Gestern hatte ich auf Twitter mal einen kurzen Tweet losgelassen, indem ich androhte, selbst Abmahnanwalt werden zu wollen. Ich möchte das natürlich nicht werden, aber ich habe gestern ein paar Zahlen gelesen, welche mich schon sehr zum Nachdenken gebracht haben.

Nach Aussagen des Vereins gegen Abmahnwahn gab es im Jahr 2010 576.000 Abmahnungen. In diesen Abmahnungen wurden 412 Millionen Euro an Schadenersatz geltend gemacht. Gleichzeitig stieg im Jahr 2010 die Anzahl der Kanzleien, welche diese Abmahnungen verschicken, von 33 Kanzleien im ersten Quartal, auf 44 im vierten Quartal.

44 Anwaltskanzleien teilen sich also Abmahnungen auf, welche einen Wert von 412 Millionen Euro haben!

Ich bin ehrlich, ich weiß überhaupt nicht, wie viel Geld davon bei den Anwälten bleibt, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass dies ein wirklich lohnenswertes Geschäft ist. Was mir dabei aber sorgen macht, das sind die Berichte von unberechtigten Abmahnungen, bei welchem man dann selbst nachweisen muss, dass man die vorgeworfene Tat nicht begangen hat. Genau solche Fälle habe ich letzten bei Akte gesehen, wo die Betroffenen nachweislich nicht zu Hause waren und dennoch auf den Kosten der Abmahnung sitzengeblieben sind, weil hier ja der Anscheinsverdacht gilt (ich weiß nicht, ob das jetzt die richtige Bezeichnung dafür ist) . Das bedeutet eigentlich soviel wie, dass wenn man die IP-Adresse bekommt, die noch 30 Sekunden vorher ein Filesharer hatte, dann kann es passieren, dass man dafür abgemahnt wird. Warum? Nun die IP-Adressen kann man ja mit Namen versehen, allerdings ist für diese Namensgebung auch die Uhrzeit wichtig, und wenn die Uhr beim Anwalt auch nur 1 Minute vorgeht, dann kann es eben den treffen, der eventuell die IP-Adresse bekommen hat, die kurz davor noch ein Filesharer hatte. Und dann muss man nachweisen, dass man es nicht war, bloß wie soll man das machen?

Wen es noch interessiert, die meisten Abmahnungen sind immer noch für den illegalen Download von MP3 Dateien. Diese haben einen Anteil von knapp 43 Prozent an den Abmahnungen, mit 30 Prozent folgen die Spielfilme und mit knapp 22 Prozent die Pornofilme.

4 Gedanken zu „Immer mehr Abmahnungen im Umlauf

  1. Nimmt auf jeden Fall sehr kranke und auch nachdenkliche Züge an. Aber solange es die Gesetze erlauben wird es ausgenutzt. Ich denke, das unser Gesetzgeber so langsam mal gefordert ist diesem Geschäftsmodell (das ist es leider geworden) einen Riegel vorzuschieben.

  2. Habe vor kurzem gelesen, dass wegen einzelnen Musikdownloads eigentlich kein Prozess mehr gemacht werden darf, da es einfach zuviele machen. Wenn man jeden gleichzeitig anklagen würde, dann käme die Justiz nicht mehr hinterher, weshalb nur noch die großen Fische im Wasser bestraft werden sollen.

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