstens, weil diese Person sich dann gebessert hat und es sich auch eingesteht. Denn nicht jeder Mensch gesteht auch selbst mal ein, dass dies, das oder er selbst früher nicht gut war.

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